Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Frieda Klausmeyer

 

Frieda Klausmeyer, geboren am 8.8.1893 war Kinderpflegerin und lebte in Wien. Sie wurde am 4.4.1941 von der Gestapo Wien festgenommen, weil "sie einen Brief mit staatsfeindlichem Inhalt nach Ungarn schrieb".

 

Am 10.3.1942 wurde sie wegen "staatsfeindlichen Verhaltens" von der Gestapo erkennungsdienstlich erfasst. Laut dem Tagesbericht der Gestapo Wien Nr. 3, 4.-6. 4. 1941:

 

"Bei ihrer Einvernahme machte die K. kein Hehl daraus, dass der Inhalt des Schreibens ihrem Denken entspricht und sie dem nationalsozialistischen Staat ablehnend gegenübersteht".

 

Am 9.5.1942 wurde sie ins KZ Ravensbrück überstellt. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.

 

Quelle: DÖW


 

Felizia Klein

 

Die Lebensdaten der jüdischen Hebamme sind bis jetzt spärlich. Felizia Klein stammte aus dem 16. Bezirk Wien. Kurz vor Kriegsausbruch gelang ihr und ihrer Schwester Margarete die Ausreise nach England, wo sie zunächst als Stubenmädchen arbeitete. Auch ihr Vater konnte 1939 auswandern, war aber den schlimmen Verhältnissen im Shanghaier Exil nicht gewachsen und verstarb 1943. Ihr Bruder Herbert entkam ebenfalls 1939 nach Shanghai, konnte aber nach Australien weiterreisen. Ihre Mutter wurde 1942 nach Minsk deportiert und ermordet. Vermutlich nach 1945 zog Felizia Klein nach Haifa in Israel, wo sie bis zum Ruhestand in ihrem Beruf arbeitete. 

 

Quelle: Elisabeth Kornberger, HLW Zwettl


 

Jolan (Bluma) Klein, geb. Strausz

 

Jolan Klein, geboren 1927 in Makó, war mit ihrer Mutter und fünf Geschwister als Zwangsarbeiterin nach Deutschland gekommen und wurde Anfang März 1945 nach Theresienstadt verschleppt. Als dort Flecktyphus ausbrach, ging sie freiwillig in das Spital von Theresienstadt, um die Mithäftlinge zu pflegen. Jolan Klein stammte aus Ungarn. Nach der Befreiung am 8.5.1945 erfuhr sie, dass ihr Vater die Shoa überlebt hatte und in Budapest sei. Daraufhin machten sich sofort Jolan Klein und ihre Schwestern auf eigene Faust nach Budapest auf.

 

Quelle: Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen, ISBN-10: 3643501951, ISBN-13: 978-3643501950


 

Johanna Kleißner

 

Zu dieser jüdischen Pflegerin oder Krankenschwester existieren kaum Informationen. Johanna wurde am 30.1.1920 in Schönlanke in Posen geboren. Sie war ledig und wohnte zuletzt in Darmstadt.

 

Im März wurden 1000 Menschen aus Darmstadt, Kreis Darmstadt, Worms, Kreis Worms, Bingen und Mainz im Sammellager Liebig-Schule in Darmstadt interniert, unter ihnen Johanna als Nummer 74. Am 24.3.1942, wurden diese Menschen nach Piaski deportiert, ein Durchgangsghetto. Die vorigen mehr als 3000 Bewohner wurden kurz zuvor ins Vernichtungslager Belzec verschleppt und ermordet.

 

Seit der Deportation gab es von Johanna Kleißner kein Lebenszeichen mehr. Es existiert kein Todesdatum.

 

Quellen: Statistik des Holocaust; Yad Vashem; Bundesarchiv Gedenkbuch


 

Jewgenija Lasarewna Klemm, geb. Radakovič

 

Jewgenija wurde am 20.12.1898 in Belgrad geboren und war mit Leidenschaft Pädagogin. In Odessa unterrichtete sie Geschichte und am Pädagogischen Institut unterwies sie die Studenten in der Methodik des Geschichtsunterrichts. Bereits im I. Weltkrieg ließ sie sich in der Krankenpflege ausbilden und diente ab 1917 nach der Oktoberrevolution in der Roten Armee als Krankenschwester.

