Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Alice Fink, geborene Redlich

 

Alice Redlich wurde am 12.8.1920 in Berlin geboren und lebte in Berlin-Schöneberg. Ihre Eltern waren der Verkäufer Georg Redlich und Ella, geborene Messer. Sie hatte einen jüngeren Bruder, Heinz Alfred, geboren am 9.6.1923. Im April 1927 wurde sie in die 13. Volksschule in der Hohenstaufen Straße eingeschult. In der Nähe, in der Synagoge der Münchener Straße, lernte sie hebräisch. Mit zwölf Jahren wechselte sie zum Chamisso-Lyceum. Rabbiner Manfred Swarsensky erteilte nun ihr und ihrem Bruder Heinz mit anderen Jugendlichen Religionsunterricht. Neben den religiösen Inhalten wurde zunehmend die politische Situation Gesprächsthema.

 

1935 musste sie als Jüdin die Schule verlassen. Daraufhin ließ sie sich nach Praktikum und Haushalts-Schule zur Säuglingspflegerin ausbilden. Nachdem sie 1938 die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte, bemühte sie sich angesichts der sich ständig verschärfenden Situation im Nazideutschland um eine Auswanderung. Kein leichtes Unterfangen, denn die Familie war nicht vermögend. Da erhielt sie durch Vermittlung ihres Cousins eine Zusage für einen Ausbildungsplatz als Krankenschwester vom Londoner „Miller Hospital“.

Am 9.11.1938 konnte Alice Redlich mit einem Schiff Deutschland verlassen. Zurück blieb ihre Familie. Doch ihr Vater machte sich erstmal keine allzu große Sorgen. Er war Mitglied des "Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten". Er hatte im I. Weltkrieg gedient und war mit dem „Eisernen Kreuz“ ausgezeichnet worden. Ihr Bruder Heinz bereitete sich durch ein Ausbildungslager auf seine Auswanderung nach Palästina vor.

 

Der Ausbruch des Krieges 1939 bedeutete für Alice Redlich einschneidende Veränderungen. Der Kontakt zu ihrer Familie brach ab. Außerdem wurde sie in England ein "Enemy Alien", ein „feindlicher Ausländer“ und verlor ihre Anstellung. Nach Intervention ihrer Oberin konnte sie aber ihre Ausbildung fortsetzen und 1942 ihr Staatsexamen ablegen. Sie arbeitete anschließend als Stationsschwester im Krankenhaus Hampstead.

 

Als sich der Zusammenbruch der braunen Diktatur andeutete, versuchte die Krankenschwester, so schnell wie möglich nach Deutschland zu kommen, um nach ihren Eltern und Bruder zu suchen. Aber als "Enemy Alien" erhielt sie zunächst keine Reiseerlaubnis. Von einer ehemaligen Hauswartsfrau erhielt Alice Redlich nach dem Zusammenbruch 1945 eine briefliche Mitteilung über das vermutliche Schicksal ihrer Familie. Über die britisch-jüdische Hilfsorganisation "Jewish Committee for Relief Abroad" konnte sie schließlich im September 1946 nach Bergen Belsen reisen. In dem von der britischen Armee nahe des ehemaligen KZ´s untergebrachten Lagers für "Displaced Persons“ unterrichtete sie jüdische Konzentrationslager-Überlebende in Säuglingspflege, Ernährung und Haushaltsführung.

 

Eine Woche nach ihrer Ankunft flog Alice Redlich nach Berlin, traf die Hauswartsfrau, jüdische Freunde, die als U-Boote überlebt hatten, und eine Cousine. Langsam erfuhr sie die gesamte Tragödie ihrer Familie. Das letzte Lebenszeichen ihres Vaters Georg Redlich stammte vom 18.10.1942, als er sich in der Synagoge Moabit melden musste. Von dort aus wurde er deportiert. Ihre Mutter Ella Redlich wurde am 3.3.1943 am Arbeitsplatz verhaftet und ins KZ Auschwitz verschleppt und ermordet. Bruder Heinz war mit den anderen Bewohnern des Ausbildungslagers am 19.4.1943 gefangen und nach Auschwitz transportiert worden. Bis auf die eine Cousine hatte niemand aus ihrer Familie den Naziterror überlebt.

 

IZurück in Bergen-Belsen lernte Alice Redlich Hans Finke kennen. "Fast alle dort sprachen Polnisch oder Jiddisch oder, wenn sie zum Hilfspersonal gehörten, Englisch", erzählte Alice. Einer der Überlebenden sprach Hochdeutsch wie sie. Der gleichaltrige Hans Fink kam wie sie aus Berlin, aus Oberschöneweide. Er hatte die Konzentrationslager Auschwitz, Sachsenhausen, Flossenbürg und Bergen-Belsen überlebt. Nach seiner Befreiung arbeitete er für die britische Armee und Hilfsorganisationen als Elektriker und Übersetzer im gleichen Lager wie die Krankenschwester. Bis auf eine Schwester hatte auch er seine gesamte Familie im Holocaust verloren.

