Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Gertrude Block (Gerda Bloch)

 

Gerda Bloch wurde am 21.9.1893 in Mannheim geboren. Ihre Eltern waren Salomon und Bertha, geborene Bühler.

 

Wo sie ihre Ausbildung als Krankenschwester absolvierte, ist nicht bekannt. Sie zog 1932 von Karsruhe nach Frankfurt und gehörte dort dem Schwesternheim an.

 

Am 20.7.1939 gelang es der jüdischen Krankenschwester nach England zu flüchten. Von dort konnte sie 1940 in die USA emigrieren. In England und den USA arbeitete sie als Krankenpflegerin, bis sie 1947 in Los Angeles die Zulassung als  "Registered Nurse" erlangte. Danach arbeitete sie in der Privatpflege in San Francisco als Krankenschwester.

 

Quellen: OAC (Online Archiv of California); Magnes


 

Paula Block

 

Paula Block wurde am 7.11.1888 in Wuppertal geboren. 1915 absolvierte sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester. Sie arbeitete in Frankfurt/M und Pforzheim. Als Jüdin wurde sie am 15.9.1942 nach Theresienstadt verschleppt. Vermutlich hatte sie dort auch als Krankenschwester gearbeitet. Von Theresienstadt wurde sie am 19.10.1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

 

Quelle: YAD VASHEM


 

Anna Bloemendal-Hamburg

 

Über diese Krankenschwester ist wenig bekannt. Sie wurde am 19.8.1913 in Arnhem geboren und lebte in der Driekoningendwarsstraat 87 in Arnhem. Anna Bloemendal-Hamburg wurde am 30.11.1943 in Auschwitz ermordet.

 

Quelle: Joods Monument


 

Jeannette Blog

 

Jeannette Blog wurde am 26.12.1913 in Amsterdam geboren und war die Tochter von Marcus und Mijntje, geborene Roos. Sie hatte elf Geschwister. Die jüdische Krankenschwester arbeitete in „Centraal Israëlitisch Krankzinnigengesticht Het Apeldoornse Bos".

 

Im „Algemeen Politieblad“, Nr. 47, 26. November 1942, 1322, Bekanntmachung 2927 wurde mitgeteilt, dass der Polizeikommissar von Apeldoorn beantragte, dass Jeannette Blog ausfindig gemacht, inhaftiert und vor Gericht gestellt werden solle. Hintergrund war, dass die Krankenschwester verdächtigt wurde, ohne die erforderliche Genehmigung der Behörden ihren Wohnort gewechselt zu haben. Das bedeutete, dass Jeanette Blog untergetaucht war.

 

Die Krankenschwester hatte leider kein sicheres Versteck. Sie wurde gefasst und nach Sobibor deportiert und ermordet. Das offizielle Todesdatum lautet 9.4.1943. Ihr Vater wurde am 26.3.1943 in Sobibor ermordet. Einer ihrer Brüder starb dort am 4.6.1943. Die Vermutung liegt nahe, dass sie zusammen deportiert wurden. Jeannette Blog wurde 29 Jahre alt.

 

Quelle: Joods Monument


 

Carolina Blok-Kan

 

Carolina Kan wurde am 12.1.1896 in Winterswijk geboren. Sie wuchs in einer kinderreichen Patchworkfamilie auf, da beide Eltern ein zweites Mal geheiratet hatten und Kinder aus der ersten Ehe mitbrachten. Ihre Geschwister waren Sophia Glaser-Kan, Johanna Selina Wilzig-Kan, Betsie Polak-Kan, Benjamin Kan und Hartog Kan. Zuletzt lebte die Familie in Amsterdam.

 

Carolina hatte auf jeden Fall die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht, obwohl es dazu in den Quellen keine Informationen gibt. Denn 1930 war sie Oberschwester in Het Apeldoornsche Bosch. Das wäre sie ohne entsprechende Ausbildung nicht geworden.

 

Ab 1915 machte sie eine weitere Ausbildung, legte 1916 dazu eine Zwischenprüfung ab und erhielt im Wintersemester 1918/1919 ein Diplom der Nederlandsche Vereeniging voor Psychiatrie und Neurologie. Vermutlich handelte es sich bei dieser Ausbildung um ein Aufbaustudium. Das hätte Sinn gemacht, denn vorher hatte sie auch bereits in Het Apeldoornsche Bosch gearbeitet, eine damals ausgesprochen fortschrittliche psychiatrische Anstalt, die übrigens als jüdische Einrichtung allen Menschen offenstand. Das könnte erklären, warum sie in der Einrichtung in eine leitende Position kam.

 

Im September 1923 zog Carolina nach Den Haag, im Januar 1924 heiratete sie Hagenaar Bernard Blok. Am 22.11.1924 kam ihr Sohn Hartog Blok zur Welt. Ab 1.5.1930 war sie Oberschwester in Het Apeldoornsche Bosch.

 

Am 9.10.1941 wurde ihr Ehemann bei einer Razzia in Apeldoorn als einer von dreizehn jüdischen Männern willkürlich verhaftet und in das KZ Mauthausen deportiert. Diese Männer wurden dort zwischen dem 14.10. und 5.11.1941 ermordet. In der jüdischen Gemeinde Apeldoorn verbreitete sich Angst. Viele Juden aus Apeldoorn, auch ihr 18-jähriger Sohn Hartog Blok, meldeten sich im Laufe des Jahres 1942 bei Het Apeldoornsche Bosch als Mitarbeiter. Sie hofften, dort mehr Schutz zu haben. Nachdem die nichtjüdischen Mitarbeiter in Apeldoornsche Bosch dort nicht mehr arbeiten durften, herrschte auch ein extremer Personalmangel. Ab Juni 1942 gab es in dieser Einrichtung zum ersten Mal in seiner Geschichte ausschließlich Juden. Ab 1943 mussten auch alle anderen Juden aus Apeldoorn nach Het Apeldoornsche Bosch ziehen.

