Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Dora Schäfer

 

Dora Schäfer erblickte am 23.8.1924 im Ludwig-Wilhelm-Krankenhaus (damalige Landesfrauenklinik) in Karlsruhe das Licht der Welt. Sie und die Geschwister Walter, geboren 18.5.1923, und Ruth, geboren 6.9.1929, verbrachten ihre Kindheit bei ihren Eltern Oskar und Meta Schäfer, geborene Kleinmeyer, in der Nowackanlage 7 in Karlsruhe. Der Vater betrieb eine Eiergroßhandlung, die in Verbindung mit Börsentermingeschäften der Familie einen gediegenen Wohlstand sicherten.

 

Mit der Machtergreifung durch die Nazis wurden 1933 Börsentermingeschäfte und die Geschäftsbeziehungen nach Ungarn, Belgien und Holland immer schwieriger, sodass die Firma unterging. Nach der "Reichskristallnacht" vom 9.11.1938 und der zunehmenden Bedrohung als jüdische Familie gelang es den Schäfers 1939 in die Niederlande zu emigrieren. Dort arbeitete Dora Schäfer ab 1941 in der Jüdischen Irrenanstalt "Het Apeldoornsche Bosch" in Apeldoorn, östlich von Amsterdam, als Krankenschwester. Ihre Adresse war Zwolscheweg 526.

 

Nach der Besetzung der Niederlande durch die Deutsche Wehrmacht wurde ab 1942 das frühere Flüchtlingslager Westerbork im Nordosten der Niederlande ein Durchgangslager für Juden. Dora und andere Krankenschwestern und Ärzte der Einrichtung wurden dorthin verschleppt und am 22.1.1943 nach Auschwitz deportiert.

 

Nach Aussage einer Mitgefangenen soll Dora Schäfer in der Krankenbaracke des "Stammlagers" Auschwitz an Ruhr gestorben sein. Ihr Todesdatum wurde später von einem deutschen Amtsgericht auf den 31. Dezember 1945 festgelegt, allerdings gibt das "Totenbuch von Auschwitz" den 19.2.1943 als Sterbedatum an. Ihre Schwester und Eltern wurden in Auschwitz vergast, der Bruder kam in einem Arbeitslager ums Leben.

 

Quelle: Doris Wagner-Schickle


 

Gerti Scharf

 

Gerti Scharf war Krankenschwester im Sammellager Mechelen in Belgien. Sie arbeitete dort im Krankenrevier. Heimlich versorgte sie die Inhaftierten mit Nachrichten von draußen und schmuggelte auch Kassiber. Was aus ihr wurde ist unbekannt.

 

Quelle: Régine Krochmal


 

Janny Scheele

 

Janny Scheele war eine niederländische Krankenschwester, über die sehr wenig bekannt ist. Sie schloss sich den Internationalen Brigaden in Spanien an und gehörte zur ersten Gruppe niederländischer Brigadisten für die Krankenversorgung. Im Oktober 1936 flog sie mit dem Arzt Gerrit Kastein und den Pflegekräften Trijntje Hulleman, Hennie Peeks, Hinke Kerner und Hartog Kan nach Spanien. Sie arbeitete dort in Murcia und später in Benicasim. Nach sechs Monaten kehrte Janny Scheele wieder in die Niederlande zurück.

 

Quellen: Internationaal Instituut voor Geschiedenis: sociale Nederlandse vrijwilligers in de Spaanse Burgeroorlog


 

Esther Schielaar

 

Die Krankenschwester Esther Schielaar wurde am 11.12.1919 in Rotterdam geboren. Sie arbeitete im "Nederlands-Israëlitisch Oude Mannen- en Vrouwenhuis" in der Nieuwe Kerkstraat 135 in Amsterdam. Am 3.3.1943 deportierten die Nazis die Bewohner und das Personal des Alten- und Pflegeheims. Esther Schielaar wurde am 30.11.1943 in Auschwitz ermordet.

 

Quelle: Joods Monument


 

Adolf Schilling

 

Adolf Schilling war Krankenpfleger und im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Trotz der eigenen Bedrohung setzte er seine gesamten Energien im Krankenrevier dafür ein, das Leben seiner Mithäftlinge durch seine Arbeit zu retten.

 

Quellen: Stanislav Zámecnik: Das war Dachau, Internationale Stiftung von Dachau, ISBN 978-3-596-17228-3; Joachim Schindler: ROTE BERGSTEIGER - Unterwegs auf ihren Spuren im Elbsandsteingebirge, AKuBiZ Pirna 2008. Enthält: Adolf Schilling - ein vergessener Bergsteiger und Widerstandskämpfer


 

Lena Schir

 

Von der Krankenschwester fehlen sämtliche Lebensdaten. Bekannt ist nur, dass die Jüdin bei den Internationalen Brigaden kämpfte.

