Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Kaatje Colthof, geb. Troostwijk
 

Kaatje Troostwijk wurde am 23.6.1901 in Zwolle in den Niederlanden geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Arnold Troostwijk, geboren am 16.12.1871, und Saartje de Leeuwe, geboren am 9.6.1877.

 

Sie war die Älteste von acht Geschwistern. Ihre Geschwister waren Salomon Isaak, geboren 1903, Marianne, geboren 1904, Stillborn, geboren 1905, Issac Salomon genannt Ivor, geboren 1907, Alexander, geboren 1908, Betsy, geboren 1912, und Abraham, geboren 1919. Alle wurden in Zwolle in der Provinz Overijssel geboren.

 

Wo Kaatje die Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte, ist nicht bekannt.

 

1929 heiratete die Krankenschwester in Zwolle den Kaufmann Zadok Colthof (Bruder von Levie Colthof, siehe dort), geboren am 30.6.1897 in Gorredijk.

 

1942 zogen Kaatje, ihr Ehemann mit den Eltern in Deventer in die Brink 24. Später mussten sie zwangsweise in das jüdische Ghetto in Amsterdam, Transvaalstraat 34 I, ziehen.

 

Der Mutter gelang es wahrscheinlich, sich in Amsterdam zu verstecken. Sie starb kurz vor der Befreiung durch die extremen Lebensumstände am 22.2.1945. Ihr Vater, Schwester Marianne, deren Ehemann und ihre beiden 6 und 15 Jahre alten Kinder, Abraham, seine Ehefrau und der zwei Monate alte Sohn, wurden deportiert und umgebracht.

 

Die Niederländerin Kaatje wurde im SS-Sammellager Mecheln als sogenannte Staatenlose registriert. Sie gehörte unter der Nummer 142 dem Transport XXIV an, der am 4.4.1944 zum KZ Auschwitz fuhr.

 

Kaatje Colthof wurde in Auschwitz im Juni 1944 ermordet.

 

Ihr Ehemann überlebte die Shoa und adoptierte nach der Befreiung Abrahams Tochter, die die Shoa überlebt hatte.

 

Quellen: Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne; http://shum.huji.ac.il/~dutchjew/genealog/ndbeli/7457.htm; geni.com; Yad Vashem https://www.struikelstenen-deventer.nl/oorlogsslachtoffers/joodse-slachtoffers/14-familiegeschiedenissen/81-familie-troostwijk


 

Levie Colthof

 

Levie Colthof wurde am 7.5.1896 geboren. Seine Eltern waren Josua, geboren am 10.5.1864 und Hanna, geborene van Leer am 4.10.1859.

 

Er hatte drei jüngere Brüder. Zadok, Spitzname Jacques, wurde am 30.6.1897, Reinier am 24.6.1899 und Benjamin Moshe am 3.1.1902 geboren. Die Familie lebte in Gorredijk in der Gemeinde Opsterland, wo auch alle zur Welt kamen.

 

Sein Bruder Reinier starb bereits als Säugling, Benjamin Moshe als Kleinkind und seine Mutter 1931. Der Vater kam im Durchgangslager Westerbork ums Leben. Zadok überlebte die Shoa.

 

Ursprünglich war Levie Lagerist. Wann und wo er die Ausbildung zum Krankenpfleger machte, ist unbekannt. Es könnte sein, dass er im Nederlands-Israelitisch Ziekenhuis in Amsterdam arbeitete, denn dort arbeitete im Büro der Waschküche Margaretha Dooseman, geboren am 3.5.1899. Von Beruf war sie Näherin.

 

Die Beiden heirateten 1923 in Amsterdam und bekamen ihre Tochter Roosje. Die Ehe scheiterte und sie ließen sich 1935 scheiden. Seine Exfrau wurde am 3.9.1943 in Auschwitz ermordet, die Tochter überlebte die Shoa.

 

Levie heiratete am 26.3.1941 ein zweites Mal die Buchhalterin Regina, geborene Drukker am 9.7.1907 in Amsterdam. Zuletzt wohnte das Ehepaar in der Valckenierstraat 35 II in Amsterdam.

