Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Claartje (Klara) van Aals

 

Claartje hieß eigentlich Klara, aber sie mochte den Namen nicht und wurde auch nur Claartje gerufen. Sie wurde 1922 in Utrecht geboren (laut Joods Monument am 16.9.1922, laut Yad Vashem am 14.9.1922). Ihre Eltern waren Izaak van Aals und Naatje de Leeuw. Claartje hatte eine Stiefschwester namens Marianne. Ihr Vater besaß den Traum aller Kinder, ein Süßwarengeschäft in Utrecht, über dem die Familie auch wohnte. Als Claartje elf Jahre alt war, starb ihre Mutter, worunter sie wohl sehr gelitten hatte. In ihrer Freizeit war sie als begeisterte Schwimmerin in einem Schwimmverein.

 

Nach der Schule konnte Claartje nicht auf die Krankenpflegeschule, weil sie mit 16 Jahren noch zu jung war. So jobbte sie erstmal bei der Eisenbahn, wo sie sich mit Aagje Kaagman anfreundete. Im November 1940 verlor Claartje dort auf Weisung der deutschen Besatzer aus rassistischen Gründen als Jüdin ihre Arbeit, die niederländische Bahn zahlte ihr aber heimlich das Gehalt weiter. Am 23.12.1940 begann Claartje in „Het Apeldoornse Bos" in der Pflege zu lernen und zu arbeiten.

 

Sie schrieb ihrer Freundin Aagje lange Briefe, die erhalten blieben und zusammen mit ihren Tagebucheinträgen später veröffentlicht wurden. In diesen Briefen setzte sie sich mit ihrer Arbeit als Krankenschwester in „Het Apeldoornse Bos" auseinander, was ihr besonders anfangs sichtlich schwerfiel. Aber sie berichtete ihrer Freundin auch von ihrem Freund Arno, den sie dort kennenlernte.

 

Ihre Freundin Aagje informierte sie in einem Brief vom 21.1.1943 auch über ihre bevorstehende Deportation. Sie schilderte, dass die Hälfte der Beschäftigten sich der Deportation entzogen hätten, weil sie geflohen und untergetaucht waren. Auch sie hätte untertauchen können, fühlte sich aber verpflichtet, ihre Patienten zu begleiten und wollte sich nicht von ihrem Freund trennen. Ein letztes Lebenszeichen erhielt die Freundin von Claartje durch einen kurzen Brief aus dem Sammellager Westerbork.

 

Am 5.2.1943 wurde die zwanzigjährige Claartje van Aals in Auschwitz ermordet.

 

Quelle: „Als ik wil kan ik duiken...; brieven van Claartje van Aals, verpleegster in de joods psychiatrische inrichting Het Apeldoornsche Bosch, 1940-1943“, ISBN-10 906005475X, ISBN-13 978-9060054758; Joods Monument; Yad Vashem


 

Janina „Julia” Abczynska

 

Janina Abczynska wurde am 15.6.1883 in Trabin im Bezirk Rypin geboren. Ihre Eltern waren Henryk und Romany geborene Ostrowsk. Sie war Krankenschwester des Polnischen Roten Kreuzes. Als Freiwillige arbeitete sie während des I. Weltkrieges im Sanitätsdienst.

 

Polen war das einzige Land gewesen, was unter deutscher Besatzung eine Armee, die Armia Krajowa, aufbauen konnte. Am 1.8.1944 begann in Warschau die militärische Erhebung der Armia Krajowa gegen die deutschen Besatzungstruppen. 63 Tage kämpften die Polen verbissen um ihre Freiheit und ihr Überleben, bis sie angesichts ihrer militärischen Unterlegenheit kapitulieren mussten. Stalin hatte das gleiche Interesse an Polen wie Hitler: Polen sollte als souveränes Land zerstört, das polnische Volk versklavt werden. Deshalb blieb die Rote Armee tatenlos und verweigerte der Armia Krajowa jegliche Unterstützung, auf die die polnische Heimatarmee gesetzt hatte, obwohl sie dazu in der Lage gewesen wäre. Die Rote Armee sah von einer Anhöhe aus zu, als die Wehrmacht nach der Kapitulation ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübte und Warschau fast vollständig zerstörte.