 

Für sie war es eine Selbstverständlichkeit, ihre Heimat zu verteidigen. So meldete sie sich im Oktober 1941 freiwillig als Krankenschwester an die Front. Im Juli 1942 geriet sie in deutsche Kriegsgefangenschaft. Mit hunderten Soldatinnen kam sie im Februar 1943 in ein Zentrales Durchgangslager in Soest. Die Soldatinnen sollten dort Zwangsarbeit leisten. Jewgenija berief sich auf ihren militärischen Status als Kriegsgefangene und verweigerte die geforderte Zwangsarbeit. Viele der sehr jungen Soldatinnen, die meisten gerade mal 20 Jahre alt, vertrauten ihr und erkoren sie zur Wortführerin. Die Gefangenengruppe wurde daraufhin in das KZ Ravensbrück überstellt.

 

Jewgenija gelang es, ihre Gruppe zusammenzuhalten, zu stabilisieren, den Mädchen Hoffnung zu vermitteln. Heimlich gab sie den jungen Frauen Schulunterricht, nicht nur, um ihnen eine Perspektive für die Zukunft zu vermitteln. Denn sie unterrichtete auch Deutsch und deutsche Sprachkenntnisse konnten in Ravensbrück schnell überlebenswichtig sein. Außerdem knüpfte und pflegte sie Kontakte zu Gefangenen anderer Nationalitäten, was letztendlich auch ihren Rotarmistinnen half. Im April 1945 wurden sie auf einen Todesmarsch gejagt und schließlich von ihrer roten Armee befreit. Direkt nach der Befreiung arbeitete sie zunächst kurz für die sowjetische Kommandantur in Neustrelitz als Dolmetscherin. Im Herbst 1945 kehrte sie endlich nach Odessa zurück. Doch die Heimkehr wurde zum Alptraum.

 

Das sowjetische Innenministerium vermutete aufgrund des Namens Lasarewna, dass sie eine Jüdin sein könnte. Die einzige Erklärung, dass die Nazis sie nicht als Jüdin umbrachten wäre, dass sie eine Kollaborateurin war. Ohne jeglichen Beweis für dieses haltloses Hirngespinst verlor sie daraufhin ihre Stellung als Dozentin an dem Pädagogischen Institut und erhielt Lehrverbot.  

 

Am 2.9.1953 schrieb sie einen Abschiedsbrief: „Ich war immer der Meinung, dass arbeiten heißt leben und kämpfen. Nicht arbeiten heißt nicht leben. Und jetzt hat man mir diese Arbeit versagt. Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, es mir persönlich mitzuteilen. Bin ich denn ein so niedriger Mensch, dass es sich nicht lohnt, mit mir zu sprechen? Nicht zu arbeiten bedeutet für mich nicht zu leben.“ Nach diesen Zeilen nahm sie sich das Leben.

 

Die Frau, die sich stets für ihr Land eingesetzt hatte, mit aller Kraft ihren Rotarmistinnen in Ravensbrück Halt gegeben hatte, zerbrach an den fast immer völlig ungerechtfertigten Anschuldigungen der Kollaboration und Antisemitismus der Stalinisten. Kollegen vom Pädagogischen Institut in Odessa und ehemalige Häftlinge aus Ravensbrück sammelten Spenden, um Jewgenija Lasarewna Klemm wenigstens würdig zu bestatten.

 

Quelle: MAZ 28.03.2016, „Ravensbrückerinnen“ (Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten), Hg. Jacobeit, Brümann-Güdter, ISBN 10: 3894681632, ISBN 13: 9783894681630; „Kriegsgefangene Rotarmistinnen im KZ“ Sowjetische Militärmedizinerinnen in Ravensbrück, Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst 2016


 

Theda Klepman-Gossels

 

Die jüdische Krankenschwester Theda Klepman-Gossels, geboren am 1.1.1912, lebte im Februar 1941 mit ihren Eltern Adolf Gossels, geboren am 4.11.1882, und Marianne Gossels - de Beer, geboren am 19.12.1890, in der Krammerstraat 29 h in Amsterdam. Dort waren auch ihre Brüder Leonhard Gossels, geboren am 4.4.1913 und Manfried Gossels, geboren am 9.11.1915, gemeldet. Die Familie stammte aus Emden, alle waren dort geboren. Die Eltern wurden nach Sobibor verschleppt und am 2.7.1943 ermordet. Theda Klepman-Gossels und ihre Brüder wurden nach Auschwitz deportiert. Die Brüder starben im Januar 1943 und März 1944. Theda Klepman-Gossels wurde am 30.4.1943 ermordet.