 

Die Beiden wurden ein Paar. Sie verlobten sich 1947 und heirateten am 20.6.1948 in Bergen-Belsen. Als ihr erstes Kind unterwegs war, emigrierten sie in die USA. Ihr Kind sollte auf keinen Fall in Deutschland geboren werden. Aus Hans Fink wurde John Fink. Vier Wochen nach ihrer Ankunft in Chicago wurde ihre Tochter Esther geboren. Esther bekam noch Geschwister, nämlich Debbie, David und Mirjam. John Fink sprach mit seinen Kindern nie über die Shoa. Im Jahr 2000 starb er mit 80 Jahren in Chicago.

 

Quelle: US Holocaust Memorial Museum


 

Hilda Fischer

 

Hilda Fischer wurde am 12.5.1892 in Karlsruhe geboren. Mit ihren Kolleginnen (siehe auch Elsa Erlebacher, Ruth Ursula Henle und Ida Henle) wurde die Krankenschwester am 22.8.1942 von Dellmensingen in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Am 19.10.1944 wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Hilda Fischer wurde später für tot erklärt.

 

Die Deportationsliste mit ihrem Namen und dem Namen ihrer Kollegin Elsa Erlebacher und der Heimleiterin Ida Henle

 

Quellen: Yad Vashem; Gedenkbuch Bundesarchiv; Statistik und Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich; Zeichen der Erinnerung


 

Chaja Terea Fixler-Ova

 

Chaja Terea Fixler-Ova wurde im July 1902 in Holatin geboren. Von den Nazis wurde sie als staatenlos erklärt. Sie war im belgischen SS-Sammellager Mechelen. Unter der Nummer 459 wurde sie am 11.8.1942 mit dem Transport II nach Auschwitz deportiert. Dort wurde sie unter der Nummer 003573 registriert. Es muss angenommen werden, dass die Krankenschwester den Holocaust nicht überlebte.

 

Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne.


 

Ella Fleck

 

Die Krankenschwester Ella Fleck lebte 1941 in Heilbronn in der Frankfurter Straße 46. Zu der Zeit war sie 58 Jahre alt, müsste etwa Jahrgang 1883 gewesen sein. Sie gehörte 1941 zu einer Gruppe von 32 Mitbürgern, die als Juden zum sogenannten "Arbeitseinsatz" in Heilbronner Betrieben, Unternehmungen, Straßenbau oder Straßenreinigung herangezogen wurden. Zu welchen Tätigkeiten man Ella Fleck zwang, ist unbekannt, da die Akten des Arbeitsamtes vernichtet wurden. Ihr Name, Alter, Beruf und Adresse konnte durch eine erhaltengebliebene Lebensmittel - Liste festgestellt werden. Weitere Daten von Ella Fleck sind bisher unbekannt, auch, ob die Krankenschwester den Holocaust überlebte.

 

Quelle: Hans Franke, Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn, 1963, Archiv der Stadt Heilbronn


 

Hans Fleischer

 

Hans Fleischer war Krankenpfleger und im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Trotz der eigenen Bedrohung setzte er seine gesamten Energien im Krankenrevier dafür ein, das Leben seiner Mithäftlinge durch seine Arbeit zu retten. 


 

Erna Fleischmann

 

Die Kinderpflegerin wurde am 22.11.1911 geboren und stammte ursprünglich aus Oberlangenstadt in Franken. Ihr letzter Wohnort war Marseille.  Am 27.11.1941 befand sie sich mit 1007 Leidensgenossen im ersten Deportationszug von Franken nach Riga-Jungfernhof. Diese Deportation überlebten nur 52 Menschen. Es muss angenommen werden, dass sie nicht zu den Überlebenden gehörte.


 

Elsa Fleischmann-Hilliger (1888-1976)

 

Elsa  Hilliger wurde am 27.10.1888 in Greifswald geboren. Nach Töchterschule und Gewerbeschule und einer einjährigen Reise in die USA begann sie am 10.8.1907 die Ausbildung zur Krankenschwester bei der Diakonie im Krankenhaus "Lazarett" in Danzig. Im November 1908 bestand sie das Examen und arbeitete zuerst als Kranken- und Stationsschwester, bis sie im Juli 1911 eine Stelle als Oberin in einer Privatklinik für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe in Berlin angeboten bekam.

