Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Ilse Levi

 

Ilse Levi, geboren am 26.11.1925 in Freudenberg arbeitete als Heimschülerin im Altersheim Boelckestraße 24 in Halle. Bis auf ihre beiden Geschwister Sidda und Emil wurde die gesamte Familie durch die Nazis ausgelöscht. Am 12.6.1942 wurde Ilse Levi deportiert und wurde dort am 3.6.1942 ermordet.

 

Quelle: YAD VASHEM, Bundesarchiv


 

Lotti Levi

 

Die Daten zu Lotti Levi sind bisher sehr unvollständig. Lotti Levi wurde 1919 in Frankfurt am Main geboren. Die Eltern waren Kalmann Levi, Lehrer und Kantor, und Rosa, die in Frankfurt am Main die israelitische Frauenvereinigung leitete. Lotti hatte noch zwei ältere Schwestern namens Else, die mit ihrer Familie in Theresienstadt und Auschwitz ermordet wurde, und Betty, die bereits 1936 mit ihrem Mann Deutschland verließ und nach Palästina emigrierte.

 

Bis zum 19.11.1938 wohnte die Familie in der Leverkuserstraße 9. Nach der braunen Machtergreifung 1933 wurde der Vater aus dem Schuldienst entlassen. Diskriminierung als Juden, Ausgrenzung, Terror, Schikanen wurden Alltag. Lotti wurde im Lyzeum gemobbt. Sie absolvierte die Ausbildung als Krankenschwester und arbeitete im Jüdischen Krankenhaus. Nach dem 10. November musste die Familie in die Elkenbachstraße umziehen, dann in die Königswarter Straße 13. Lotti Levi wurde deportiert, überlebte den Holocaust und wanderte mit ihrem Mann nach Australien aus. In Australien lebt heute ihre Tochter.

 

Quelle: Frankfurt.de, Stolpersteine, Zeitzeugen


 

Chaja Levine, geb. Rapiport

 

Chaja Levine, geborene Rapiport war mit Boris Levine verheiratet. Sie wurde im Januar 1896 in Warschau geboren. Die Krankenschwester wurde in Belgien durch die Nazis als staatenlos erklärt. Mit dem Deportationszug XXVI verließ sie unter der Transportnummer 619 am 31.7.1944 das SS-Sammellager Mechelen. Es muss davon ausgegangen werden, dass sie direkt nach ihrer Ankunft ermordet wurde, da sie im KZ Auschwitz Birkenau nicht registriert wurde.

 

Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne.


 

Lilo Levine, geb. Guggenheim

 

Lilo Guggenheim wurde 9.5.1921 in Göppingen in wohlhabenden Verhältnissen geboren. Ihre Eltern Julius und Pauline Guggenheim besaßen in Göppingen, Ravensburg und Aalen Warenhäuser, in denen etwa 200 Angestellte beschäftigt waren. 1937 wurden sie gezwungen, die Warenhäuser aufzugeben. Julius Guggenheim ließ daraufhin in Stuttgart ein Haus bauen, wo er mit seiner Familie zurückgezogen leben wollte. Die wahre Gefahr durch die Nationalsozialisten realisierte er erst, als er und sein Sohn Leopold nach der Progromnacht im Konzentrationslager Dachau interniert waren.

 

Nach ihrer Freilassung strebte die Familie die Emigration an. Als erstes schickten die Eltern Lilo und ihren Bruder am 3.8.1939 nach England. Ende November wollten die Eltern ausreisen. Aus Angst, im Ausland völlig mittellos zu sein, versuchte Julius Guggenheim einige Silberteile außer Landes zu schaffen. Das Zollamt fand im Reisegepäck die Wertgegenstände und lud Julius Guggenheim vor. Er wurde verhaftet und für sieben Wochen eingesperrt. Seine Frau Pauline nahm sich angesichts der Verhaftung ihres Mannes am 8.12.1939 das Leben.

 

Noch glaubte Lilo an einen natürlichen Tod ihrer Mutter, als die Nachricht sie erreichte. Pauline Guggenheim hatte in ihrem Abschiedsbrief darum gebeten, ihre Tochter über die Umstände ihres Todes im Unklaren zu lassen.

 

In England absolvierte Lilo eine Ausbildung als Krankenschwester und arbeitete anschließend mit Tuberculose-Kranken. Später siedelte sie in die USA um, wo sie wieder mit ihrem Vater und Bruder zusammentraf. Nun erfuhr sie vom Suizid der Mutter und konnte mit dieser Nachricht kaum umgehen. Dazu kamen große Eingewöhnungsprobleme in Amerika. Auch auf der Arbeit hatte sie Schwierigkeiten. Im New York Hospital arbeitete sie wieder als Krankenschwester mit Tbc-Patienten. Sie befürchtete, sich zu infizieren. Bereits in England hatte sie diese Furcht begleitet, jetzt in den USA nach dem Schock über die wahre Todesursache der Mutter und den Integrationsschwierigkeiten nahmen die Ängste eher zu. 1948 erkrankte sie dann wirklich an Tuberculose.

