Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Helena (Helene) Roberg

 

Die Krankenschwester Helena Roberg wurde am 6.6.1908 in Berlichingen geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann und Kultusbeamte der Israelitischen Gemeinde Berlichingen Uri Shraga Roberg, geboren 1874, und Ernestine, geborene Hanauer am 6.4.1874. Helenas Geschwister waren Klara (siehe Klara Berlinger, geb. Roberg), geboren am 16.11.1905, Julius, geboren am 23.4.1907, Helena, geboren am 6.6.1908, Shulamit (Frida), geboren am 13.2.1911, בתיה פסלה ברבל, geboren am 24.2.1912, und Alexander, geboren am 2.4.1914. Für die gesamte Familie lautete der Geburtsort Berlichingen.

 

Bis 1939 lebte sie in  Berlichingen und Schwäbisch Hall. Dann emigrierte sie alleine in die Niederlande und galt dadurch als staatenlos. Ihre Geschwister konnten mit ihren Familien nach Palästina, Großbritannien und USA flüchten.

 

Zuletzt wohnte Helena in der Sarphatistraat 127 in Amsterdam. Am 20.7.1943 wurde sie vom Sammellager Westerbork nach Sobibor deportiert und dort ermordet. Als Todesdatum gilt der 23.7.1943

 

Helena Roberg wurde 35 Jahre.

 

Quellen: Alemannia Judaica; geni.com; Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken; Joods Monument; Yad Vashem


 

Hilda Roberts, geb. Bell

 

Hilda Bell wurde am 21.12.1915 in Philadelphia/USA geboren. 1937 erreichte sie ihr Examen als Krankenschwester an der Jewish Hospital School of Nursing. Im Mai gleichen Jahres reiste sie bereits als Freiwillige nach Spanien, um als Krankenschwester die Internationale Brigade zu unterstützen. Sie arbeitete im Universidad Hospital und im Casa Roja Hospital in Murcia. Danach gehörte sie zu einem Feldlazarett an der Aragon-Front und Ebro-Front. Im Dezember 1938 kehrte sie in die USA zurück.

 

Im II. Weltkrieg war sie als Armeekrankenschwester  im Rang eines Leutnants in Australien und in New Guinea eingesetzt. Nach ihrer Rückkehr in die USA war sie Unterrichtsschwester für psychiatrische Krankenpflege in San Francisco.

 

1945 heiratete sie Kristian V. Kirk, genannt Kris, geboren am 20.5.1920 in Dänemark. Er brachte aus erster Ehe die Söhne Keith Vang und Neil mit. Das Ehepaar bekam am 20.11.1957 den gemeinsamen Sohn Theodore Sand, gerufen Thor. Ihr Mann verstarb am 19.3.1964.

 

1965 heiratete sie Robert Frederik Roberts, geboren am 24.2.1905 in Washington.

 

Hilda blieb engagiert, setzte sich für soziale und ökologische Themen ein, war aktiv in der Anti-Atom-Bewegung. Als Friedensaktivistin protestierte sie gegen die Kriege der USA in Vietnam, Afghanistan und Irak. 1986 half sie bei der Kaffeeernte in Nicaragua, um ein Zeichen zu setzen. Sie nahm an den wöchentlichen Mahnwachen gegen die israelische Besetzung der West Bank und des Gaza-Streifens teil. 1996 reiste sie nach Spanien zum Treffen der Veteranen und Veteraninnen der Internationalen Brigaden zum 60. Jahrestag des Ausbruchs des Spanischen Bürgerkriegs. Ihre Zeit in Spanien hatte sie nie bereut:

 

„Ich bin arm aufgewachsen, in einer Atmosphäre des Bewusstseins für die Belange der Arbeiterklasse. Meine Mutter war Mitglied der International Ladies Garment Workers Union. Meine Eltern waren Mitglieder des Arbeiterkreises einer jüdischen sozialistischen und kulturellen Gruppe.

 

Ich arbeitete in einer Fabrik, um die für den Besuch der Krankenpflegeschule notwendigen 90 Dollar zu verdienen.

 

Meine Motivation war sowohl politisch als auch humanitär. Ich war wütend, als Hitler und Mussolini sich Franco anschlossen, um zu versuchen, die spanische Republik zu stürzen. Ich war besorgt um ein armes Volk, das für die Aufrechterhaltung seiner Demokratie kämpfte.