 

Die Klinik wurde im Februar 1913 geschlossen. Daraufhin übernahm sie vom August 1914 bis Juli 1915 die Stelle als Oberin im Reservelazarett Seebad Marienhof. Vom 17. 7.1914 bis 30.9.1918 war sie Oberin im Oskar-Helene-Heim.

 

Von 1918 bis 1922 gab sie zusammen mit einem Arzt „Die Schwester. Illustrierte Monatsschrift für die Berufsfortbildung auf dem gesamten Gebiete der Krankenpflege" heraus. Ab dem vierten Jahrgang erschien die Monatsschrift in ihrer alleinigen Verantwortung und von Krankenschwestern erschienen genauso viele Beiträge wie von Ärzten. Eine Autorin der Zeitschrift war beispielsweise Erna von Abendroth. In der Weltwirtschaftskrise wurde „Die Schwester“ wie viele andere Zeitungen und Zeitschriften auch, trotz hoher Abonnentenzahl eingestellt, weil sie durch die Inflation nicht mehr finanzierbar war.

 

Elsa hatte über die Monatsschrift Prof. Dr. med. Paul Fleischmann kennengelernt, der mehrere Fachbeiträge für ihre Zeitschrift geschrieben hatte. Im Januar 1921 heirateten sie. November 1921 kam Sohn Peter-Paul zur Welt, im Oktober 1924 Zwillinge. Das Ehepaar baute zusammen ein Sanatorium auf, was sie aber bald wieder aufgrund der Arbeitsbelastung aufgaben. Elsa engagierte sich zunehmend in der Frauenbewegung.

 

1933 wurde es das erste Mal ein Thema, dass ihr Mann als Jude galt. Obwohl er am 23.12.1933 entlassen wurde, nahm er die Gefahr, die von den Nazis ausging, nicht richtig ernst. Elsa drängte mit Nachdruck auf Ausreise. 1936 emigrierten sie nach England, wo ihr Mann bald wieder Arbeit fand. Ihr Mann starb am 15.1.1957, Elsa Fleischmann- Hilliger am 14.3.1976.

 

Quelle: www.pflege-wissenschaft.info


 

Rosa Fleuschmann

 

Rosa Fleuschmann wurde am 29.4.1891 geboren. Sie kam am 25.5.1940 zusammen mit Max Fleuschmann, geboren am 5.1.1885, in Shanghai an. Die beiden, vermutlich ein Ehepaar, wurden in Shanghai als deutsche Flüchtlinge registriert. Während bei Max Fleuschmann kein Beruf angegeben wurde, wurde bei Rosa Krankenschwester eingetragen. Shanghai galt als das "Exil des kleinen Mannes", weil die Einreise relativ einfach war, da kein Visum oder eine Bürgschaft verlangt wurde. Allerdings waren die Lebensbedingungen in diesem Exil verheerend. Es gibt leider keine Informationen, wie Rosa und Max Fleuschmann dort zurechtkamen und ob sie in Shanghai blieben.

 

Ausschnitt aus der Registrierungsliste der Shanghaier Polizei

 

Quelle: https://www.chinafamilies.net/wp-content/uploads/2021/07/List-of-German-refugees-arrived-in-Shanghai.pdf


 

Rozette Fogel-Allemans

 

Rozette Fogel-Allemans, geboren am 13.11.1913 in Dordrecht, arbeitete als Oberschwester im Joods Ziekenhuis in Rotterdam. Sie war mit dem Kaufmann Moritz Fogel, geboren am 15.4.1897 in Rotterdam, verheiratet. Ihr Mann wurde im September 1944 ermordet. Sein Sterbeort ist nicht bekannt. Die Geburt eines Kindes ist normalerweise ein erfreuliches Ereignis. Für Rozette Fogel-Allemans war es mit dem heutigen Wissen eher eine Katastrophe. Ihre Tochter Carry Ellen brachte sie am 27.3.1944 im KZ Westerbork zur Welt. Beide wurden in das KZ Auschwitz deportiert. Sie muss verzweifelt um das Leben ihres Kindes gekämpft haben, sonst hätte das kleine Mädchen schon den Transport nicht überlebt. Mütter mit kleinen Kindern wurden bei der Ankunft in Auschwitz für die Gaskammer "selektiert". Die Krankenschwester und ihre halbjährige Tochter wurden am 18.10.1944 ermordet.

 

Quellen: Joods Monument


 

Dorothy Fontaine

 

Die Krankenschwester Dorothy Fontaine kam aus den USA. Sie kämpfte auf der Seite der spanischen Republik bei den Internationalen Brigaden in Spanien. Dorozhy gehörte zur Abraham Lincoln Brigade.

 

Quelle: Abraham Lincoln Brigade Archiv

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