Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Margarete Kubis

 

Margarete Kubis arbeitete im Krankenhaus Moabit in Berlin. Bis Hitlers Machtergreifung arbeiteten in diesem Hause viele jüdische Ärzte. Moabit, ein Arbeiterbezirk, war rot, wählte überwiegend KPD oder SPD.

 

Margarete Kubis soll mit der KPD sympathisiert haben. Außerdem nahm sie kein Blatt vor den Mund und äußerte weiterhin ihre Meinung zu Hitler und den Nazis. Deshalb wurde sie im April 1933 im Zuge "der Säuberung" des Krankenhauses entlassen. Ihre Arbeitspapiere wurden von der Personalverwaltung einbehalten, was einem Berufsverbot gleichkam.

 

Quellen: Dr. Christian Pross; "Nicht misshandeln", ISBN 3-88725-109-1

 

Elisabeth Kühl, geb. Ganz

 

Die Krankenschwester Elisabeth Kühl, geborene Ganz, geschiedene Busemann, wurde am 30.11.1895 in Mainz geboren. Ihre Eltern Eugen und Margaretha Ganz waren zum Protestantismus konvertiert und deutschnational gesinnt. Sie hatte einen Bruder, Rudolph Alexander, geboren am 21.1.1898 in Mainz.

 

Er überlebte den Holocaust in  Frankreich.

Elisabeth Kühl zog häufig um, weilte auch zwischendurch vorübergehend in der Schweiz, Türkei, Ungarn, Österreich. Warum sie immer wieder nach Deutschland zurückkam, wo sie als Jüdin akut gefährdet war, wird ein Rätsel bleiben.

 

Vielleicht nahm sie einfach an, dass man sie noch "rehabilitieren" würde. Denn ihre Tragik war, dass sie sich keinesfalls als Jüdin fühlte. Sie wurde christlich erzogen, war wie die Eltern deutschnational und eher antisemitisch eingestellt. Zur weiteren jüdischen Verwandtschaft bestanden keine Kontakte. In der Zeit der Verfolgung bezeichnete sie sich nie als Jüdin, sondern als Nichtarierin. Für die blonde, blauäugige Frau muss es ein Schock gewesen sein, als man sie als Jüdin einstufte.

 

Elisabeth Ganz heiratete 1919 in Hofweier den katholischen Journalisten Karl Josef Georg Busemann. Das Ehepaar bekam 1920 eine Tochter und 1921 einen Sohn. Die Ehe scheiterte und wurde am 30.6.1928 geschieden. Am 23.5.1933 heiratete Elisabeth Busemann erneut. Auf der Heiratsurkunde mit dem Filialleiter Herbert Karl Kühl wurde erst sechs Jahre später die nationalsozialistische Namenszuordnung "Sara" eingetragen, die Religion aber nicht geändert. Einer der Trauzeugen war NSDAP-Mitglied. Sie selber gab an, 1931 der Partei angehört zu haben, Mitgliedsnummer 951798. Ihre Kinder hätten 1931 und 1932 zum "Jungvolk" gehört. Im Jahr 1933 war es also vermutlich noch nicht bekannt, dass Sie nach der NS-Doktrin als Jüdin galt. Auch diese Ehe hielt nicht, man trennte sich bereits ein Jahr später, die offizielle Scheidung erfolgte aber erst 1940.

Auf dem Foto trägt sie die Ausgehtracht vom Deutschen Roten Kreuz. Das Deutsche Rote Kreuz hätte auch gut zu ihrer Gesinnung gepasst. Die Zugehörigkeit zur Schwesternschaft des Roten Kreuzes wäre auch von daher naheliegend, weil sie nach eigenen Angaben bereits als "Rot-Kreuz-Schwester" im I. Weltkrieg in Lazaretten gearbeitet hatte. Da hatte sie allerdings noch keine qualifizierte Ausbildung. Es war aber allgemein üblich zu dieser Zeit, Schwesternhelferinnen im Kriegsdienst so zu bezeichnen. Daher ist es heute schwer, festzustellen, welches Pflegepersonal im I. Weltkrieg wirklich ausgebildet war oder nur einen Kurs absolviert hatte. Ihre Krankenpflegeausbildung machte sie jedenfalls später, vermutlich in der Schweiz. Eigenartigerweise trägt sie auf dem Foto zur Tracht eine Brosche vom "Deutscher Luthertag, 10. November 1933". Das ist eindeutig keine Schwesternbrosche. Hier wäre eine These, dass sie vom Deutschen Roten Kreuz aus der Schwesternschaft ausgeschlossen wurde, als bekannt war, dass sie als Jüdin galt. Dann musste sie nämlich die Brosche, nicht die Tracht, abgeben. Und dass sie versuchte, mit der Brosche vom Luthertag zu vertuschen, dass sie keiner Schwesternschaft mehr angehörte. Die Brosche hatte nicht nur die Größe der üblichen Schwesternbroschen, sondern war auch ähnlich gestaltet. Auf den ersten Blick war es also nicht erkennbar, dass es sich nicht um eine Schwesternbrosche handelte.