 

Seine Frau wurde in Auschwitz am 3.9.1943 umgebracht. Ob sie zusammen mit Levie deportiert wurde, ist nicht bekannt. Levie Colthof wurde irgendwo in Polen ermordet, es gilt als Sterbedatum der 31.3.1944.

 

Quellen: Joods Monument; Yad Vashem; geni.com

 
Rosalia (Rosie) Csengeria, geb. Engel
 
Rosalia, auch Rosie gerufen, Engel, wurde am 25.4.1916 geboren. Sie heiratete am 2.8.1936 den Weinhändler Zvi Csengeri. Ob und welchen Beruf sie erlernt hatte, ist bis jetzt unbekannt.
 
Die gutsituierte Familie lebte in Budapest. Am 6.6.1937 gebar sie Zwillinge, ihre Töchter Yehudit und Lea. 1942 wurde ihr Ehemann zur Zwangsarbeit in die Ukraine verschleppt. Mit der deutschen Besetzung von Ungarn im März 1944 begannen sofort die Deportationen der jüdischen Bevölkerung.
 
Am 4. Mai 1944 wurde Rosalia mit ihren Töchtern zunächst in ein Zwischenlager deportiert, dann ins KZ Auschwitz. Yehudit und Lea entgingen ihrer sofortigen Ermordung aufgrund dessen, dass sie Zwillinge waren. Die KZ-Bestie Mengele führte in Auschwitz seine pseudowissenschaftlichen Untersuchungen an Zwillingen durch. Rosalia wurde es gestattet, ihre Zwillinge in das abgeschirmte Camp II zu begleiten, der Ort für Mengeles Menschenversuche. Sie arbeitete dort als Pflegerin.
 
Als sie versuchte, ihre Töchter vor Mengele zu schützen, injizierte er ihr Meningitisviren. Nach einer zweiten Injektion verlor sie ihr Gehör und ihr Sprachzentrum war gestört. Dreimal sollte sie in die Gaskammer geschickt werden und entkam knapp dem Tod. Anfang 1945 wurden die Häftlinge auf die Todesmärsche gejagt. Viele der Zwillinge blieben zurück, auch Rosalie und ihre Mädchen. Ende Januar wurden sie von der Roten Armee befreit. Rosalie hielt sich mit ihren Zwillingen zunächst in Katowice auf.
 
Als sie erfuhr, dass Miriam und Esther Mozes, ebenfalls Zwillinge die in Mengeles Gewalt gewesen waren, in der Nähe in einem Waisenhaus lebten, nahm sie die Mädchen auf und pflegte sie ein halbes Jahr, bis sie in der Lage war, mit den Mädchen in die Heimat zurückzukehren. Ihr Mann hatte wie durch ein Wunder ebenfalls den Holocaust überlebt. Das Ehepaar bekam später noch einen Sohn Michael. 1960 wanderte die gesamte Familie nach Israel aus.
 
Quelle: United States Holocaust Memorial Museum

 
Janina Czaja-Waluda, geb. Dobrowolska

 

Janina Czaja-Waluda wurde am 1.9.1921 in Osownicy nahe dem Fluss Bug geboren. Ihre Eltern waren Władysław Dobrowolska und Agnieszka, geborene Marcinkiewicz.

 

Während ihrer Schulzeit auf dem Staatlichen Frauengymnasium in Pinsk wurde ein sechsmonatiger Lehrgang für Erste Hilfe vom Polnischen Roten Kreuz angeboten, den sie erfolgreich abschloss.

 

Als siebzehnjährige Gymnasiastin erlebte sie 1939 einen Transport von Verwundeten und meldete sich daraufhin als Sanitäterin. Als Sanitäterin nahm sie dann am polnischen militärischen Widerstand gegen Deutschland teil.

 

In ihrem ersten Einsatz begleitete sie einen Sanitätszug von Przemyśl nach Lwiw (Lemberg). Lemberg oder Lwiw gehörte damals noch zu Polen. In Lwiw gab es ein provisorisches Krankenhaus. Die Sowjets verhafteten das gesamte Personal des Krankenhauses, Über vier Monate verbrachte Janina in Haft. Als sie nach ihrer Entlassung nach Hause kam, erfuhr sie, dass ukrainische rechtsextreme terroristische Banden ihre Eltern ermordet hatten.

