Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege""... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"Emilie Josefine Katan
Die Krankenschwester Emilie Josefine Katan wurde am 26.5.1903 in Rotterdam geboren. Ihre Eltern waren Levie Katan und Cecile Berta Hester Katan-Oppenheimer. Sie hatte eine neun Jahre ältere Schwester, Martha Cecile van Win. Ihre Eltern wurden bereits am 5.2.1943 in Auschwitz ermordet. Ihre Schwester, ebenfalls eine Krankenschwester, wurde im Sommer deportiert und am 16.7.1943 in Sobibor ermordet. Wenige Wochen später wurde auch sie deportiert. Ihr Todesdatum, der 3.9.1943, ist vermutlich der Ankunftstag in Auschwitz. Emilie Josefine Katan wurde 40 Jahre alt.
Quelle: Joods Monument
Mania Kats-Krell
Mania Kats-Krell wurde am 14.4.1912 in Rzeszów, Polen, geboren. Ihre Mutter war Ester Krell-Piperberg. Sie hatte eine sechs Jahre ältere Schwester, Frieda Piperberg. Die Krankenschwester war mit Emanuel Louis Kats verheiratet und lebte in Den Haag in den Niederlanden. Sie sollen ein Kind gehabt haben, dazu fehlen aber jegliche Informationen. Es wäre wünschenswert, dass sie das Kind in Sicherheit bringen konnten. Ihre Mutter, Schwester und Ehemann wurden alle umgebracht. Mania Kats-Krell selber wurde am 16.7.1943 in Sobibor ermordet. Sie wurde 31 Jahre alt.
Quelle: Joods Monument
Rosa (Ruth) Kauders
Rosa Kauders (Ruth genannt) wurde am 31.8.1894 in München geboren. Ihre Eltern waren der Bankier Adolf Abraham Kauders und Jenny, geb. Frohwein. Sie hatte eine jüngere Schwester Helene, Hella gerufen, geboren am 5.7.1896, und einen jüngeren Bruder Erwin, geboren am 17.1.1905. Ihr Vater starb bereits 1913.
Rosa (Ruth) Kauders absolvierte ihre Ausbildung zur Krankenschwester 1918 in Frankfurt/M. Anschließend arbeitete sie im Rothschild'schen Hospital in Fankfurt, Röderbergweg 97, blieb aber mit Erstwohnsitz in München bei der Mutter gemeldet. Erst 1934 meldete sie sich in Frankfurt mit Erstwohnsitz an. Ab 1940 lebte und arbeitete sie im Israelitischen Krankenhaus Frankfurt/M, Gagernstraße 36.
Ihre Schwester, eine Privatlehrerin, nahm sich 1937 das Leben. Ihrem Bruder Erwin gelang es, rechtzeitig nach Australien auszuwandern. Vermutlich beabsichtigte auch sie die Auswanderung, denn es existiert ein Formular einer Polizeibehörde Stadtkreis Frankfurt (Main), die angibt, dass die Devisenstelle der Landeszentralbank Frankfurt/M ihr Eigentum verwaltet oder verwahrt wegen Auswanderung nach Brasilien. Ihre Auswanderung gelang nicht.
Ihre Mutter wurde am 25.6.1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort am 20.12.1942. Am 15.9.1942 wurde auch Rosa (Ruth) Kauders mit dem Transport XII/3 von Frankfurt nach Theresienstadt mit 1365 Leidensgenossen verschleppt, der dort am 16.9.1942 eintraf. Es ist anzunehmen, dass sie in Theresienstadt in der Pflege arbeitete. Am 23.8.1944 starb Rosa (Ruth) Kauders an den unmenschlichen Bedingungen.
Links Transportliste (Nummer 527), rechts Formular der Polizeibehörde
Quelle: YAD VASHEM, Arolsen Archives, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945
Herbert Kaufman
Herbert Kaufman war Krankenpfleger. Er wurde am 22.3.1914 in Aachen geboren. Als sogenannter Staatenloser internierten die Nazis ihn im SS-Sammellager Mechelen. Am 4.8.1942 wurde er unter der Nummer 224 mit dem I. Transport von dort in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde er unter der Nummer 000391 registriert. Seitdem fehlen von ihm Lebenszeichen.
Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne.
Frater Leopold oder Karl Kaufmann
Karl Kaufmann wurde am 20.10.1889 in Hohenruppersdorf, Bezirk Gänserndorf im Bundesland Niederösterreich geboren. Er trat dem Orden der Barmherzigen Brüder bei. Eingekleidet wurde er im Orden am 28.11.1907. Am 2.2.1909 legte er die einfache Profess ab und wurde so zum Frater Leopold. Er arbeitete als Heilgehilfe oder Krankenpfleger im Spital des Ordens. Doch am 17.7.1911 trat er freiwillig während der Militärausbildung aus dem Orden wieder aus.
Die Militärzeit bleibt vorerst im Dunkeln. In der Broschüre: "Geschichte der deutschen Kirchengemeinde Grgurevci, Osijek", die Karl Kaufmann 1932 in Osijek veröffentlichte, wird angedeutet, dass seine berufliche Existenz durch den I. Weltkrieg zerstört war. Am 8.9.1926 kam Karl Kaufmann mit einem Begleitschreiben eines H. Peter Stabl aus Wien nach Grgurevci im Großraum Mitrovica nordwestlich von Belgrad.
1832 waren dort die ersten Deutschen eingewandert. Sie gründeten in erster Linie landwirtschaftliche Betriebe, bauten hauptsächlich Mais an, daneben auch Weizen und bedingt Früchte. Die Viehwirtschaft war eher untergeordnet.
Grgurevci hatte zu Kaufmanns Zeiten etwa 4000 Einwohner. Ungefähr 700 Deutsche, zehn Ungarn, dreißig Kroaten und über dreitausend Serben lebten einträchtig nebeneinander. Die meisten Deutschen, die sogenannten Donauschwaben, gehörten dem katholischen Glauben an. Da die Donauschwaben auf ihre eigene Sprache bestanden, durften ab 1930 deutschsprachige Klassen an den Volksschulen gebildet werden. Die deutsche Bevölkerung erwirtschaftete zwar keine Reichtümer, lebte aber nach Kaufmanns Angaben in Wohlstand, es gab keine Armen, die Unterstützung bedurften.
Die deutsche katholische Gemeinde von Grgurevci beschloss, dass Karl Kaufmann in der Gemeinde bleiben sollte. Aufgrund seiner Klosterstudien, Noviziat und ersten Profess wurde er als Vorbeter, da Grgurevci keine eigene Pfarrei besaß, und Religionslehrer in deutscher Sprache eingestellt. Die Gemeinde bemühte sich auch um seine Aufenthaltsbewilligung. Kaufmann entwickelte in seiner neuen Funktion ein bemerkenswertes Organisationstalent. Die Katholiken wünschten sich schon lange eine eigene Kirche. Die Pläne waren jedoch immer wieder an Geldmangel und Uneinigkeit gescheitert.
Karl Kaufmann leitete nun den Bauausschuss, holte die Genehmigung zu Sammlungen ein, bat in den Nachbargemeinden und Orten um Spenden, kümmerte sich um Organisatorisches und Baupläne, aktivierte die eigenen Gemeindemitglieder zu Geld- und Sachspenden und freiwilligen Arbeitseinsätzen. Ihm gelang es, dass sich vereinzelt auch Serben an den Arbeitseinsätzen beteiligten. Er leitete und beaufsichtigte den gesamten Bau und legte oft genug in den Arbeitseinsätzen selber Hand an. Die Kanzel und einen großen Luster in der Mitte der Kirche stiftete er dem Gotteshaus. Bereits am 16.10.1927 war das Werk beendet und unter reger Teilnahme auch der serbischen und kroatischen Mitbürger wurde die Kirche eingeweiht.