 

Janina Abczynska war eine der vielen Krankenschwestern, die ihre Arbeit in den Dienst der Armia Krajowa stellte. Im Warschauer Aufstand organisierte sie die Sanitätsdienste des Warschauer Bezirkskommandos der Armia Krajowa mit. Die Krankenschwester starb während der deutschen Bombardierung, die auch vor Krankenhäusern und Einrichtungen des Roten Kreuzes nicht Halt machten, bei ihrer Arbeit unter den Trümmern eines Krankenhauses am 30.8.1944 in Warschau. Später wurde sie mit dem Krzyzem Walecznych, dem Kreuz der Tapferkeit, geehrt.

 

Quelle: Muzeum Powstania Warszawskiego; "Slownik uczestniczek walki o niepodleglosc Polski 1939-1945. Polegle i zmarle w okresie okupacji niemieckiej", H. Michalska, M. Stopien, B. Tazbir-Tomaszewska, Warszawa 1988


 

Dr. phil. Erna von Abendroth

 

Die am 4.2.1882 in Ostritz in der Oberlausitz geborene Erna von Abendroth besuchte zunächst ein Lehrerinnenseminar und arbeitete als Volksschul- und Hauslehrerin. 1910 machte sie beim Albertverein eine freiwillige dreimonatige Schulung zur Krankenpflege mit. Im I. Weltkrieg war sie im Kriegseinsatz und legte 1916 die staatliche Krankenpflegeprüfung ab.

 

1918 studierte sie an der Technischen Hochschule in Dresden und an der Universität Leipzig. 1921 promovierte sie als erste deutsche Krankenschwester zum Dr. phil. mit der Dissertation "Der Beruf der Krankenpflegerin mit besonderer Berücksichtigung der sächsischen Verhältnisse".

 

Ab 1922 leitete sie den Aufbau der Städtischen Schwesternschaft Dresden und wurde dort 1923 Oberin. 1924 rief sie die "Sächsische Oberinnen-Konferenz" ins Leben. Sie war auch Leiterin der Kinderklinik des Johannstädter Krankenhauses und gründete dort eine vorbildliche Krankenpflegeschule mit dreijähriger Ausbildung.

 

1932 wurde das Krankenhaus und die Schwesternschule wegen sinkender Steuereinnahmen (Weltwirtschaftskrise) geschlossen. Erna von Abendroth verließ 1933 Dresden. Obwohl sie als konservativ und politisch eher rechtsorientiert galt, lehnte sie es ab, Funktionen in der NS-Schwesternschaft übernehmen zu müssen. Um eine direkte Konfrontation zu vermeiden, zog sie sich ins Privatleben zurück.

 

Obwohl sie nicht als entschiedene Regimegegnerin auftrat, so ließ sie sich im Gegensatz zu vielen anderen Krankenschwestern gerade in gehobenen Positonen des DRK´s, wie beispielsweise Luise von Oertzen, oder BOKD, wie beispielsweise Amalie Rau, nicht vor den braunen Karren spannen oder von den Nazis vereinnehmen. Sie versorgte in diesen Jahren in erster Linie ihre blinde Mutter, übernahm Vorträge und Studienreisen, überwiegend in die USA, und "jobbte" kurzfristig als Vertretung für Oberinnen.

 

1941 trat sie in die DRK-Schwesternschaft für Übersee in Berlin ein. Anscheinend erwog sie, eventuell in Afrika eine neue Aufgabe zu suchen. In Straßburg geriet sie mit dortigen DRK-Kräften in amerikanische Gefangenschaft.

 

Im April 1946 übernahm sie den Wiederaufbau und die Leitung der Werner-Schule in Göttingen des DRK, die in Berlin ausgebombt worden war. Mit Elsbeth Heise bemühte sie sich auch um den Wiederaufbau berufsständischer Vertretungen und gründete mit ihr 1948 die DSG (Deutsche Schwesterngemeinschaft) in Hannover. 1951 setzte sie sich zur Ruhe.

 

Erna von Abendroth starb am 26.9.1959 in München.

 

Quellen: Biographie von Ruth Venske aus Freiberg 1999 (Manuskript)


 

Julia Abertyńska

 

Zu dieser polnischen Krankenschwester existieren keine genauen Daten und Informationen. Sie gehörte dem Polnischen Roten Kreuz an und zur Sanitätseinheit „Bakcyl“ der Armia Krajowa während des Warschauer Aufstandes.