 

Als nicht religiöse Jüdin fühlte ich mich durch die Ausbreitung des Faschismus sehr bedroht. Der Faschismus könnte alles zerstören, wofür ich stand.

 

Ich trat der Kommunistischen Partei kurz vor meiner Abreise nach Spanien bei, weil ich dachte, dass ich erst einmal würdig sein müsste, ihr beizutreten………

 

Ich wäre sowieso nach Spanien gegangen, weil ich es wollte - es war notwendig und wichtig, das zu tun.

 

…….…..Mein Weg nach Spanien war die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe, nachdem ich Krankenschwester wurde.“

 

Hilda Roberts starb am 23.9.2009 mit 93 Jahren in Berkeley, Alameda County, California.

 

Quellen: Martin Sugarman, AJEX - Jewish Military Museum; geni.com; Le Maitron https://maitron.fr/; Internationale Frauen im Spanischen Krieg 1936 – 1939 https://internationale-frauen-im-spanischen-krieg-1936-1939.de/; https://sidbrint.ub.edu/ca/node/26528 Universitat de Barcelona


 

Claudine Röhnisch

 

Die Oberschwester Claudine Röhnisch wurde nach der Machtergreifung Hitlers 1933 aus politischen Gründen gemaßregelt. Schließlich wurde sie aus der Charite in Berlin entlassen. Bis 1945 hielt sie sich mit Privatpflegen und Aushilfstätigkeiten in verschiedenen Krankenhäusern über Wasser. Nach Kriegsende beteiligte sie sich am Wiederaufbau der Charite. Ab 1946 war sie dort die ständige Vertreterin der Oberin. Am 28.6.1963 wurde ihr die Florence-Nightingale-Medaille verliehen.


 

Erna Rose

 

Erna Rose wurde am 6.11.1895 in Bremen geboren. Die jüdische Krankenschwester lebte in Köln und zuletzt in Düsseldorf. Am 10.11.1941 wurde Erna Rose ab Düsseldorf nach Minsk deportiert und ermordet.

 

Quelle: YAD VASHEM; Das Bundesarchiv Gedenkbuch; Statistik des Holocaust


 

Regina Elfriede Franziska (Francis) Rose, geb. Alsberg

 

Regina Elfriede Franziska Alsberg, Spitzname Fränzi, wurde am 15.12.1920 in Hamburg geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Ernst Siegfried Alsberg, geboren am 8.6.1879 in Kassel, und die Krankenschwester Johanna Gertrude, geborene Feiss am 15.1.1895 in Mussbach bei Neustadt an der Weinstraße (siehe Johanna Gertrude Alsberg, geb. Feiss). Sie hatte eine jüngere Schwester. Margot Emmy wurde am 5.6.1924 ebenfalls in Hamburg geboren (siehe Margot Emmy Jones, geb. Alsberg).

 

Trotz des zunehmend offenen Antisemitismus konnte sie zunächst relativ unbeschwert aufwachsen. Bereits in den 1920er Jahren trat sie in den deutsch-jüdischen Wanderbund "Kameraden", Ortsgruppe Hamburg ein und unternahm mit ihrer Gruppe in ihrer Freizeit Ausflüge und Wanderungen in die Harburger Berge und Lüneburger Heide.

 

Nachdem sich die Lage für jüdische Mitbürger im Nazideutschland weiter zuspitzte, beschloss ihre Familie, sie in Sicherheit zu bringen. 1938 konnte sie mit einem Kindertransport nach England Deutschland verlassen.

 

Dort besuchte sie eine Schwesternschule. Es wird vermutet, dass ein Verwandter mütterlicherseits als Arzt nach England bereits emigriert war und dort Fuß gefasst hatte. Er soll ihr den Ausbildungsplatz vermittelt haben.

 

Einige Monate später konnte auch ihre Schwester mit einem Kindertransport entkommen. Ihren Eltern gelang nicht mehr die Flucht. Sie wurden 1944 in Auschwitz ermordet.

 

Franziska blieb nicht in England, sondern wanderte in die USA aus und erhielt 1953 oder 1954 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nun nannte sie sich nicht mehr Franziska sondern Francis.