 

Die jüdische Bevölkerung erkannte, dass sie dort keinen Schutz genießen, sondern in Het Apeldoornsche Bosch konzentriert wurden, um die Deportation zu vereinfachen. Als der Bahnhofsvorsteher sie warnte, dass in der Nacht  vom 20. zum 21. Januar ein langer Güterzug angekommen sei, flüchteten noch viele aus der Einrichtung und versuchten unterzutauchen. Am späten Nachmittag des 21. Januar begann die Deportation. Leitende Angestellte wie Direktoren, Ärzte und Verwalter wurden weggesperrt. Die Patienten wurden in der großen Halle zusammengetrieben ohne Rücksicht darauf, ob sie bekleidet, nackt oder im Schlafanzug waren und anschließend auf Lastwagen geprügelt. Die Lastwagen wurden so voll gestopft, dass die Heckklappe kaum zu gingen. Mit Höchstgeschwindigkeit fuhren die Wagen zum Zug, um dann die Patienten in die Waggons zu jagen.

 

Die Zustände in den Waggons waren verhehrend. Die Patienten hatten keinen Platz, waren zusammengepfercht, die Luftzufuhr war abgeschaltet, es herrschten Temperaturen von -5 bis +5 Grad, ungenügende Bekleidung, Dunkelheit, kein Essen, keine Medikamente - die Menschen schrieen in Todesangst. Auch die 94 Kinder aus dem Pädagogium wurden so in den Zug verladen. Um vier Uhr morgens waren alle Patienten, insgesamt 1023 Menschen, im Zug.

 

Am frühen Morgen des 22. Januars sollten sich Freiwillige als Begleitpersonal melden. Angeblich könnten sie im Osten wieder in einem Krankenhaus arbeiten. Darauf fiel keiner mehr rein. Es meldeten sich trotzdem freiwillig 20 Menschen, eine davon war Carolina Blok-Kan, der Rest wurde bestimmt. Die 46 Mitarbeiter von Het Apeldoornsche Bosch wurden in einen separaten Waggon verladen, das heißt, ihre Schützlinge hatten unterwegs keinerlei Betreuung. In Auschwitz wurden die Patienten sofort ermordet, das Personal am nächsten Tag in die Gaskammer getrieben. Für Carolina Blok-Kan und ihren achtzehnjährigen Sohn Hartog Block gilt der 25.1.1943 als Todestag.

 

Quellen: Joods Monument


 

Elise Blumenthal, geb. Weil

 

Elise Weil wurde am 27.1.1891 in Hoppstaedten-Weiersbach bei Koblenz geboren. Sie war verheiratet mit Isidor Blumenthal, geboren am 12.11.1887 in Hemer bei Arnsberg, gestorben 19.6.1955 in Hemer. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Sohn Günther Max, geboren am 31.7.1932, und Tochter Hannelore Martha, geboren 1933. Laut Geni soll Elises Mann ebenfalls in Theresienstadt gewesen sein und überlebte. Isidor heiratete erneut. Es fehlen die Informationen, wo und wie die Kinder überlebten.

 

Elise arbeitete zuletzt im Altenheim Oberstotzingen. Usprünglich war das jüdische Altenheim in den aufgegebenen Landschulheimen Herrlingen untergebracht (siehe Paula Essinger). Schnell wurde es durch die Gestapo in ein Zwangsaltersheim verwandelt.

 

Die Situation und Arbeitsbedingungen in dem Heim waren schlimm. Schnell war das Haus überbelegt, die Lebensmittelzuteilungen nicht ausreichend. Privatbesitz der Beschäftigten und Betreuten wurden konfisziert. Dazu kamen Anfeindungen durch die Bevölkerung. Bereits im Dezember 1941 erfolgte eine Deportation. Als Reaktion auf das Untertauchen von vier Pflegekräften wurde eine verbliebene Pflegekraft nach Riga deportiert, von der seither jedes Lebenszeichen fehlt. April 1942 wurden acht Bewohner und zwei Pflegekräfte, die versucht hatten zu flüchten, nach Izbica deportiert. Auch sie blieben verschollen. Als die Stadt Ulm beschloss, in Herrlingen ein städtisches Altenheim einzurichten, musste Pflegepersonal und 83 Betreute zwangsweise in das Oberstotzinger Schloss umziehen. Das Gebäude befand sich dazumal in einem völlig verwahrlosten desolaten Zustand.

 

Am 22.8.1942 wurden  die verbliebenen 83 Bewohner und das gesamte Personal, unter ihnen die Krankenschwester Elise nach Theresienstadt deportiert. Elise Blumenthal starb dort durch die verheerenden Bedingungen am 17.5.1944.

 

Quellen: Yad Vashem; Gedenkbuch Bundesarchiv; Statistik und Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich; Alemannia Judaica; Geni


 

Chuma Blumenzweig

 

Chuma Blumenzweig wurde am 6.7.1892 in Jamostz geboren.Die Krankenschwester war verwitwet. Wie viele andere auch wurde sie von den Nazis in Belgien als staatenlos erklärt, um Interventionen anderer Länder zu verhindern. Sie war im SS-Sammellager Mechelen und wurde mit Transport III unter der Nummer 990 am 15.8.1942 in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Es muss befürchtet werden, dass sie den Holocaust nicht überlebte.

 

Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne.


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