 

Sie arbeitete im Szpital Ujazdowski, einem polnischen Militärkrankenhaus. Am 5.8.1944 wurde das Gebiet um das Krankenhaus von der Wehrmacht eingenommen, die die Evakuierung des Krankenhauses erzwang. Ein schwieriges Unternehmen mit über 1400 Menschen, darunter zahlreichen Schwerverletzten. Obendrein beschlagnahmten die Deutschen widerrechtlich bei der Evakuierung Nahrungsmittel, Medikamente, Verbandsmaterial, Wertgegenstände und Geld.

 

Die Evakuierten kamen in Gebäuden der Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in der ul. Chełmskiej 19 unter. Mit Hilfe der Ordensschwestern und Bevölkerung wurden die Gebäude so ausgestattet, dass wieder ein Krankenhausbetrieb möglich war.

 

Obwohl das Behelfskrankenhaus eindeutig mit den Symbolen des Roten Kreuzes gekennzeichnet war, wurde es am 30.8.1944 bombardiert.

 

Julia Abertyńska starb an diesem Tage auf der Straße vor dem Krankenhaus.

 

Quellen: Muzeum Powstania Warszawskiego; Encyklopedia Medyków Powstania Warszawskiego; Wikipedia (pl)


 

Paul Abraham

 

Paul Abraham wurde am 18.12.1886 in Berlin geboren. Er stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Berlin.

 

Er hatte studiert und war Rechtshistoriker an der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

 

Paul war ledig und wohnte zuletzt in Berlin am Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee 138-139.

 

Zur Pflege kam er im I. Weltkrieg. Nachdem er vom Militärdienst befreit war, machte er auf eigene Kosten eine Pflegeausbildung und meldete sich 1915 freiwillig als Krankenpfleger zum Heeresdienst. Am 11.11.1918 verkündeten um elf Uhr Trompetensignale an den Fronten den sofortigen Waffenstillstand und augenblicklich begannen viele Soldaten den Heimweg. Paul versah weiter seinen Dienst und kehrte erst im Februar 1919 nach Berlin zurück.

 

Damit endete seine Tätigkeit in der Pflege und er widmete sich wieder seiner wissenschaftlichen Arbeit.

 

1939 wurde er aus rassistischen Gründen entlassen.

 

Anschließend arbeitete er zunächst in einer jüdischen Wohlfahrtseinrichtung. Ab 1942 musste er in der Firma Kurt Seidel Zwangsarbeit leisten. Diese Firma in Berlin-Schöneberg, Bülowstrasse 66 stellte Militärausrüstungen aus Leder und Segeltuch her und Überzüge aus Segeltuch, Kunstleder und Kunstseide. Bereits 1938 / 1939 wurden Juden die Führerscheine und Kraftfahrzeugscheine entzogen, ab dem 16.2.1942 durften sie öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr benutzen. Das hieß für Paul, dass er bei Wind und Wetter anderthalb Stunden zur Arbeit laufen musste bei unzureichender Ernährung, nach dem harten Arbeitstag den gleichen Weg zurück.

 

Am 26.2.1943 wurde er unter der Nummer 273 mit dem sogenannten 30. Osttransport nach Auschwitz deportiert. In diesem Transport befanden sich 1100 Menschen. Als zusätzliche Demütigung wurde auf der Transportliste angegeben, dass er angeblich Arbeiter ohne erlernten Beruf sei, was seine Überlebenschancen in Auschwitz zusätzlich verschlechterten.

 

 

Offiziell gilt Paul Abraham als verschollen und wurde 1945 für tot erklärt.

 

Quelle: YAD VASHEM; Jüdische Miniaturen, ISBN-10: 3942271044, ISBN-13: 978-3942271042; http://statistik-des-holocaust.de


 

Alina Stanisława „Alina“ Abramczuk

                                                                                                                                                                                                                                                                              

Alina wurde am 16.11.1924 in Korczew geboren. Ihre Eltern hießen Stanisław und Wanda. Eventuell kam sie aus der Stadt Zduńska Wola, denn auf einer Homepage aus dieser Stadt entdeckte ich eine Gedenkseite, auf der auch ihr Name steht.

 

 

Es ist nicht klar, ob Alina Krankenschwester, Pflegehelferin oder Sanitäterin war.

 

Sie gehörte unter dem Decknamen Alina der Armia Krajowa an und war im Warschauer Aufstand aktiv. Ihre Einheit war die "Żaglowiec". Zug 201, die im Warschauer Bezirk Żoliborz operierte.