Die Gemeinde von Grgurevci war ihm für seinen Einsatz dankbar und bemerkte: "Das Zustandekommen dieses schönen Werkes hat die Gemeinde ihrem fürsorglichen Privat-Lehrer Herrn K. Kaufmann zu verdanken, denn ohne seine Initiative hätten wir auch in 50 Jahren noch keine Kirche bekommen. Darum sei ihm ewig gedankt für seine Mühe und seinen Opfermut, die er aufbrachte."
Warum Karl Kaufmann Grgurevci verließ und nach Österreich zurückkehrte, ist bisher unbekannt. Am 28.8.1935 trat er jedenfalls dem Orden als Oblate wieder bei und arbeitete in den Krankenhäusern in Wien und Linz. Doch am 29.11.1937 verließ er abermals den Orden. In dieser Zeit müsste er eine Frau kennengelernt und geheiratet haben. Denn es existiert ein Schreiben vom 8.1.1943 des Linzer Diözesangerichtes an das Provinzialat, dass die Ehe zwischen Karl Kaufmann mit Hedwig Solc annuliert und der päpstliche Dispens für diese Ehe erteilt wurde. Das Schreiben war bereits überholt, konnte 1939 aber nicht an Kaufmanns Adresse in Linz, Kapuzinerstraße 16 zugestellt werden. Über seine in Wien lebende Schwester erfuhr das Provinzialat dann seine damalige Anschrift: Konzentrationslager Mauthausen, Block VII, Stube 2.
Über die Umstände, wie er in das Konzentrationslager kam, gab er in einem Brief vom 18.9.1945 und einem handschriftlichen Schreiben vom 25.1.1946 selber Auskunft. Ein Patient hatte im November 1937 zweimal abends "Frauenbesuche". Das war nach der geltenden Krankenhausordnung verboten. Kaufmann wies sie darauf hin und verwarnte sie. Als sie zum dritten Mal Abends zum Krankenbesuch erschien, verwies er sie des Hauses. Der Patient, den die Frau besuchte, war Nationalsozialist. Nach dem Anschluss Österreichs revanchierte sich der Mann und zeigte Kaufmann an. Angeblich hätte sich dieser in "unsittlicher Weise " einem anderen Patienten genähert. Ein weiterer Patient, ebenfalls Nationalsozialist, bestätigte die Aussage.
Am 11.5.1938 wurde Karl Kaufmann verhaftet und am 30.6.1938 zu acht Monaten schweren Kerkers wegen Homosexualität verurteilt. Als sogenannter Schutzhäftling kam er unter der Häftlingsnummer 32691 am 10. oder 12.3.1939 in das Konzentrationslager Dachau. Von dort wurde er am 27.9.1939 in das KZ Mauthausen transportiert und erhielt die Häftlingsnummer 1463. Dort arbeitete er vier Jahre im Steinbruch. Ab 1941 galt er auch als politischer Häftling, weil er bei der Bemerkung erwischt wurde: "Die Österreicher hätten den Hitler nie gebraucht."
1943 wurde er im Krankenrevier als Häftlingspfleger eingesetzt. Er litt dort, wurde erzwungener Zeuge von unzähligen Menschenversuchen oder Patientenmorden durch Benzinspritzen ins Herz. Fachlich und menschlich galt er als vorbildlich.
Ernst Martin, Schreiber beim Standortarzt Mauthausen, über Karl Kaufmann: "Kaufmann war ... nicht nur der beste Häftlingspfleger, den wir besaßen, sondern auch als Mensch so vorbildlich, daß er oft tagelang sein eigenes Essen und Brot an kranke Häftlinge verteilte und selbst hungerte. Nachdem dieser Sanitäter sich jedes kranken Häftlings besonders annahm, war er von Haus aus dem Schutzhaftlagerführer ein Dorn im Auge und wurde eines Tages, ich glaube, es war 1943, zum Turm gestellt und die Hunde auf ihn gehetzt......".
Der Schutzhaftlagerführer war Frank Ziereis, ein gewissenloser Sadist. Kaufmanns Mitgefühl und Engagment für die Kranken provozierte ihn und als Karl Kaufmann einen "Neuzugang" mit Schussverletzungen und blutender Schlagader mit Pflaster versorgte, bestellte Ziereis ihn zum "Turm ". Karl Kaufmann bekam auf seine Anweisung 100 Stockhiebe und 40 Schläge ins Gesicht. Danach wurde er zwei Tage und eine Nacht angekettet in einen Hundezwinger gesperrt. Die scharfen Hunde richteten ihn übelst zu. Er erlitt 69 Hundebisse.