 

1940 wurde sie erneut von den Sowjets verhaftet und musste Zwangsarbeit leisten. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion bekam der polnische General Władysław Albert Anders, der sich zu dieser Zeit in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befand, das Angebot, eine Polnische Armee aus polnischen Kriegsgefangenen der UdSSR zu bilden. Er nahm das Angebot an.

 

Daraufhin wurden alle Polen begnadigt, sodass Janina frei kam. 1941 trat sie der polnischen Armee von General Anders bei. Sie gehörte der 9. Infanteriedivision an. Da die Sowjetunion nicht gewillt war, die polnischen Verbände auf sowjetischen Boden entsprechend auszustatten, wurden sie weit weg eingesetzt. So arbeitete Janina in Kasachstan, Persien, Irak, Palästina, Syrien, Ägypten und Italien. Später betonte sie, dass die polnische Armee oft fern der Heimat nur für eins gekämpft hat: die Befreiung Polens.

 

In Teheran besuchte sie erfolgreich einen Krankenpflegekurs in Englisch, der vom Internationalen Roten Kreuz angeboten wurde. 1943 absolvierte sie einen sechsmonatigen Kriegschirurgiekurs im Englischen Krankenhaus Nr. 204 in Ismaili, Ägypten.

 

Sie nahm an der Schlacht um Monte Cassino im Mai 1944 teil und harrte auf ihren Sanitätsposten Tag und Nacht fast ohne Schlaf aus. In Polen gilt diese Schlacht als ein nationales Symbol für den Tod tausender polnischer Soldaten, die auf Seiten der Alliierten für die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus ihr Leben ließen.

 

Nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten wurde Janinas Armeeeinheit nach Großbritannien verlegt. Dort arbeitete sie im Krankenhaus und lernte ihren Mann Major Czaja kennen. Das Ehepaar bekam zwei Kinder, den Sohn Czesław und Tochter Jolanta. 1947 kehrten sie nach Polen zurück, wo sie als Soldatin der Armee unter dem Kommando von General Anders nicht willkommen war. Ein Medizinstudium wurde ihr verweigert und sie fand zunächst keine Arbeit. Schließlich konnte sie als Sanitätslehrerin bei den polnischen Pionieren arbeiten, die allerdings bei den Stalinisten ebenfalls nicht gut angesehen waren aufgrund ihrer Beteiligung an der Heimatarmee Armia Krajowa.

 

Unermüdlich trat sie nach dem II. Weltkrieg für die Rechte der polnischen Veteranen ein und erinnerte daran, dass Polen die viertgrößte Armee gegen Nazideutschland gestellt hatte. Keinem anderen Land war es gelungen, unter deutscher Besatzung eine funktionierende Armee aufzubauen und sie kritisierte immer wieder, dass diese Tatsache nicht ausreichend von den Alliierten gewürdigt wurde. Gleichzeitig organisierte sie für die Veteranen praktische Hilfen und Pflege.

 

1956 erlitt sie einen Schicksalsschlag, als ihr Ehemann starb. Nun musste sie sich mit ihren beiden Kindern, acht und ein Jahr alt, alleine durchbeißen. Ab 1957 konnte sie als Instrumentenschwester im Krankenhaus arbeiten. 1962 heiratete sie ihren Ehemann Waluda.

 

In der Arbeit machten sich bei ihr die Strapazen im II. Weltkrieg mehr und mehr bemerkbar und ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend, bis sie gezwungen war, ihre Arbeit aufzugeben. Ab 1973 erhielt sie eine Kriegsrente. 1987 beendete sie ihre Berufstätigkeit und zog nach Gdynia-Orłowo an die polnische Ostseeküste.

 

Auch im Ruhestand setzte sie sich unentwegt für die Veteranen ein. 2004 nahm sie als eine von vier Veteranen an den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Schlacht von Monte Cassino teil. Die persönliche Audienz bei Papst Johannes Paul II. schilderte sie als unvergessliches Erlebnis. Die Präsidentin der Veteranen Wejherowo Starosta wurde 85 Jahre alt. Zuletzt lebte sie in Gdynia.