 

Quelle: Joods Monument; YAD VASHEM


 

Ferdinand Knobloch

 

Ferdinand Knobloch wurde am 15.8.1916 geboren. Eigentlich fühlte sich der Prager Medizinstudent noch zu jung zur Ehe, heiratete aber seine erste große Liebe Susanna Hartmann nach dem Einmarsch der Deutschen, um sie durch die "Mischehe" zu schützen, da sie Jüdin war.

 

Beide halfen untergetauchten Juden in Prag und wurden 1943 wegen politischen Widerstandes von der Gestapo verhaftet. Ihm warf man in erster Linie vor, durch sein judenfreundliches Verhalten eine Gefahr für das Deutsche Reich zu sein. Als Häftling Nummer 2487 kam Knobloch in das KZ Flossenbürg. Dort wurde der ehemalige Medizinstudent als Pfleger ins Krankenrevier eingesetzt.

 

Er litt dort unter den verhehrenden Verhältnissen und den deutschen Ärzten. Über den SS-Mann Schnabel berichtete er: "Er war ein Alkoholiker. Manchmal war er schlechter Laune und hat alle Patienten für gesund erklärt und wir mussten sie zu ihren Baracken tragen. Das war für sie manchmal verhängnisvoll, besonders, wenn sie nicht laufen konnten und deshalb auch nicht aufs Klo gehen konnten. Deshalb ließ der Kapo sie im Winter raus tragen und mit Wasser übergießen, sodass sie in der Früh tot waren. Das geschah oft."

 

Nicht nur unter den durchgeknallten Ärzten litt Knobloch, sondern auch unter den Grünwinkeln, die sogenannten Berufsverbrecher, die im KZ Flossenbürg das Sagen hatten. Einzige Ausnahme war Carl Schrade, Kapo des Reviers. Knobloch infizierte sich bei der Arbeit im Schonungsblock mit Fleckfieber und wurde dadurch selber Patient. Dr. Schmitz ignorierte einfach die Existenz von Fleckfieber, sodass es keinerlei Medikamente gab. Einen Monat lang kämpfte Knobloch mit dem Tod. Er konnte überleben, weil ein anderer Häftling seine Pflege übernahm, bis dieser selbst starb.

 

Knobloch erlebte seine Befreiung durch die Amerikaner im KZ. Als Pfleger war er nicht auf den Todesmarsch gegangen, sondern hatte weiter die Kranken gepflegt. Nach 1945 nahm er das Medizinstudium in Prag wieder auf. Er erfuhr, dass seine erste Frau in Auschwitz ermordet worden war. Nach der Niederschlagung des "Prager Frühlings" ging er zunächst als Gastprofessor nach Chikago. Nachdem die politischen Verhältnisse in der Tschecheslowakei immer unerträglicher wurden, beschloss er Ende 1969, in den USA zu bleiben. Als Psychiater arbeitete er an der Universität von Britisch-Kolumbien, in Vancouver. Seine Zeit als Pfleger im Konzentrationslager Flossenbürg flossen in seine spätere Arbeit ein. Mit seiner zweiten Frau Jirina entwickelte er ein Konzept zur "integrierten Psychotherapie".

 

Quellen: KZ Flossenbürg; http://psin.cz/?cz_knobloch=; Wikipedia


 

Teofila Knorowska, geb. Turska

 

Die Krankenschwester Teofila Knorowska, geborene Turska am 25.5.1924 in Baronowicze, damals Polen, wurde von der Familie und Freunden nur Tola gerufen. 1942 geriet sie in Warschau in eine Straßenrazzia und wurde nach Deutschland verschleppt.

 

Sie musste zuerst bei einem Bauern in Burscheid Zwangsarbeit leisten, ab 1943 als Arbeiterin an einer Drehmaschine in der Maschinenfabrik Goetze-Werke in Opladen. Nach einem Arbeitsunfall wurde sie als Dolmetscherin eingesetzt.

 

Sie lernte ihren Freund Leonard Kedzierski, Spitzname Lolek, kennen und bekam so Kontakt zu einer polnischen Widerstandsgruppe. Als Lolek verhaftet wurde, fand man bei ihm ein Foto von Tola. Daraufhin verhaftete man am 5.5.1944 auch sie.