 

Quelle: Martin Sugarman, AJEX - Jewish Military Museum


 

Lonny von Schleicher

 

Lonny von Schleicher war die Stieftochter von Kurt von Schleicher (ehemaliger Reichskanzler) und Elisabeth von Schleicher. Sie war vierzehn Jahre alt, als am 30.6.1934 um 12.30 Uhr im Rahmen des sogenannten Röhm-Putsches durch die SS auf ihre Eltern in der Villa in Babelsberg ein Attentat verübt wurde. Kurt von Schleicher war sofort tot, Lonnys Mutter kam schwerverletzt in das Krankenhaus Nowawes. Als die Tochter endlich erfuhr, wo ihre Mutter hingebracht worden war, war diese bereits verstorben.

 

Die nächste böse Erfahrung machte die Jugendliche mit dem braunen Regime auf dem Lyzeum Schloss Wieblingen. Die dortige Schulleiterin Elisabeth von Thadden wurde 1944 ermordet. Lonny von Schleicher konnte Nazideutschland nicht verlassen, da sie weder Geld noch einen Pass besaß. Der Pass wurde rundweg verweigert.

 

Lonny von Schleicher hasste die braunen Machthaber. Zu gerne hätte sie im Widerstand mitgewirkt und aktiv gegen die Mörder ihrer Eltern gekämpft. Sie galt aber als "verbrannt", dass heißt, dass sie seit der Ermordung ihrer Eltern im Visier der Gestapo war, also beschattet wurde. Konspirativ arbeitende Personen hätte sie akut gefährdet, sodass sie sich nicht dem Widerstand anschließen konnte.

 

Mangels Alternativen machte sie die Grundausbildung beim DRK (Deutsches Rotes Kreuz). Nach Kriegsbeginn arbeitete sie beim Oberkommando der Wehrmacht in der Sanitätsabteilung. Die Abteilung wurde aufgelöst, nachdem ihr Chef, General von Rabenau, wegen seiner Kontakte zum Widerstand verhaftet wurde. Sie sollte nun im Führerhauptquartier arbeiten, lehnte aber dankend sofort ab. Vermutlich ist es Verantwortlichen entgangen, wen sie beinahe ins Führerhauptquartier geholt hätten.

 

Stattdessen ging Lonny von Schleicher als Stabshelferin nach Paris, später arbeitete sie als DRK-Helferin in Berlin. Sie absolvierte eine Ausbildung beim DRK im Tropenlazarett. 1945 wurde sie nach Dänemark versetzt, wo Schiffe mit verletzten Soldaten landeten, die noch aus Russland herausgebracht werden konnten. Bei Kriegsende geriet sie in englische Gefangenschaft.

 

Nach dem Krieg arbeitete sie zunächst als Krankenschwester, später als Arzthelferin. Da sie im Prinzip durch die historischen Ereignisse eher unfreiwillig zur Krankenpflege kam, verließ sie konsequenterweise auch die Pflege und verdiente ihren Lebensunterhalt als Sekretärin. Später erreichte sie im Ullstein Verlag eine leitende Position.


 

Elsa Berta Schloss, geb. Rosenberg

 

Elsa Berta Schloss, geb. Rosenberg, wurde am 1.9.1892 in Dortmund geboren. Sie heiratete am 4.9.1923 in Mannheim den Kaufmann Franz Schloss, der am 23.4.1884 in Mannheim geboren wurde und am 23.7.1941 verstarb. Die Berufsausbildung von Berta Schloss ist unbekannt, aber sie und ihr Mann lebten ab dem 26.10.1940 in der Collinistr. 53 im Israelitischen Krankenhaus. Es ist also naheliegend, dass sie einen pflegerischen Beruf ausübte, zumal eine alte Fotografie sie in der Schwesterntracht zeigt, allerdings ohne Haube, was darauf hindeutet, dass sie als Hilfsschwester arbeitete. Laut ihrer Meldekarte lebte sie vom 23.01.1942 - 01.03.1943 in B 7, 3 im Altersheim. Elsa Berta Schloss wurde am 1.3.1943 nach Auschwitz verschleppt. Mit Wirkung zum 31.01.1945 erklärte das Amtsgericht Mannheim sie für tot.

 

Quellen: Karen Strobel, Stadtarchiv Mannheim - Institut für Stadtgeschichte


 

Tochter von Elsa Berta Schloss

 

Elsa Berta Schloss, geb. Rosenberg hatte eine Tochter. Es ist bis jetzt nicht bekannt, ob die Tochter Krankenschwester gelernt hatte. Sie emigrierte nach England und arbeitete dort in der Pflege. Der Vornamen und genauere Daten von ihr fehlen leider.

 

Quelle: Karen Strobel: Stadtarchiv Mannheim - Institut für Stadtgeschichte

 

 

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