 

Sie lernte ihren Ehemann Heinz, Rufname Eddie, Rose kennen. Ursprünglich hieß er Heinz Rosenbaum, hatte in den USA allerdings seinen Familiennamen geändert. Die beiden verband ein gemeinsames Schicksal. Beide stammten aus Norddeutschland, sie aus Hamburg, er aus Schwerin. Sein Vater Dr. med. Otto Rosenbaum war in Schwerin bis zu den Nazis ein hochangesehener und beliebter Arzt gewesen, nicht nur bei Juden. Eddie und seinen beiden Geschwistern gelang die Flucht aus Nazideutschland, seinen Eltern nicht. Dr. med. Otto Rosenbaum und Eddies Mutter Sarah Stephanie Rosenbaum, geborene Vogel, wurden 1943 im KZ Sobibor ermordet.

 

Das Ehepaar wurde mit ihrem Sohn im Bundesstaat New York heimisch. Bis zu ihrer Alterspensionierung arbeitete Francis weiter als Krankenschwester. Ihr Ehemann starb am 8.2.2002, Francis Rose am 12.5.2013.

 

Quellen: Geni.com; Hamburger Stolpersteine; Björn Eggert 


 

Jenny Rosenbaum: siehe Jenny Aloni

 


 

Gertrud Elisabeth Rosenberg

 

Leider gibt es zu dieser jüdischen Krankenwester wenig Informationen. Gertrud Elisabeth Rosenberg wurde am 2.2.1879 in Berlin geboren. Am 1.12.1935 zog sie nach Blankenese, 1937 nach Hamburg. Sie starb am 14.9.1938 oder 1939 in Hamburg. Die Todesumstände sind nicht bekannt.

 

Quelle: Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese  


 

Helene Rosenberg, geborene Bajcz

 

Helene Bajcz wurde am 17.12.1923 in Warschau geboren. Ihr Vater hieß Itzchak Bajcz und besaß eine kleine Tuchfabrik. Im Winter stellte die Firma Pullover her, im Sommer Sportbekleidung. Er rüstete beispielsweise den jüdischen Turn- und Sportverein Makkabi in Warschau mit Trikots und Badeanzügen aus. Ihre Mutter hieß Perla und war Hausfrau. Helene hatte sieben Geschwister. Die Familie war nicht reich, hatte aber ein gutes Auskommen. Sie beschrieb ihre Kindheit bis zum Einmarsch der Deutschen 1939 als unbeschwert und glücklich. Die Familie war sehr religiös und groß. Der Vater war ein Gabbai, also der Laienvorsteher einer Synagoge, und in der Gemeinde hochgeachtet. Ihr Elternhaus war sehr gastfreundlich, sodass regelmäßig Verwandte, Freunde und Gemeindemitglieder zu Besuch kamen. Zum Freundeskreis gehörten auch Nichtjuden oder christliche Nachbarn. Einen Antisemitismus lernte Helene in ihrer Kindheit nicht kennen.

 

Nach der Schule begann Helene in einem jüdischen Krankenhaus in Warschau die Ausbildung zur Krankenschwester. Die deutschen Besetzer brannten in Warschau viele Häuser ab und die Lebensmittel wurden knapp. Dann wurden junge Leute zur Zwangsarbeit weggefangen. Helene blieb davon als Angestellte des Krankenhauses mit einer Arbeitsbescheinigung zunächst verschont.

 

1940 Jahren kaufte ihr Bruder auf dem Flohmarkt einer armen Bauersfrau, die nichts anderes hatte, ihre Geburtsurkunde ab und schenkte sie Helene, die zunächst nichts damit anzufangen wusste und sie fast vergaß. In Warschau brach kurze Zeit später eine Typhus-Epidemie aus, auch Helenes Vater starb 1941 an dieser Krankheit. Sie hatte sich ebenfalls mit Typhus angesteckt, konnte sich aber zu Hause auskurieren.

 

Die Besatzer versprachen dem völlig überforderten Krankenhaus in der Epidemie Hilfe und boten an, genesende Kranke in ein Sanatorium zu schicken, damit auch mehr Betten frei wären. Das Krankenhaus ging auf den Vorschlag ein und ein Transport mit Kranken, Pflegepersonal und Ärzten verließ das Krankenhaus zu dem versprochenen "Sanatorium". In diesem Transport waren auch nichtjüdische Patienten. Ein Krankenpfleger schaffte es, sich zu retten und zurückzukehren und erzählte, dass alle ermordet worden waren. Daraufhin ging Helene nicht mehr in das Krankenhaus.