 

Es ist bekannt, dass sie in deutsche Gefangenschaft geriet unter der Kriegsgefangenennummer 46690. Ab da verliert sich ihre Spur, es gibt keinerlei Informationen zu ihrem Verbleib.

 

Das ist kein Einzelfall. Im Warschauer Aufstand wurden etwa 5000 Krankenschwestern und Krankenpfleger getötet oder gelten seitdem als vermisst. Auch das Schicksal der damals 21jährigen Alina Stanisława Abramczuk konnte bisher nicht aufgeklärt werden.

 

Quellen: Bożena Urbanek Pielęgniarki i sanitariuszki w Powstaniu Warszawskim w 1944r. Warszawa 1988; Korzenie pamięci; Encyklopedia Medyków Powstania Warszawskiego; https://zdunskawola.pl/zdunskowolanie-w-powstaniu-warszawskim/


 

Miron Erastovitsch Abramov

 

 

Miron Erastovitsch Abramov wurde 1924 in Makijivka, Gebiet Donec’k in der Ukraine geboren. Er wuchs in einer Arbeiterfamilie in ärmlichen Verhältnissen auf. Als 1941 der deutsche Überfall auf die Sowjetunion erfolgte, ließ er sich wegen einer schweren Erkrankung seines Vaters nicht evakuieren. Im April 1942 wurde er während einer Razzia auf einem Marktplatz aufgegriffen und zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie nach Weimar verschleppt.

 

Dort schloss der Jungkommunist sich einer Widerstandsgruppe von Ostarbeitern an. Am 18.10.1944 verhaftete ihn die Gestapo aufgrund einer Denunziation eines anderen russischen Zwangsarbeiters wegen Sabotage. Im Gefängnis wurde der Jugendliche gefoltert, verriet aber niemanden. Danach wurde er in das KZ Mauthausen eingewiesen. Den Transport dorthin konnte er relativ unbeschadet überstehen, weil Österreicher unterwegs verbotenerweise Nahrungsmittel in die Waggons warfen. Da Abramov zu diesem Zeitpunkt glaubte, dass es Deutsche waren, differenzierte er zwischen den Nazideutschen und den Deutschen, die unterwegs Mitleid mit den Gefangenen zeigten.

 

Im KZ Mauthausen nahm er sich vor: „Bei der Befreiung werde ich ein Leninporträt bei mir haben.” Hintergrund war ein Zehnrubelschein mit einer Abbildung von Lenin, die Abramov die ganze Zeit versteckte und mit sich trug. Das Bild von Lenin auf dem Geldschein hielt ihn hoch, war sein ganzer Stolz. Doch als er durch die Gestapo verhaftet wurde, musste er den Rubelschein heimlich verschlucken, um nicht als Komsomolze enttarnt zu werden.

 

Im Konzentrationslager bekam er mit seiner Sträflingskleidung die Häftlingsnummer 91501 und den roten Winkel mit einem R für Russe. Zuerst musste Abramov im Steinbruch arbeiten, dann kam der Berufsfremde ins Krankenrevier als Pfleger. Bei seiner Befreiung warnte ihn der Lagerarzt, genannt Onkel Sascha, unter dem Abramov gearbeitet hatte, davor, sich satt zu essen. Denn die amerikanischen Soldaten versorgten die Häftlinge großzügigst mit Essen, doch der Organismus der ausgemergelten KZler konnten dieses Nahrungsangebot nicht mehr bewältigen. Viele Befreite starben dadurch.

 

Seine Befreiung endete erst einmal abrupt für zwei Monate in einem sowjetischen „Filtrierungslager“ in der Tschechoslowakei. Denn der sowjetische Diktator Josef Stalin hatte 1942 per Dekret jeden sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter zum Vaterlandsverräter oder Kollaborateur erklärt. Ein völlig absurder Vorwurf, denn die Menschen hatten in der Regel keine Möglichkeit, sich gegen ihre Gefangennahme und Deportation zu wehren. Als unbelastet galt nur, wer zum Zeitpunkt seiner Verschleppung nach Deutschland unter 15 Jahre alt gewesen war. Miron Erastovitsch Abramov kam aber mit knapp 18 Jahren nach Weimar.