 

Etwa ab 1940 war sie in einem Zwangsarbeitslager, aus dem sie mehrmals flüchtete. Zuletzt wurde sie in einem Tiroler Dorf nahe der schweizerischen und italienischen Grenze aufgegriffen und am 18.5.1942 in das Polizeigefängnis Innsbruck eingeliefert. Sie trug ihren Reisepass von 1938 bei sich. Die Seiten, die sie als Jüdin auswiesen, hatte sie aus dem Pass herausgerissen. Am 5.6.1942 kam sie in das KZ Ravensbrück. Von dort wurde sie nach Auschwitz deportiert. Vermutlich wurde sie dort nicht selektiert, sondern leistete Zwangsarbeit. Laut der Sterbeurkunde starb sie am 11.10.1942 an einer Grippe.

 

Quellen: Flucht und Versteck, ISBN: 978-3-8353-1736-9; Gedenkbuch für die Karlsruher Juden


 

Stella Kugelmann (Vladimirovna)

 

Die Krankenschwester Stella Kugelmann wurde am 29.7.1939 in Antwerpen in Belgien geboren. Ihre Eltern waren jüdische Emigranten aus Spanien. Ihr Vater kam unter der deutschen Besatzung wegen Sabotage in das KZ Buchenwald, sie und ihre Mutter Rosa in das KZ Ravensbrück. Die Mutter Rosa Kugelmann starb bald nach der Einlieferung im Tb-Block.

 

Häftlingsfrauen aus den unterschiedlichsten Ländern nahmen sich des vierjährigen Mädchens an. Durch ihren Schutz und Einsatz konnte Stella überleben. Oft steckten sie dem Mädchen Brot zu, was sie sich vom Munde abgespart hatten. Die SS-Aufseherinnen, die mit prall gefüllten Proviantbeuteln durchs KZ schlenderten, traten die Kinder mit ihren Stiefeln, wenn diese durch Hunger vom Anblick angelockt waren. Nach ihrer Befreiung nahm die Russin Olimpiada Tscherkassova die elternlosen Kinder mit sich. In Briansk in Russland gab sie die Kinder in das dortige Kinderheim, um nun ihre eigenen Kinder zu suchen. Zehn Jahre blieb Stella in dem Kinderheim.

 

Mit 16 Jahren sollte sie einen Pass bekommen. Es fehlte ein Familienname. Angelehnt an dem Namen Vladimir Lenin wurde aus Stella Kugelmann Stella Vladimirovna. Später erlernte sie Krankenpflege und arbeitete als Krankenschwester in Leningrad. 1961 fand ein Treffen der Ravensbückerinnen in Moskau statt. Dort kam Stella mit Erika Buchmann in Kontakt, die ihre Mutter gekannt hatte. Erika Buchmann knüpfte Kontakte nach Belgien. 1962 erfuhr Stella, dass sie keine Vollwaise war. Ihr Vater hatte überlebt und befand sich in Brasilien.

 

Quelle: KZ-Gedenkstätte Ravensbrück


 

Vladimir oder Valdemar Kupcis (Volodja)

 

Vladimir oder Valdemar Kupcis stammte aus Litauen. Er war Jude und kämpfte für die spanische Republik in den Internationalen Brigaden. Er gehörte zur Jaroslav Dombrowski Brigade. Der Krankenpfleger wurde auch Volodja genannt. Genauere Lebensdaten fehlen.

 

Quelle: http://www.jewishvirtuallibrary.org/; Martin Sugarman, AJEX - Jewish Military Museum


 

Anna Kupperschlag, geb. Isaac

 

Anna Isaac wurde am 20.8.1894 in Solingen geboren. Ihre Eltern waren Nathan Isaac, geboren am 24.11.1859 in Velbert, und Fanny Isaac, geborene Meyer am 5.9.1864 in Linz am Rhein. Ihr Vater besaß eine Filiale des Konfektions- und Textilwarengeschäftes Gebrüder Alsberg in Köln.

 

1910 bis 1914 wohnte Anna Isaac in Köln. 1919 / 1920 war sie mehrere Monate in Leipzig. Anschließend war sie wieder in Solingen und im Geschäft ihres Vaters als Abteilungsleiterin beschäftigt. Nebenbei übte sie mehrere Jahre das Amt einer Schöffin beim Amtsgericht Solingen aus. Am 17.10.1923 heiratete sie Josef Kupperschlag, geboren am 1.3.1888 in Wuppertal-Barmen. Auch ihr Ehemann war wie der Vater Kaufmann. Ihr Vater ernannte ihren Mann 1924 zum Prokuristen seines Geschäftes.

 

Anna Kupperschlag gebar am 3.3.1925 Tochter Ruth und am 20.11.1926 Tochter Marion. 1932 verstarb Anna Kupperschlags Vater und ihr Ehemann und ihr Bruder Karl Isaac übernahmen das Geschäft. Ihr drei Jahre jüngerer Bruder konnte 1936 mit seiner Familie nach Brasilien emigrieren, wo er 1974 in Sao Paulo starb.