 

Helene besaß den Mut, keinen Judenstern zu tragen. Solange das Warschauer Ghetto nicht angeriegelt war, machte sie immer wieder Hamstertouren, um die Familie mit Lebensmitteln zu versorgen. Nachdem die Lage im Ghetto immer aussichtsloser wurde, gelang es Helene, sich mit ihrer Mutter und kleinen Bruder zu ihrer Schwester durchzuschlagen, die nach Polaniec, ein kleines Dorf, geheiratet hatte. Ihre anderen Brüder blieben im Ghetto. In Polaniec war man zunächst erstmal sicher. Ihre Schwester und sie schlossen sich dort einer Gruppe an, die Ausweise fälschte. Sie wirkten echt, aber Helene war es klar, dass die Nazis die Fälschung erkennen würden. Sie wollte einen echten Ausweis. Da fiel ihr die Geburtsurkunde wieder ein und sie fuhr in eine Kleinstadt und mietete dort eine Wohnung. Sie behauptete, dass sie aus Oberschlesien käme. Auf dem dortigen Rathaus klappte ihr Plan und sie konnte mit der Geburtsurkunde wirklich einen echten Ausweis beantragen. Aus Helene war nun eine Maria Žuk geworden.

 

Mit dem echten Ausweis und ihrer Geburtsurkunde fühlte sie sich sicher. Daher willigte sie ein, als ein Nachbar später um Hilfe bat. Er benötigte jemanden, der seinem Bruder Geld nach Wieliczka i Božnia brachte, damit dieser Medizin für sein krankes Kind kaufen könne. Dort wurde sie von einem polnischen Polizisten kontrolliert. An alles hatte sie gedacht, aber in den christlichen Konfessionen kannte sie sich nicht aus. So antwortete sie dem Polizisten, sie sei römisch-katholisch, im Ausweis stand jedoch griechisch-katholisch. Er nahm ihr das Geld ab und schleppte sie zur Gestapo. Er konnte zu wenig deutsch, die Gestapo zu wenig polnisch, sodass er nicht erklären konnte, warum er sie festgenommen hatte. Die Gestapo rief im Rathaus an, dass den Ausweis ausgestellt hatte und die bestätigten die Echtheit. Maria alias Helene kam frei, aber das Geld war sie los, dass der polnische Polizist unterschlug. Immerhin hatte sie niemand genauer untersucht und nicht den in jiddsch geschriebenen Brief in ihrem BH entdeckt, der an den Bruder des Nachbarn gerichtet war. So konnte sie nur den Brief überbringen und musste sich obendrein noch Geld für die Heimfahrt geben lassen.

 

Die deutschen Besatzer drangen zu ihrem kleinen Dorf vor und verlangten, dass sich alle Juden versammeln sollten, weil man sie in eine größere Stadt bringen wollte. Den Menschen war klar, was das bedeutete. Einige junge Leute schlossen sich zusammen, um sich im Wald zu verstecken. Zuerst waren die jungen Männer nicht einverstanden, dass sich Maria alias Helene und ihre Schwester anschlossen, aber der Anführer der Gruppe setzte es durch. Mit Essensdiebstählen versuchten sie sich über Wasser zu halten, waren aber in der ständigen Gefahr, von Polen an die Deutschen für 5 Pfund Zucker verraten zu werden. Das war der Preis für den Verrat eines Menschen, 5 Pfund Zucker. Ende 1941 schickte der Anführer die beiden Frauen in die Stadt zu einer Kontaktperson, weil sie den Strapazen im Versteck nicht standhalten konnten.

 

Der Kontaktmann versuchte den Schwestern zu helfen, doch es gab keine Arbeit. Auf der Suche nach einer Arbeitsstelle waren sie mit einem Zug unterwegs, als der angehalten wurde und deutsche Polizisten alle jungen Polen aus dem Zug für Zwangsarbeit in Deutschland herausholten. Ihre Schwester kam nach Osnabrück in eine Munitionsfabrik. Helene oder Maria gab sich als Krankenschwester aus und konnte den polnischen Arzt dazu bewegen, sie als krank zu beurteilen, sodass sie nicht nach Deutschland musste.