 

In den Filtrierungslagern wurden die Betroffenen von Geheimdienstoffizieren registriert, befragt und überprüft. Bei dem geringsten Verdacht der "Feindbegünstigung" drohte ein Arbeitslager in Sibirien. Doch auch wer wie Abramov, zwangsverschleppt, wegen Widerstandsarbeit inhaftiert, in seine Heimat entlassen wurde, war wegen seines Aufenthalts in Deutschland bleibend benachteiligt und wurde in seinem beruflichen Fortkommen behindert. Erst ab 1990 wurden die Betroffenen offiziell rehabilitiert und konnten über ihre Verschleppung reden. Ab 1995 erhielten sie dann einen Opferstatus und Vergünstigungen.

 

Im Juli 1945 konnte Abramov endlich nach Makijivka zurückkehren und seine Schule beenden. Auch er musste Benachteiligungen hinnehmen. Zwar durfte er ab 1946 an der Wirtschaftsuniversität in L’viv studieren. Er bekam auch danach in Zaporižžja in der Ukraine Arbeit, aber ihm wurde jahrelang die Aufnahme in die KPdSU verweigert. Das war für den überzeugten Kommunisten eine demütigende Geschichte. Erst 1955 wurde er aufgenommen. Bis 1985 leitete er die Hauptverwaltung für Handel in Zaporižžja. Seine pflegerische Tätigkeit blieb also auf das Krankenrevier im KZ Mauthausen beschränkt.

 

Quellen: Alena Kozlova und Maria Scherbakova, Mauthausen Survivors Documentation Project des Institutes für Zeitgeschichte der Universität Wien


 

Mathilda Abramovitch, geb. Rosenfeld

 

Mathilda Rosenfeld wurde am 9.2.1903 in Cleg geboren. Eine Ortschaft dieses Namens konnte ich leider nicht ermitteln.

 

Die jüdische Krankenpflegerin oder Krankenschwester wurde von den Nazis als staatenlos erklärt, wodurch sich auch ihr Herkunftsland nicht ermitteln lässt. Das war ein übliches Verfahren der Nazis, ihre Opfer als staatenlos zu erklären, damit Herkunftsländer für die Opfer keinen Einspruch oder Protest einlegen konnten. Deutsche Jüdinnen und Juden im Ausland wurden ebenfalls als Staatenlose registriert. Der Vor- und Mädchenname könnte ein Hinweis sein, dass sie ursprünglich aus dem deutschsprachigen Raum stammte.

 

Mathilda war mit Samuel Abramovitch verheiratet.

 

Der Kohlearbeiter Samuel wurde am 9.1.1897 in Bralac geboren. Auch diesen Ort konnte ich nicht finden. Entweder waren die Orte falsch niedergeschrieben worden oder das Ehepaar wollte seine Herkunft verschleiern. Auch bei ihm stand in der Transportliste staatenlos, sodass auch sein Heimatland unbekannt blieb.

 

Das Ehepaar hielt sich vor der Festnahme in Belgien in Mellet bei Charleroi auf. Die Umstände ihrer Gefangennahme sind unbekannt. Beide wurden auf jeden Fall im SS-Sammellager Mechelen registriert.

 

Die Nazis verschleppten sie mit dem XI. Deportationszug. am 26.9.1942 nach Auschwitz. Samuel erhielt die Transportnummer 2242, Mathilda die Nummer 2243. Es war der größte Deportationszug von Mechelen nach Auschwitz. 1742 Menschen wurden mit diesem Zug deportiert, darunter 467 Kinder unter 15 Jahren. Der jüngste Deportierte war 9 Monate und der älteste 86 Jahre alt.

Fast alle Frauen und Mädchen wurden bei der Ankunft im KZ Auschwitz in die Gaskammern getrieben und ermordet. Da Samuel nicht in Auschwitz registriert wurde, muss man annehmen, dass auch ihn das Schicksal ereilte.

 

Es muss davon ausgegangen werden, dass Mathilda Abramovitch und ihr Mann Samuel in Auschwitz ermordet wurden, da von ihnen weitere Lebenszeichen fehlen.

 

Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne; weitere Quellen YAD VASHEM.


 

Rose Abramson

 

Von der Krankenschwester fehlen genauere Lebensdaten. Rose wurde 1899 oder 1900 geboren und war während ihres Einsatzes bei den Internationalen Brigaden ledig.

