Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Paul Grünewald

 

Paul Grünewald wurde am 15.1.1912 in Frankfurt am Main geboren und stammte aus einem sozialdemokratischen Elternhaus. Er wurde kaufmännischer Angestellter und trat dem Zentralverband der Angestellten, ZDA, bei. Außerdem gehörte er zunächst der SPD und Jungsozialisten, später der Sozialistischen Arbeiterpartei, SAP, und ab 1932 der Kommunistischen Partei Deutschland, KPD, an. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde er in einer Widerstandsgruppe aktiv. Durch Verrat wurden er und 30 Mitglieder seiner Widerstandsgruppe 1934 verhaftet. Nach dreieinhalb Jahren Haft wurde er am Entlassungstag erneut durch die Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald überführt.

 

Laut Vorschrift durften zunächst im Krankenrevier keine inhaftierten Krankenpfleger oder Ärzte arbeiten. Erst allmählich wurde diese Vorschrift durch massiven Arbeitskräftemangel gelockert. Dadurch gelangte Paul Grünewald ins Krankenrevier. Zunächst war er als politischer Häftling Schreiber des Lagerarztes. Später setzte man ihn auch als Pfleger und Obduktionsgehilfen ein. Paul Grünewald musste sich, ebenso wie alle anderen im Krankenrevier tätigen Häftlinge, seine medizinischen und pflegerischen Kenntnisse selbst aneignen.Er arbeitete aber mit Karl Krämer zusammen, durch den er sich auch pflegerisches Wissen aneignen konnte.

 

Man versuchte das Verbot, jüdische Häftlinge medizinisch zu versorgen, zu hintergehen. Häftlinge wurden geschützt, indem man ihre Entlassung hinauszögerte. Medikamentenbeschaffungsbögen wurden manipuliert, auf illegalen Wegen zusätzliche Medikamente oder Operationsbestecke besorgt, Papiere im Interesse der Patienten gefälscht. Das Taktieren mit den SS-Ärzten konnte gefährlich werden. In den Revieren wurde unter dem Schutz von Infektionskrankheiten, die die SS-Leute natürlich mieden, Widerstandsarbeit geleistet.

 

Sein Vater und seine Verlobte intervenierten immer wieder, bis Paul Grünewald Oktober 1940 probeweise aus dem KZ entlassen wurde. Mit seiner Entlassung endete sein pflegerisches Engagement. Er begann bei einer Firma für chemische Artikel für die Schuhindustrie zu arbeiten, die in den Kriesjahren als "kriegswichtig" wegen Reparaturen an Soldatenstiefeln eingestuft war.  Bald hatte er sich dort zum Abteilungsleiter hochgearbeitet.

 

Nach 1945 war er Betriebsrat, Mitbegründer der KPD Obertaunus und von 1948 bis 1952 Kreistagsabgeordneter der KPD im Obertaunus und Abgeordneter im Stadtparlament Oberursel. Außerdem engagierte er sich im  Internationalen Buchenwald Komitee und in der Aufarbeitung vom KZ Buchenwald und Nationalsozialismus.

 

Paul Grünewald starb am 20.10.1996 in Oberursel.

 

Quelle: Buchenwald. Ein Konzentrationslager, ISBN 3320007912; Wikipedia; Ein schmaler Grat - Widerstand im KZ Buchenwald - Ein Vortrag von Bernd Langer (2014)


 

Oskar Grünfeld

 

Oskar Grünfeld wurde am 25.8.1886 in Wien geboren. Er war mit Betty, geborene Herrmann verheiratet. Eigentlich war er kaufmännischer Angestellter. Doch auf der Deportationsliste vom "24. Osttransport" wurde als seine letzte Tätigkeit Krankenpfleger eingetragen. Zielort der Deportation am 9.12.1942 war Auschwitz, wo das Ehepaar ermordet wurde.

 

Als Todesdatum wurde der 31.3.1943 festgelegt. Für das Ehepaar wurde am 14.10.2014 Stolpersteine vor der Konstanzer Straße 62 in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf verlegt.