 

Doch kurze Zeit später wurde sie wieder aufgegriffen und diesmal musste sie nach Deutschland. Zuerst kam sie zu alten Leuten auf einem Bauernhof, dann zu einem Gärtner. Dort ging es ihr relativ gut. Sie lernte sehr schnell deutsch, allerdings nur mündlich. Dann wurde sie in eine Ziegelei versetzt. Dort traf sie es schlechter. Die Arbeit war hart und die anderen polnischen Mädchen misstrauten ihr, weil sie Deutsch konnte. Sie hielten sie, auch wegen ihres Namens, für eine Deutsche, kontrollierten sogar ihre Post von der Schwester. Doch sie hatte Glück und kam nach einer Erkrankung in ein Gasthaus in Mosbach/Baden. Dort gefiel es ihr angesichts ihrer Lage und sie hoffte, dort bis Kriegsende bleiben zu können. Doch im Bezirkskrankenhaus wurden Krankenbarracken für die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen gebaut und man entdeckte in ihren Papieren, dass sie Krankenschwester war, die einzige unter den Zwangsarbeitern.

 

Maria alias Helene musste dort ihren Dienst antreten und war nun für 30 Patienten zuständig. Bei Bombenalarmen gelang es ihr, Essen und Medikamente für ihre Patienten aus dem leeren Krankenhaus zu stehlen, da die Zwangsarbeiter nicht in den Luftschutzbunker durften, in dem deutsches Personal und Patienten Zuflucht suchten. Helene oder Maria bekam für die Zwangsarbeit, egal auf welcher Stelle, nie eine einzige Mark Lohn.

 

Nach Kriegsende hatte sie ein großes Problem, zu beweisen, dass sie Jüdin war, weshalb es zunächst nicht mit Ausreisepapieren nach Israel klappte. Sie lernte ihren Mann William Rosenberg, genannt Willi, in einem Sanatorium für Holocaust-Überlebende kennen und folgte ihm schließlich in die USA. Das Ehepaar bekam zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. In New Haven in den USA wurde ihr drittes Kind geboren. Im Pflegeberuf arbeitete sie nicht mehr und kümmerte sich um ihre Familie. Ihre Schwester hatte überlebt, auch ein Bruder, der nach Israel ausgewandert war. Ihre anderen Brüder kamen bei dem Aufstand im Warschauer Ghetto um, die Mutter in Treblinka.

 

In den USA waren sie und ihr Mann in vielen jüdischen Organisationen aktiv. Zusammen mit der Yale University bauten sie das Fortunoff-Videoarchiv für Holocaust-Zeugnisse auf. Sie errichteten mit anderen Mitgliedern der Überlebendengemeinschaft von New Haven ein Holocaust-Mahnmal, dass 1977 eingeweiht wurde und sich an der Ecke West Park und Whalley Avenue befindet. Helene Rosenberg starb am 16.5.2020 in New Haven.

 

Quellen: Das Interview-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“; Funeral Home New Haven; Yale Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies; USC Shoah Foundation; New Haven Register


 

Lieselotte Rosenberg, geb. Isaac

 

Lieselotte Isaac wurde am 29.10.1920 in Berlin geboren. Ihre letzte Adresse war in Berlin Kreuzberg, Kommandantenstraße 65.

 

Die Krankenschwester Lieselotte Rosenberg wurde am 28.9.1943 mit der Transportnummer 39 mit dem 43. Osttransport Hamburg - Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet. Da kein Sterbedatum existiert, muss davon ausgegangen werden, dass sie in Auschwitz nicht registriert wurde und direkt nach der Ankunft umgebracht wurde.

 

Quellen: Statistik des Holocaust; YAD VASHEM; Das Bundesarchiv Gedenkbuch


 

Betty Rosenfeld

 

Betty Rosenfeld wurde am 23.3.1907 in Stuttgart geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Benjamin und Theresia, geborene Mayer am 26.7.1872 in Homberg. Sie hatte zwei Schwestern, Charlotte, geboren am 10.9.1905, und Ilse. Der Vater besaß die Firma B. Rosenfeld, eine Fabrik für Maschinenöle und Putzbaumwolle in der Militärstraße 39 in Stuttgart, die der Familie zwar keine Reichtümer bescherte, aber einen gediegenen Wohlstand gestattete. In ihrem jüdischen Elternhaus wurden die religiösen Traditionen wie beispielsweise die Einhaltung der jüdischen Speisegesetze gepflegt, aber man war liberal und tolerant. Die Schwestern symphatisierten als Jugendliche mit dem Sozialismus und Kommunismus und verbrachten ihre Freizeit meist bei den Stuttgarter Naturfreunden.