 

Wochenlang wurde sie im berüchtigten Kölner Gestapogefängnis verhört und gefoltert. Anfangs hielt man sie in Einzelhaft, dann kam sie in eine Zelle mit über fünfzehn Frauen. Anschließend wurde Tola Turska ins Messelager Deutz überstellt. Dieser Lagerkomplex auf dem Gelände der Kölner Messe im rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Deutz bestand von 1939 bis 1945. Die Häftlinge mussten Aufräumungsarbeiten, Trümmerbeseitigung und Bergung von Leichen nach Bombenangriffen leisten, außerdem wurden sie zur Blindgängerbeseitigung in Bombensprengkommandos gezwungen.

 

Von Deutz wurde sie in das KZ Ravensbrück eingewiesen und nach der Auflösung des Lagers 1945 ins KZ Mauthausen gebracht. Sie überlebte den Horror und arbeitete nach ihrer Rückkehr nach Polen wieder als Krankenschwester.

 

Tola Turska starb 2002 in Sopot.

 

Quelle: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln


 

Helene Knothe

 

Helene Maria Margarethe Wendt wurde am 1.9.1892 in Harmelsdorf, im damaligen Kreis Deutsch Krone in der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, heute Republik Polen, geboren. Ihre Eltern waren Gustav und Appolonia Wendt, geborene Schulz. Die Eltern waren deutschnational eingestellt. Sie hatte einen Bruder, über den es aber keine Informationen gibt. Helene besuchte die Mittelschule in Gnesen in der damaligen preußischen Provinz Posen. Nach der Mittelschule lernte sie Krankenpflege und nahm als Krankenschwester am 1. Weltkrieg teil.

 

1920 heiratete sie Erich Knothe. Die Ehe wurde allerdings im Jahre 1930 geschieden. Ihr Mann musste Helene Knothe Unterhalt zahlen, der gemeinsame 1921 geborene Sohn wurde ihr zugesprochen. Zum Sohn gibt es auch keine weiteren Informationen.

 

Ab dem 1.12.1938 lebte Helene Knothe in Markkleeberg im Landkreis Leipzig. Dort arbeitete sie im Auftrag verschiedener Krankenhäuser Leipzigs in der Hauskrankenpflege hauptsächlich als Nachtschwester. Von einer ihrer Patientinnen, Elisabeth Baumgarten, und deren Freundin Ilse Müller wurde Helene Knothe im Juli 1944 denunziert. Angeblich hätte sie sich negativ über Adolf Hitler geäußert und einen bevorstehenden Umsturz prophezeit. Wohlgemerkt: Helene Knothe war deutschnational, gehörte keiner Partei an, war keine „Linke“. Am 8.8.1944 verhängte das Amtsgericht Leipzig nach verschiedenen Verhören einen Haftbefehl.

 

Während der Haft wurde sie politisch überprüft, Zeugen vernommen und ein psychologisches Gutachten erstellt. Die angeschlagene Nazibestie wollte Blut und hechelte das Verfahren im Eilzugtempo durch. Helene Knothe bestritt wesentliche Anschuldigungen, einige gab sie zu. Sie rechtfertigte ihre Äußerungen damit, dass sie aufgrund der vielen Luftangriffe und Belastungen durch die Nachtdienste mit den Nerven am Ende gewesen sei, Frieden herbeisehnte und ein „loses Mundwerk“ hätte.

 

Bereits im November 1944 kam es zur Anklage wegen „Wehrkraftzersetzung“ und „Feindbegünstigung“. Das hieß Volksgerichtshof in Berlin. Am 23.11.1944 um 9°° Uhr begann vor dem 6. Senat des Volksgerichthofes die „Verhandlung“, in der der Ausgang von vornherein feststand: „Die Angeklagte Helene Knothe hat durch schamlose Beschimpfungen des Führers, die Ankündigung des bevorstehenden Umsturzes und andere zersetzende Äußerungen den deutschen Wehrwillen zu lähmen gesucht und damit zugleich die Geschäfte des Feindes betrieben. Sie wird deswegen zum Tode und dauernden Ehrverlust verurteilt. Sie hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.“

 

Am 20.12.1944 wurde ihr Gnadengesuch abgelehnt. Einige Stunden später wurde sie in Plötzensee durch Enthauptung mit dem Fallbeil ermordet. Ein Stolperstein in der Pater-Kolbe-Str.23 in Markkleeberg erinnert heute an Helene Knothe.

 

Quelle: AG Spurensuche Rudolf-Hildebrand-Schule, Markkleeberg , Markkleeberg Denkmale und Gedenksteine


 

 

 

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