 

Quellen: Stolpersteine Charlottenburg-Wilmersdorf


 

Beile Betty (Berta) Grünspan

 

Beile Betty, genannt Berta, Grünspan wurde 1890 als zweites von sechs Kindern in Niedzybrodrie in Galizien geboren. Ihr Vater war der jüdische Kaufmann Hermann Grünspan. Nach Besuch der deutschen Schule half sie im Haushalt der Eltern.

 

Mit 17 Jahren begann sie in Wien eine Ausbildung zur Krankenschwester. Später arbeitete sie als OP-Schwester im Rothschildspital in Wien.

 

Im I. Weltkrieg pflegte sie verletzte Soldaten an der serbischen Front.

"Nebenbei" holte sie das Abitur nach und studierte von 1917 bis 1924 Medizin. Danach arbeitete sie als praktische Ärztin im Wiener Versorgungsheim. Nachdem sie sich mit der Psychoanalyse beschäftigt hatte, machte sie eine Lehranalyse und wurde 1937 Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung.

 

1933 wurde sie aus rassistischen Gründen beim Versorgungsheim gekündigt und arbeitete fortan in einem jüdischen Privatspital. Als 1938 die Nazis in Wien einmarschierten, emigrierte sie nach Palästina. In Haifa eröffnete sie 1941 eine psychoanalytische Praxis. Ab 1955 arbeitete sie als Ärztin in einem Kibbuz. Bis kurz vor ihrem Tode 1975 hielt sie noch Sprechstunden an der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses von Afula ab.

 

Quelle: Elke Mühlleitner: Biographisches Lexikon der Psychoanalyse, ISBN 3-89295-557-3; Psychoanalytikerinnen Biografisches Lexikon; Vienna Psychoanalytic Society The First 100 Years, ISBN-10: 3850331903, ISBN-13: 978-3850331906


 

Eugenia Grunsky (oder Gursky)

 

Von der jüdischen Krankenschwester aus den USA fehlen bisher die Lebensdaten. Sie kämpfte in den Internationale Brigade auf Seiten der Republikaner.

 

Quelle: Martin Sugarman, AJEX - Jewish Military Museum


 

Saeah (Suzanne) Grunstein

 

Von der Krankenschwester fehlen sämtliche Lebensdaten. Bekannt ist nur, dass die Jüdin bei den Internationalen Brigaden kämpfte und zur Jaroslav Dombrowski Brigade gehörte.

 

Quelle: Martin Sugarman, AJEX - Jewish Military Museum


 

Ilse Regine Gunz

 

Ilse Gunz wurde am 11.3.1912 in Augsburg geboren. Ihr Vater war der Justizrat Eugen Gunz, geboren am 15.4.1874 in Augsburg und die am 13.8.1887 in Wiesbaden geborene Mutter Dora, geborene Rosenstrauss. Sie hatte einen jüngeren Bruder, Franz Herrmann Ludwig, geboren am 21.1.1914.

 

Ilse besuchte die Maria-Theresia-Schule in Augsburg von 1924 bis 1928. Anschließend arbeitete sie als Büroangestellte in einem Augsburger Kaufhaus. Ab 1935 lebte sie in Berlin. Im Jüdischen Krankenhaus absolvierte sie die Ausbildung zur Krankenschwester.

 

Die Vermutung liegt nahe, dass sie die Schwesternausbildung begann, um Deutschland verlassen zu können. Krankenschwestern wurden gesucht, zum Beispiel in England. Es erhöhte die Chance auf ein Einreisevisum.

 

1935 gelang es ihrem Bruder, nach Palästina auszuwandern. Dort heiratete er Hanna, geborene Altberger, am 6.5.1918. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Ilses Bruder starb am 16.3.2001 als Zvi Gunz in Israel.

 

1939 hatte Ilse das lebensrettende Visum und konnte sich auch in Sicherheit bringen durch Emigration nach England. Dort arbeitete sie weiterhin als Krankenschwester.

 

Ihre Eltern wurden am 8.3.1943 vermutlich nach Auschwitz deportiert und gelten als verschollen. Ilse und ihr Bruder füllten für die Eltern bei YAD VASHEM das Erinnerungsblatt aus.

 

Ilse Gunz blieb anscheinend ledig. Sie starb mit 90 Jahren im April 2002 in London.