 

Sie stammte aus Kalifornien und wohnte vor ihrer Abfahrt nach Spanien in 16 Piedmont Avenue, Berkley an der Bucht von San Franzisco. Die Nordamerikanerin gehörte zur Abraham Lincoln Brigade.

 

In Spanien kam sie am 4.6.1937 an und arbeitete im Murcia Hospital für den Service Sanitaire.

 

Angeblich soll sie verdächtigt worden sein, schlechte Arbeit zu leisten, undiszipliniert und eine Spionin zu sein.

 

Solche Verdächtigungen müssen sehr vorsichtig betrachtet werden, denn die strammen Kommunisten aus dem stalinistischen Lager operierten gerne mit solchen Anschuldigungen, um die Interbrigadisten auf den sowjetischen Kurs zu pressen und sorgten damit bei den Internationalen Brigaden für viel Unruhe und sogenannte „Säuberungen“. Denunziationen waren nicht selten und richteten sich vor allem gegen diejenigen, die den Stalinismus ablehnten. Beispielsweise waren unter den Interbrigadisten auch Demokraten, Liberale, Sozialdemokraten, Sozialisten, Anarchisten oder auch Kommunisten, die mit dem System in der Sowjetunion nicht einverstanden waren. Zahlreiche Juden kämpften auf der Seite der Republikaner, um sich gegen den Antisemitismus der Faschisten zu wehren. Viele Pflegekräfte kamen oft auch aus rein humanitären Gründen oder christlicher Überzeugung nach Spanien.

 

Stalins Verhalten zu Spanien und den Internationalen Brigaden war ausgesprochen ambivalent. Kein Wunder, denn viele spanische Linke fühlten sich eher zu den Anarchisten oder Trotzkisten hingezogen, also die, die Stalin in der Sowjetunion bekämpfte. Im September 1936 wurde z.B. ein sowjetischer General vom russischen Geheimdienst NKWD nach Spanien entsandt, um „linke Abweichler“ aufzuspüren und zu eliminieren.

 

Die Anschuldigungen gegen Rose erwiesen sich wohl als völlig haltlos, denn 1938 wurden die Vorwürfe entkräftet.

 

Aus Krankheitsgründen kehrte sie aber bereits mit dem Schiff Champlain am 23.2.1939 in die USA zurück.

 

Ob ihre Erkrankung mit den persönlichen Angriffen auf sie zusammenhing, konnte ich nicht ermitteln.

 

Im II. Weltkrieg arbeitete sie für die amerikanischen Streitkräfte ebenfalls als Krankenschwester. Das widerspricht allerdings sehr den Beschuldigungen.

 

Quelle: Martin Sugarman, AJEX - Jewish Military Museum und Archiv der Abraham Lincoln Brigade; Fernanda Romeu Alfaro “Mujeres en las Brigadas Internationales"; https://internationale-frauen-im-spanischen-krieg-1936-1939.de/

 


 

Robert Abshagen

 

Der Hamburger Versicherungsangestellte Robert Abshagen, geboren am 12.1.1911, trat 1931 in die KPD ein. Später arbeitete er auch als Seemann und Bauarbeiter.

 

Nach dem Verbot der KPD 1933 wirkte er politisch im Untergrund weiter. Er wurde mehrmals verhaftet und kam nach der Verbüßung einer Zuchthausstrafe in das KZ Sachsenhausen. Dort arbeitete der Berufsfremde im Krankenrevier als Pfleger.

 

Nach seiner Entlassung 1939 setzte er seine Widerstandsarbeit fort. In der auch nach ihm benannten Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe (siehe auch Erna Behling) knüpfte er vor allem als Verbindungsmann Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen in Berlin, Sachsen, Thüringen und dem Ruhrgebiet. Am 19.10.1942 wurde er erneut verhaftet.

 

Am 2.5.1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Robert Abshagen wurde am 10.7.1944 in Hamburg hingerichtet.

 

Quellen: Die Bästlein-Jacobs-Abshagen Gruppe: Ein Beispiel des kommunistischen Widerstands in Hamburg im „Dritten Reich" (von Kathleen Marowsky); Wikipedia; Puls, Ursula: Die Bästlein-Jacob-Abshagen Gruppe. Bericht über den antifaschistischen Widerstandskampf in Hamburg und an der Wasserkante während des zweiten Weltkriegs, Berlin 1959


 

 

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