Angesichts der Bedingungen im Konzentrationslager waren viele Gefangene ausgesprochen abgestumpft und gleichgültig. Welchen Respekt und Achtung Frater Leopold oder Karl Kaufmann besaß, wird daran ersichtlich, dass Häftlinge Repressalien und Ziereis´ Terror riskierten, um ihn zu bergen und im Revier zu verstecken. Mit ärztlicher Versorgung konnte man ihn halbwegs wiederherstellen. Um ihn vor weiteren Übergriffen durch Ziereis zu schützen, setzte man ihn heimlich auf die Liste für das Nebenlager Linz bei den damaligen Hermann-Göring-Werken, wo er wieder als Häftlingspfleger und Revierchef arbeitete. Am 5.5.1945 erlebte er seine Befreiung. Nach der Aussage des Häftlingsschreibers Ernst Martin am 17.3.1966 musste ihm jedoch leider nach 1945 als Folge der Hundebisse das Bein amputiert werden.
Nach dem Krieg fiel ihm der Neubeginn offenbar schwer. Seine Ehe hatte sich erledigt und vom KZ war er schwer gezeichnet. Er bemühte sich am 18.9.1945 um eine neuerliche Aufnahme in den Orden. Doch dieser lehnte Kaufmann ab aufgrund seines fortgeschrittenen Alters, seiner beiden vorherigen Ordensaustritte, seiner Heirat und aus nicht näher erläuterten Gründen. Zu dieser Zeit verfasste er einen handschriftlichen undatierten Brief an die Erzdiözese Wien mit der Bitte um "Vermittlung". Ein diesbezügliches Schreiben seitens der Erzdiözese durch Monsignore Dr. Jakob Weinbacher (Aktenzahl 252/46 vom 30.1.1946) ist erhalten. In einem Schreiben vom 11.2.1946 wurde Monsignore Weinbacher mitgeteilt, dass am 5.2.1946 ein Gespräch zwischen dem Definitorium, dem höchsten Leitungsgremium des Ordens innerhalb einer Provinz, und Leopold (Karl) Kaufmann stattgefunden hatte. Es war die endgültige Ablehnung einer Wiederaufnahme.
Am 17.4.1950 wandte sich Karl Kaufmann an den damaligen Provinzial um eine Bestätigung seiner Zeit im Orden, die er für "meine Anstellung, das meine Lebens-Stellung ist, dringend brauche." Es ist nicht bekannt, als was er arbeitete, aber wenn die Auskunft des Häftlingsschreibers Ernst Martin zutrifft, war es eher unwahrschein-lich, dass er wieder als Krankenpfleger arbeiten konnte. Ende Februar 1955 bat die "Allgemeine Invalidenversicherungsanstalt, Landesstelle Linz" (4020 Linz, Volks-gartenstraße 14, Akten-Zahl R-658/354/III/WV) um eine Bestätigung der Zeit Kaufmanns Mitgliedschaft im Orden. Die Anfrage wurde am 4.3.1955 vom Provinzialat beantwortet. Danach verlor sich die Spur von Karl Kaufmann alias Frater Leopold für den Orden.
Ob er jemals eine Wiedergutmachung für die Haftzeit bekam, entgeht meiner Kenntnis. Bis jetzt konnte ich auch noch keinen Hinweis darauf finden, dass er für seine aufopferungsvolle Arbeit als Häftlingspfleger jemals eine Ehrung erfuhr, was unverständlich ist. Beinahe wäre ein vorbildlicher Krankenpfleger für immer vergessen worden, der dem Naziterror mit seiner Solidarität und Menschlichkeit die Stirn bot und dafür einen hohen Preis zahlen musste.
Ich bedanke mich ganz besonders für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit in dieser besonders schwierigen Recherche:
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