 

Im Februar 1949 wurde Lilo als Tbc-Patientin ins Trudeau Sanatorium in Saranac Lake verlegt. Dort fühlte sie sich wohler als in New York und begriff ihre Krankheit wohl auch als Chance, ihre Vergangenheit und den Tod ihrer Mutter zu bewältigen. Schnell überwand Lilo die Krankheit und konnte bereits wieder im Oktober 1949 in ihrem Beruf arbeiten. In Trudeau lernte sie ihren späteren Ehemann Melvin Levine kennen. Zur Heirat am 31.12.1950 in Saranac Lake erreichte sie ein Gruß der Mutter. Pauline Guggenheim hatte 1939 für ihre Tochter als Teil der Aussteuer Handtücher mit ihrem Monogramm bestickt. Sie sollten ihr über die Schweiz geschickt werden. Ein Handtuch erreichte die Tochter elf Jahre später an ihrem Hochzeitstag.

 

Quellen: Initiative Stolpersteine Göppingen; Historic Saranac Lake


 

Thea Levinsohn, geb. Wolf

 

Thea Wolf wurde am 10.12.1907 in Essen geboren. Von 1927 bis 1929 absolvierte sie in Frankfurt/ M am jüdischen Krankenhaus die Ausbildung zur Krankenschwester. Ihre Eltern waren anfangs von ihrer Berufswahl keineswegs erfreut. Nach der Ausbildung arbeitete sie dort bis 1932 im Israelitischen Gemeindehospital. Dann ging sie nach Alexandria in Ägypten, wo sie als Operations- und Narkoseschwester am neuen Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde tätig war. Geplant war, dass sie dort zwei Jahre bleiben sollte, es wurden dann insgesamt sechzehn Jahre.

 

1934 besuchte Thea Wolf nocheinmal ihre Familie in Essen. Es war das letzte Mal, dass sie sie sah. Ihre Schwester Alice flüchtete 1936 aus Deutschland nach Holland. Die Schwester war schwanger und in Deutschland wegen sogenannter Rassenschande angeklagt. Thea Wolf gelang es, durch einen Geldbetrag an die niederländische Botschaft ein Bleiberecht für die Schwester in Holland zu erwirken. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Holland wurden Alice und ihr 4-jähriger Sohn nach Auschwitz deportiert und ermordet. Auch die Eltern von Thea Wolf entgingen dem Naziterror nicht. Die Krankenschwester schaffte es nicht, ihnen ein legales Einreisevisum nach Ägypten zu beschaffen. Die Eltern lehnten es ab, Deutschland als „Illegale“ zu verlassen. Sie wollten sich nicht als Kriminelle fühlen, die sich klammheimlich aus ihrem Heimatland schleichen müssen. Ihre Eltern wurden nach Lodz deportiert, wo der Kontakt zur Tochter abbrach.

 

1937 wurde Thea Wolf auch in Ägypten direkt vom Nationalsozialismus eingeholt. Die dort lebenden deutschen Juden bekamen in ihren Pässen den Stempel „J“ und musssten den Namenszusatz Sarah oder Israel führen. Andererseits geriet Thea Wolf als Deutsche ins Visier der englischen Polizei. Sie sollte als Spionin verhaftet werden, was aber Verwandte von König Faruk verhindern konnten. Nach dem Hitler-Mussolini-Pakt 1939 wurde Alexandria Nacht für Nacht zwei Jahre lang bombardiert. Das jüdische Krankenhaus nahm verwundete Soldaten und Zivilisten auf, ungeachtet der Nationalität oder Religion.

 

Im gleichen Jahr erschien ein junger deutscher Seemann im Krankenhaus. An Bord seines Schiffes waren dreizehn jüdische Menschen, die aus Deutschland vor den Nazis geflohen waren. Sie sollten zurücktransportiert werden, da ihnen die Einreise verweigert worden war. Eine ernsthafte Epidemie an Bord könnte zunächst die Abreise des Schiffes verhindern. Man beschloss, den Flüchtlingen eine Überdosis Schlaftabletten zu verabreichen, um den Eindruck zu vermitteln, dass sie sich im Koma befänden. Es gelang, die Flüchtlinge vom Schiff zu holen.

 

Da ihnen von den englischen Behörden nachwievor ein Einreisevisum nach Palästina verwehrt wurde, mussten sie illegal weiterkommen. Unter Mitarbeit der lokalen Polizei brachte man sie auf ein Fischerboot, dass sie weiter transportieren sollte. Schwester Thea Wolf organisierte mit die Weiterfahrt, begleitete die Flüchtlinge an Bord und sorgte für ausreichend Verpflegung und andere notwendige Dinge. Abenteuerlich, denn beinahe wären sie durch die Engländer unterwegs gefasst worden, gelangten die Menschen nach Tel Aviv und waren gerettet. Ohne Thea Wolfs Hilfe wären sie nach Deutschland zurückgekommen und vermutlich umgebracht worden. Immer wieder gelang es Thea Wolf, durch ähnliche verwegene und riskante Aktionen mit Hilfe ägyptischer Beamte Flüchtlinge zu schützen.