 

Ab 1933 brach der Umsatz des Geschäftes ein durch Boykott und Schikanen der Nazis. Schließlich musste das Geschäft 1936 aufgegeben werden. Ein Jahr später wurde das Geschäftshaus zwangsversteigert. Käufer war die Berlinische Lebensversicherungs AG. Josef Kupperschlag versuchte nun, seine Familie als Handelsvertreter durchzubringen. Die Familie musste im Dezember 1936 innerhalb Solingen in eine kleine Wohnung in der Klemens-Horn-Straße 15 zu ihren Schwiegereltern umziehen, die Töchter verloren ihren Schulplatz auf dem Lyzeum. Ihre Schwiegereltern wurden am 20.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, am 16.10.1944 nach Auschwitz, vermutlich zusammen mit ihren Kindern Anna und Josef Kupperschlag. Am 9.11.1938 überfielen Nazibanden die Wohnung der Kupperschlags und schlugen die gesamte Einrichtung kurz und klein.

 

Anna und Josef Kupperschlag schickten 1939 ihre Töchter nach Holland in die vermeintliche Sicherheit. Die Mädchen lebten dort in einem Flüchtlingsheim. Nach dem Kriegsbeginn schloss das Flüchtlingsheim und die Mädchen fanden Zuflucht bei einer Amsterdamer Familie. Die einzige Schule, die bereit war die Mädchen aufzunehmen war eine Gewerbeschule, die sie bis 1941 besuchten.

Ab 1939 mussten Anna und Josef Kupperschlag das Jüdische Altersheim in Wuppertal leiten, weil angeblich Anna eine Krankenschwester war. Bekannt ist nur, dass sie in der Textilbranche und als Hausfrau arbeitete. Daher mutet es eigenartig an, dass sie nun als Krankenschwester geführt wurde.

 

Dafür gäbe es nur eine Erklärung, allerdings eine sehr hypothetische. Sie war von 1910 bis 1914 in Köln. Vermutlich, um sich als Kauffrau für den väterlichen Betrieb ausbilden zu lassen. Köln hatte einen großen Frauenverein und den Verein für jüdische Krankenpflegerinnen. Angesichts des I. Weltkrieges könnte es ohne weiteres sein, dass sich Anna Kupperschlag als Krankenschwester ausbilden ließ. Das ist zwar lediglich eine Vermutung, aber viele Jüdinnen ließen sich in dieser Zeit als Krankenschwestern ausbilden und versahen Lazarettdienste, um dem „Deutschen Vaterland zu dienen“, wie auch beispielsweise Edith Stein.

 

Das könnte auch ihren Aufenthalt in Leipzig erklären, wo sich eines der größten Lazarette im I. Weltkrieg befand. Als sicher gelten kann, dass ihre Bezeichnung als Krankenschwester nicht grundlos war. Das Ehepaar zog nach Elberfeld um.

Am 22.7.1942 wurde das Ehepaar mit seinen Altenheimbewohnern von Düsseldorf in das KZ Theresienstadt mit dem Transport VII/1 deportiert. Vermutlich am 16.10.1944 wurden sie nach Auschwitz gebracht und ermordet.

 

Auch ihre Töchter wurden in Holland ergriffen und nach Auschwitz verbracht. Doch sie kamen von dort in andere KZ´s und konnten mit Hilfe des schwedischen Roten Kreuzes überleben. Am 17.11.1945 kehrten Ruth und Marion Kupperschlag nach Holland zurück, wo sie 1953 eingebürgert wurden. Ruth wanderte allerdings später in die USA aus.

 

Quellen: Gedenkbuch Wuppertal


 

Esta Kurz

 

Die Sanitäterin und Hebamme Esta Kurz wurde am 15.5.1914 in Osiek in Polen geboren. Ihr Ehemann hieß Szypa Pinkus Czapek. Als sogenannte Staatenlose internierten die Nazis sie im SS-Sammellager Mechelen. Von dort wurde sie mit dem VII. Transport unter der Nummer 346 am 29.8.1942 in das KZ Auschwitz –Birkenau verschleppt. Dort verliert sich ihre Spur.

 

Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne


 

Antonina Iwanowna Kusmina

 

Leider sind die Informationen zu Antonina Iwanowna Kusmina aus Odessa sehr spärlich. Für ihre Arbeit als Krankenschwester in einem Kriegslazarett erhielt sie einen Orden. Sie versteckte die beiden jüdischen Kinder ihrer Freundin während der Besatzungszeit in einem kleinen Schuppen hinter ihrem Haus. Später versuchte die strenggläubige Christin deutschen Kriegsgefangenen zu helfen, indem sie ihnen heimlich Brot über den Zaun des Kriegsgefangenenlagers warf.

 

Quelle: Johannes Gelich


 

Dina Kwetsie

 

Die jüdische Krankenschwester Dina Kwetsie, geboren am 1.5.1910 in Den Haag, war die Tochter von van Alexander Kwetsie und Jaantje van Leeuwen. Dina Kwetsie wurde am 23.7.1943 im Alter von 33 Jahren in Sobibor ermordet.

 

Quelle: Joods Monument

 

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