 

Am Sonntag, den 21.5.2006 starb Jane Czaja-Waluda nach kurzer Krankheit.

 

Obwohl ihr lange in Polen unter den Stalinisten die Anerkennung versagt wurde, erhielt sie mehr als 30 Medaillen und Orden, unter anderem das Kreuz von Monte Cassino (1944), Stern von Italien (1946), Stern von Afrika (1946), Britische Kriegsmedaille (1946), Medaille der polnischen Armee 1939-1945 (1946), Goldenes Verdienstkreuz, Kommandeurskreuz des Ordens Polonia Restituta (1985), Medaille „Pro Memoria“ (2005), Kreuz der sibirischen Exilanten (2005). 1983 wurde sie vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes mit der Florence-Nightingale-Medaille ausgezeichnet.

 

Quellen:german-foreign-policy.com: Interview mit Janina Czaja-Waluda 30.05.2005; Centralne Archiwum Pielegniarstwa Polskiego


 
Margit Czernetz, geb. Kohn
 

Margit Kohn wurde am 25.9.1910 in Wien geboren. Ihre Familie kam ursprünglich aus Ungarn. Sie hatte acht Geschwister und wuchs eher in ärmlichen Verhältnissen auf.

 

Nach der Schulzeit arbeitete sie als Näherin und absolvierte gleichzeitig eine Fortbildungsschule. 1926 schloss sie sich den österreichischen Sozialisten an und engagierte sich als Bildungsreferentin.

 

1932 bis 1933 leitete sie das Kinderheim „Jugend in Not“ und erlernte anschließend den Beruf der Kinderkrankenschwester im Mautner Markhofschen Kinderspital. Nach der Ausbildung arbeitete sie im Rothschild Spital.

 

Ab 1934 wirkte sie aktiv im sozialistischen Widerstand Österreichs mit. Im Jahre 1938 musste sie nach England emigrieren. Dort heiratete sie 1939 Karl Czernetz.

 

Auch in England blieb sie durch den Club der Österreichischen Sozialisten politisch aktiv. Ihren Lebensunterhalt musste sie als Maschinistin verdienen.

 

Im Exil blieb sie vor dem Krieg nicht verschont. Sie berichtete über die Bombenangriffe auf London:

 

In der ersten Nacht, in der ich in London war, hat es grauenhafte Angriffe gegeben, und furchtbar viele Bomben sind gefallen. Wie ich überhaupt sechsmal bombardiert worden und verschüttet gewesen bin. Das erste Mal in East End, dann in Hampstead, dann sind wir auf der Oxford Street, da war ich mit meinem Mann zusammen, direkt bombardiert worden von oben, da sind Tiefflieger geflogen mit Maschinengewehren und haben auf der Oxford Street die Leute abgeschossen....... Dann habe ich die V2 und V1 erlebt....... Die V1 hat schreckliche Zerstörungen zuwege gebracht, aber die V2 hat ganze Straßen niedergelegt.“

 

Das Ehepaar Czernetz kehrte 1945 nach Österreich zurück.

 

Frau Czernetz arbeitete nicht mehr in der Pflege, sondern widmete sich dem Aufbau der SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs) und übernahm politische Ämter, überwiegend im Bildungsbereich.

 

Margit Czernetz verstarb am 2.1.1996 in Wien.

 

Quellen: Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie; Wikipedia; wikiwand.com; www.geschichtewiki.wien.gv.at/Margit_Czernetz


 

Fajga Czupper, geb. Cukierman

 

Fajga Cukierman wurde am 3.11.1916 in Siedlec in Polen geboren. Ihr Ehemann war der Bergmann Samuel Czupper, geboren am 29.4.1916 in Wien.

 

Sie hatte zwei Berufe, Schneiderin und Krankenschwester.

 

Nach der Besetzung Belgiens wurde sie als staatenlos erklärt und in das SS-Sammellager Mecheln gesperrt.

 

Mit dem Transport XVIII verschleppten die Nazis das Ehepaar am 15.1.1943 unter der Nummer 640 und 641 nach Auschwitz-Birkenau.

 

Es ist zu befürchten, dass Fajga und Samuel Czupper nicht überlebten.

 

Quellen: Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne; Yad Vashem

 
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