 

Quellen: Schülerinnen und Schülern des Maria-Theresia-Gymnasiums in Augsburg: Spurensuche Die jüdischen Schülerinnen und die Zeit des Nationalsozialismus an der Maria-Theresia-Schule Augsburg; YAD VASHEM; Geni.com


 

Emma H. Gutenberg

 

Zu dieser jüdischen Krankenpflegerin oder Krankenschwester existieren kaum Informationen. Emma H. wurde am 24.3.1894 in Darmstadt geboren. Sie war ledig und wohnte zuletzt in Darmstadt.

 

Im März wurden 1000 Menschen aus Darmstadt, Kreis Darmstadt, Worms, Kreis Worms, Bingen und Mainz im Sammellager Liebig-Schule in Darmstadt interniert, unter ihnen Emma H.  An ihrem 48. Geburtstag, den 24.3.1942, wurden diese Menschen nach Piaski deportiert, ein Durchgangsghetto. Die vorigen mehr als 3000 Bewohner des Ghettos wurden kurz zuvor ins Vernichtungslager Belzec verschleppt und ermordet.

 

Seit der Deportation gab es von Emma H. Gutenberg kein Lebenszeichen mehr. Es existiert kein Todesdatum.

 

Quellen: Statistik des Holocaust; Yad Vashem; Bundesarchiv Gedenkbuch


 

Lily Gutmann, geborene Fuld

 

Lily Hedwig Fuld wurde am 12.6.1923 in Frankfurt am Main geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Otto Fuld, geboren 22.3.1894 in Frankfurt am Main und Frieda, geborene Sander am 7.11.1893, auch in Frankfurt am Main. Lily war ihr einziges Kind, denn der zwei Jahre jüngere Bruder Albert starb mit fünf Jahren.

 

Bis zur sogenannten „Machtergreifung“ konnte Lily unbeschwert aufwachsen. Sie besuchte die Holzhausen-Grundschule. Ihr Vater, der mit einem Teilhaber eine Firma besaß, war in seiner Freizeit nicht nur ein begeisterter Fußballspieler bei Eintracht Frankfurt, sondern besuchte auch gerne die Spielwarenmesse in Nürnberg und brachte seiner geliebten Tochter immer schöne Spielsachen mit. Durch seine Firma hatte ihr Vater viele Geschäftsfreunde in Schweden. Dorthin hätte die Familie 1934 aufgrund ihrer Beziehungen auswandern können. Ihr Vater nahm die Chance nicht wahr. Er war in seiner Heimatstadt verwurzelt und er glaubte auch nicht, dass ihm etwas passieren könne. Schließlich hatte er am I. Weltkrieg teilgenommen und das Eiserne Kreuz erster Klasse erhalten.

 

Am 10.11.1938 wurde er eines Besseren belehrt. Er wurde verhaftet und vom 12. bis 30.11.1938 im KZ Buchenwald inhaftiert. Nach seiner Rückkehr versuchten ihre Eltern über England in die USA zu emigrieren. Es war zu spät. Aber für Lily bot sich die Chance, mit einem Kindertransport nach England zu entkommen. Schweren Herzens trennten die Eltern sich von ihrem Kind und am 21.6.1939 konnte die 16jährige Deutschland verlassen.

 

In England absolvierte Lily die Ausbildung zur Krankenschwester. Nach dem Krieg musste sie erfahren, dass ihre Eltern am 19.10.1941 nach Lodz deportiert wurden. Ihr Todesdatum ist unbekannt. 1948 heiratete sie einen Holländer Meijer und lebte in Scheveningen/Den Haag. 1952 bekam sie ihren Sohn Roy. In zweiter Ehe war sie mit Walter Gutmann verheiratet, einem ehemaligen Jugendfreund aus Frankfurt, und zog in die USA.

 

Quelle: Initiative Stolpersteine Frankfurt am MaIn 6. Dokumentation 2008


 

Foto: Ehepaar Guttmann, vermutlich 1940 in Frankreich (DÖW)

 

Auguste Guttmann

 

Die Krankenschwester Auguste Guttmann, geborene Spitzer, wurde am 4.8.1893 in Platt/Zellerndorf in Niederösterreich geboren. Sie war mit dem Elektiker und Chauffeur Fritz Guttmann, geboren am 15.3.1896 in Litschau, verheiratet.