 

Betty schloss die Realschule ab und absolvierte anschließend am Katharinenhospital eine Ausbildung zur Krankenschwester. Nachdem die Nazis an der Macht waren, sahen die Schwestern keine Zukunft mehr für sich in Deutschland und wanderten 1935 nach Palästina aus. Doch Bettys Schwestern kehrten 1936 nach Stuttgart zurück, um ihre Mutter nach dem Tod des Vaters im August 1937 zu unterstützen. Betty blieb alleine in Palästina.

 

Nachdem Francos Faschisten mit Unterstützung der deutschen und italienischen Faschisten gegen die rechtmäßig gewählte spanische Republik putschte, beschloss Betty, als Krankenschwester den Republikanern zu helfen und schloss sich den Internationalen Brigaden an. Im März 1937 reiste sie von Haifa über Frankreich nach Spanien. Betty arbeitete im Krankenhaus Murcia, später in der Militärklinik in Mataró bei Barcelona.

 

In Mataró lernte sie den jüdischen Brigadisten Sally Wittelson, geboren am 17.12.1907 in Leipzig, kennen. Obwohl Eheschließungen bei den Internationalen Brigaden nicht gerne gesehen wurden, man befand sich im Krieg, heirateten sie angeblich im März 1938. Nach neuen Informationen fand diese Heirat jedoch nicht wirklich statt. Betty und Sally behaupteten es aber später gegenüber den französischen Behörden, um nicht getrennt zu werden.

 

Im folgenden Herbst folgte die Auflösung der  Internationalen Brigaden. Betty und Sally flüchteten über die Pyrenäen nach Frankreich. In Sévérac-le-Château, einer kleinen Gemeinde im Département Aveyron in der Region Okzitanien, kam das Paar zunächst unter. Die Lebensbedingungen dort waren hart, sollten aber bald noch härter werden, denn im Juni 1939 wurden sie von der französischen Polizei zunächst in das Lager Gurs verschleppt. Dort wurden sie getrennt. Sie wurde im Frauenlager Rieucros, ab Februar 1942 im Frauenlager Brens interniert, er im Lager Vernet.

 

Am 7.8.1942 wurde plötzlich Betty von der Polizei aus dem Lager geholt und nach Gurs zurückgebracht. Das Vichy-Regime, dass mit Deutschland kollaborierte, lieferte die aus Deutschland stammenden jüdischen Lagerinsassen an die Nazis aus. Am 8.8.1942 wurden die deutschen Juden im Lager Gurs auf Lastwagen verladen und in das Lager Drancy geschafft. Dort traf Betty ihren Verlobten wieder. Am 7.9.1942 wurden beide mit 998 Leidensgenossen Richtung Polen deportiert. Der Zug stoppte bei Kosel und 200 Menschen wurden in das KZ Blechhammer, ein Außenlager vom KZ Auschwitz, abgeführt. Am 9.9.1942 kamen Betty und Sally Wittelson im KZ Auschwitz-Birkenau an und wurden ermordet. Da kein Sterbedatum existiert, muss davon ausgegangen werden, dass der Ankunftstag auch ihr Todestag war.

 

Auch Bettys Mutter, ihre Schwester Charlotte und ihre Tante überlebten nicht die Shoa trotz der Hilfe ihres Nachbarn Sepp Dieringer und seiner Frau, die für ihre Hilfe einen hohen Preis zahlen mussten. Schwester Ilse hatte es geschafft, 1938 aus Deutschland in die USA zu fliehen. Sie hatte noch versucht, ihre Schwestern aus Deutschland herauszuholen und ihre Tickets bereits bezahlt.

 

Quelle: Stuttgarter Zeitung.de, Michael Uhl, 21.3.2017; Michael Uhl: Betty Rosenfeld Zwischen Davidstern und roter Fahne, ISBN 3-89657-036-6; YAD VASHEM; Internationale Frauen im spanische Krieg 1936 - 1939


 

Dr. Else Rosenfeld, geb. Behrend

 

Else wurde als Elsbeth Rahel Charlotte Behrend am 1.5.1891 in Berlin geboren. Ihr Vater, ein Arzt, war Jude, seine Frau Nichtjüdin. Sie wurde evangelisch getauft. Nach dem Besuch des Henriette-Luise-Gymnasiums absolvierte sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Anschließend studierte sie Germanistik, Geschichte und Philosophie und promovierte.