 

Das Ehepaar gehörte der Kommunistischen und Sozialdemokratischen Partei Österreichs an und kämpfte ab 1937 in den Internationalen Brigaden in Spanien (siehe Internationale Brigade).

 

Auguste arbeitete als Krankenschwester in Villanueva de la Jara, dann in S'Agaró und ab dem 17. 8. 1938 in Pins de Vallès.

 

Nach der Katalonienoffensive mussten im Februar 1939 viele Brigadisten über die Grenze nach Frankreich fliehen, auch das Ehepaar Guttmann. 1939 gelangten auch Auguste und Fritz nach Frankreich. Das Ehepaar wurde im berüchtigten Sammel- und Durchgangslager Drancy 20 km nordöstlich von Paris inhaftiert. Am 30. 5. 1944 wurde Auguste mit dem Convoi 75 von Drancy nach Auschwitz deportiert, der dort am 2. 6. 1944 eintraf. Dort verliert sich ihre Spur. Auch ihr Mann wurde am 27.3.1942 mit dem Convoi 1 von Drancy nach Auschwitz deportiert und überlebte nicht.

 

Für Auguste Guttmann und ihren Mann existiert kein Sterbedatum.

 

Quelle: DÖW; YAD VASHEM


 

Ruth Guttmann, geborene Fröhlich

 

Die Krankenschwester Ruth Guttmann wurde am 8.2.1913 in Hildesheim geboren. Ihre Eltern waren Moritz Fröhlich und Rosa, geborene Rosenbaum. Sie hatte eine jüngere Schwester Ursula, Ulla gerufen, geboren am Ruth heiratete Salus Guttmann, geboren am 24.12.1903 in Schmalleningken. Vor ihrer Abreise wohnte und arbeitete Ruth in Berlin.

 

Mit ihrem Mann gehörte sie zu den Passagieren der "MS St. Louis". Dieses Schiff war am 13.5.1939 aus Hamburg auf Geheiß des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels mit etwa 1000 jüdischen Emigranten nach Kuba gestartet. Doch die kubanische Regierung erklärte plötzlich die Visa für das Land als ungültig. Die "MS St. Louis" durfte nicht am Pier des Hafens anlegen. Eine Landeerlaubnis scheiterte an den horrenden finanziellen Forderungen des Landes.

 

Daraufhin kreuzte die "MS St. Louis" vor Florida, doch auch die USA wiesen das Schiff ab. So musste die "St. Louis" die Rückfahrt nach Europa antreten.

An Bord drohte eine Massenpanik. Aus Angst vor der Deportation in Konzentrationslager erwägten die Passagiere einen Massensuizid oder Meuterei. Schließlich gelang es dem Kapitän Gustav Schröder und den Bemühungen jüdischer Hilfsorganisationen unter dem wachsenden öffentlichen Druck, Antwerpen statt Hamburg anfahren zu können, wo die Passagiere am 17.6.1939 das Schiff verließen. Belgien, Holland, Frankreich und Großbritannien erklärten sich zur Aufnahme der bedrohten Flüchtlinge bereit.

 

Ruth Guttmann und ihr Mann gehörten zu den 228 Flüchtlingen, die Großbritannien aufnahm. So entgingen sie dem Schicksal vieler Mitpassagiere, die in Holland, Frankreich und Belgien bald wieder von den Nazis überrollt wurden.

 

Ihr Mann meldete sich in Großbritannien zur englischen Armee, sie selber begann bald wieder in ihrem erlernten Beruf als Krankenschwester zu arbeiten. Das Ehepaar bekam ein Kind, doch die Ehe scheiterte und sie ließen sich scheiden. Salus Guttmann änderte seinen Namen in Steven Godwin und wanderte in die USA aus. Ruth Guttmann hieß später Ruth Bodman und blieb in England. Ihre Schwester entkam auch dem Naziterror und lebte in den USA.

 

Ruth Guttmann oder Bodman starb 1981 im Alter von 67 in Southhampton.

 

Quellen: United States Holocaust Memorial Museum: Voyage of the St. Louis; Geni

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