 

1920 heiratete sie Siegfried Rosenfeld, einen Juden und konvertierte zum jüdischen Glauben. Ihr Ehemann war Jurist und Abgeordneter im Preußischen Landtag für die SPD. Dieser Partei gehörte Else ebenfalls an. Sie bekamen drei Kinder, Gustel, Peter und Hanna.

 

Ab 1928 arbeitete sie als Fürsorgerin in einem Berliner Frauengefängnis. 1933 durfte sie diese Tätigkeit nicht mehr ausüben. Ihr Ehemann wurde zwangspensioniert. Die Familie zog nach Bayern um, wo sie auch mit Ausgrenzung und Schikanen konfrontiert wurden. 1937 konnte ihre Tochter Hanna nach Argentinien auswandern. 1939 gelang ihren Söhnen und ihrem Mann die Emigration nach England. Der Krieg begann und Else saß in der Falle und kam nicht mehr aus Deutschland raus.

 

Else arbeitete inzwischen als Fürsorgerin in der Jüdischen Gemeinde München. Sie übernahm als Wirtschaftsleiterin im Juni 1941 das Ghetto Berg am Laim im Osten von München. Wie viele kam sie durch die NS-Wirren zur Pflege. Sie musste im jüdischen Altersheim des Ghettos arbeiten und die Bewohner bis zu ihrer Deportation pflegen. Später beschrieb sie, wie Gestapoleute mit den Alten umsprangen:

 

„Bald darauf wurde mir die Ankunft der Gestapobeamten gemeldet, bestehend aus vier Männern und zwei Frauen. Ich zeigte ihnen die für die Arbeit vorbereiteten Räume. Aber sie zeigten wenig Interesse dafür, sondern wünschten das Stück Garten zu sehen, das uns die Klosterfrauen überlassen hatten und von dem sie höchst befriedigt waren.

 

´Lassen Sie uns Liegestühle herausschaffen und Ihren Hausmeister ein Fässchen Bier holen!´, war die mich etwas verblüffende Anweisung, die ich erhielt. Wunderliche Welt! Drinnen im Hause die fünfundzwanzig Menschen, die ihrer Durchsuchung harrten, ehe sie von allem, was ihnen lieb war, Abschied nehmen mussten, hier im Garten die sechs unbekümmert lachenden und schwatzenden Beamten, die, ohne einen Gedanken an ihre Opfer zu verschwenden, nur daran dachten, wie sie es sich wohl sein lassen könnten!

 

Hermann schleppte das Fässchen Bier herbei, und bald konnten wir schon von weitem die vergnügt sich gehenlassenden Männer hören, hin und wieder unterbrochen von einem hellen Frauenlachen. Die beiden Frauen, jung und hübsch und gut gekleidet, machten mir einen sehr unangenehmen Eindruck.

 

Dass sie sich mit den Männern draußen so laut und ungeniert vergnügten, verstärkte meine Abneigung noch. Erst gegen elf Uhr, als das Fässchen bis zur Neige geleert war, gingen sie alle an ihre Arbeit. Sie fassten nicht gerade sanft zu, auch die Frauen hatte ich richtig eingeschätzt, sie behandelten unsere Leute entsetzlich schlecht. Sogar Frau Rosen, die Frau des Schwerkriegsbeschädigten, kam mit rotgeweinten Augen wieder aus dem Zimmer ……....“

 

Doch sie konnte auch von Zeichen der Solidarität in dem Ghetto, das in einem Teil des Klosters der Barmherzigen Schwestern untergebracht war, berichten:

 

„Am späten Abend wurde ich gerufen, zwei Klosterschwestern wollten mich sprechen. Ich fand beide beladen mit zwei großen Säcken, der eine voll echten guten Kakaos (den es schon lange nicht mehr zu kaufen gibt, auch nicht auf Marken), der andere voll mit feinem Zucker. Sie seien beauftragt von der Frau Oberin und der gesamten Schwesternschaft, dies als Zeichen ihres Mitfühlens mit uns allen zu überreichen. Außerdem sollten sie uns sagen, dass morgen ein besonderer Bittgottesdienst für die von uns Fortgehenden abgehalten würde. Wir sollten wissen, dass sie sich uns in unserem Leid schwesterlich verbunden fühlten ……..“

 

Als Else selber die Deportation drohte, gelang es ihr mit Hilfe von Freunden unterzutauchen. Bei mehreren Menschen fand sie Unterschlupf. 1944 bekam sie die Chance, mit Hilfe von Schleusern, die ihr durch Freunde vermittelt wurden, über die grüne Grenze in die Schweiz zu flüchten. Die Flucht gelang.

 

1945 arbeitete sie zunächst in Zürich als Fürsorgerin, wo sie ihr Tagebuch über ihre Verfolgung veröffentlichte. 1946 konnte sie ihrer Familie nach England folgen. Ihr Mann starb dort im Dezember 1947. Später pendelte sie zwischen England und Deutschland, bis sie ab 1952 oder 1953 in Bayern fest lebte und wieder in der Gefangenenhilfe arbeitete. Im hohen Alter zog sie wieder zu ihrer Familie nach England.

 

Else Behrend-Rosenfeld verstarb im Jahre 2.3.1970 in Birmingham.

 

In Berg am Laim erinnert heute eine Erinnerungstafel an Else Rosenfeld und das Sammellager. Eine Straße in Berg am Laim trägt ihren Namen.

 

Quellen: Berg am Laim Kalender 1998: Else Behrend-Rosenfeld; München Wiki; Wikipedia; Leben in zwei Welten: Tagebücher eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil, ISBN-10:‎ 3937200983, ISBN-13: 978-3937200989; Wikipedia; München Wiki; Arbeitsstelle Holocaustliteratur; volk.verlag


 

Mathilda Rosenfeld: siehe Mathilda Abramovitch

 


 

Lawrence Rosenkrantz

 

Über Lawrence Rosenkrantz ist bisher nichts weiteres bekannt. Er arbeitete in der Pflege oder im Sanitätsdienst bei den Internationalen Brigaden (siehe dort). Lawrence Rosenkrantz stammte aus den USA.

 

Quelle: Martin Sugarman, AJEX - Jewish Military Museum


 

Herta Rosenstein, geb. Klyszcz

 

Die jüdische Krankenschwester wurde am 22.11.1903 in Beuthen geboren. Ihre Eltern waren Max und Rosa, geborene Kaufman. Herta war mit Oskar Rosenstein verheiratet. Ihre letzte bekannte Adresse war in der Bundesstraße 43 in Hamburg.

 

Am 19.7.1942 wurde sie in das Ghetto Theresienstadt, am 6.10.1944 nach Auschwitz deportiert. Dort wurde Herta Rosenstein ermordet.

 

Da es kein Sterbedatum gibt, wurde sie in Auschwitz nicht registriert. Wahrscheinlich ist deshalb der Ankunftstag auch der Todestag. Bei YAD VASHEM füllte ihre Schwester das Erinnerungsblatt für die Krankenschwester aus.

 

Quelle: YAD VASHEM


 

Sabine Rosenthal

 

Sabine Rosenthal wurde am 3.6.1889 in Colnrade in der Nähe von Vechta geboren. Sie lebte in Essen, zuletzt in Düsseldorf. Die jüdische Krankenpflegerin oder Krankenschwester wurde am 10.11.1941 ab Düsseldorf nach Minsk deportiert. Sabine Rosenthal wurde später für tot erklärt.

 

Quelle: YAD VASHEM; Das Bundesarchiv Gedenkbuch; Statistik des Holocaust


 

Nico Rost

 

Der Schriftsteller Nico Rost wurde 1896 geboren und stammte aus den Niederlanden. Als Kommunist und Widerständler war er vom 10.6.1944 bis April 1945 im KZ Dachau inhaftiert, wo er als Häftlingspfleger unter Heini Stöhr arbeitete. Am 1.8.1946 veröffentlichte er seine tagebuchähnlichen Aufzeichnungen, die er heimlich im KZ Dachau unter dem Titel „Goethe in Dachau“ auf alle greifbaren Zettel und Papiere niedergeschrieben und mit Hilfe von Heini Stöhr versteckt hatte. Nico Rost starb 1967.

 

Quelle: Nico Rost: Goethe in Dachau. Ein Tagebuch; München 2001; Hg. Wilfried F. Schoeller; aus dem niederländischen von Edith Rost-Blumberg übersetzt


 

 


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