 

Thea Wolf wurde staatenlos, weil die Nazis den Juden die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannten. Dadurch konnte sie nur unter größten Schwierigkeiten aus Ägypten ausreisen. Sie wollte nach Israel, um angesichts des Holocaust und den ermordeten Familienangehörigen einen sicheren Ort für Verfolgte und das Judentum mitaufzubauen. In Israel ging Thea Wolf nach Tiberias, wo etwa 12000 arabische Einwohner und einige hundert jüdische Familien friedlich miteinander lebten. Sie wurde am 1.4.1947 die Oberschwester der Operationsabteilung im damaligen Schweizer Hospital.

 

Nach Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges änderte sich das Zusammenleben schlagartig, wurden aus guten Nachbarn Feinde. Thea Wolf hatte aus Ägypten Angebote, dorthin zurückzukehren, um so dem Krieg zu entkommen und sich in Sicherheit zu bringen. Sie blieb. Am 15. 5.1948 wurde der Staat Israel gegründet. Im Jahre 1950 heiratete Thea Wolf den Witwer Dr. Joseph-Julius Levinsohn und beendete ihre Pflegetätigkeit.

 

Das Ehepaar zog 1954 nach Essen zurück, wo Dr. Levinsohn als Rechtsanwalt tätig war. Nach dem Tod ihres Ehemanns ging Thea Levinsohn 1964 zurück nach Israel. In Jerusalem arbeitete sie dort bis zu ihrer Pensionierung 1977 als Regierungsangestellte im Verteidigungsministerium. Doch weiterhin blieb sie sozial engagiert. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin kümmerte sie sich bis 1995 im "Open Door", einem Tagesheim, um alte, alleinstehende, hilfsbedürftige jüdische Mitbürgerinnen in Rechavia in Jerusalem.

 

Dann zog sie wieder nach Deutschland zu den letzten noch lebenden Verwandten in Iserlohn. Über 50 ihrer Angehörigen hatten den Naziterror nicht überlebt. Es belastete sie und immer wieder fragte sie sich, ob sie nicht mehr hätte tun können für ihre Familie. Seit dem 1.12.1999 lebt Thea Levinsohn in einem Frankfurter Altenheim.

 

Ihren größten Lebenswunsch formulierte sie 1980:

 

„Mein größter Wunsch ist, nach allem, was meine Generation am eigenen Leib miterleben musste, nach dem 2000jährigem Exil, mit Juden, Arabern, Muslimen, Christen, Drusen, Tcherkessen zusammen im Land* in Frieden und Harmonie, ohne Hass, ohne Antisemitismus und ohne Terror leben zu können.“

(* gemeint ist Israel)

 

Quellen: Thea Levinsohn-Wolf: Stationen einer jüdischen Krankenschwester: Deutschland, Ägypten, Israel, Frankfurt am Main 1996


 

Emma Levissohn

 

Emma Levissohn wurde am 27.8.1880 in Rehna in Hessen geboren. Zuletzt wohnte die jüdische Krankenschwester in Düsseldorf. Am 10.11.1941 wurde Emma Levissohn in das Ghetto Minsk deportiert und gilt als verschollen.

 

Quelle: YAD VASHEM; Das Bundesarchiv Gedenkbuch; Statistik des Holocaust


 

Dina Levy

 

Dina Levy wurde 1877 in Röhrenfurth bei Melsungen geboren. Sie hatte einen Bruder Leopold und noch eine Schwester. Dem Bruder gelang mit seiner Familie noch die Emigration. Dina Levy wohnte in Northeim in der Bahnhofstraße 5. Welchen Beruf sie gelernt hatte, ist bisher nicht bekannt. Auf jeden Fall pflegte sie Louis Bacharach, der im gleichen Hause lebte. Im Oktober 1939 zog sie mit dem alten pflegebedürftigen Herrn nach Hannover. Dort verstarb er. Sie wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert. 1944 wurde Dina Levy im KZ Auschwitz ermordet. Heute erinnert ein Stolperstein vor dem ehemaligen Wohnhaus an Dina Levy.

 

Ich danke für diese Recherche der KZ-Gedenkstätte Moringen


 

Paul Levy (Lynn)

 

Paul Levy wurde am 9.11.1886 in Hamburg geboren. Zunächst erlernte er den Beruf als Kartonagenarbeiter. Häufig wechselnde und kurzfristige Beschäftigungen lassen darauf schließen, dass ihm der Beruf anscheinend nicht sonderlich gefiel. 1913 bewarb er sich als ungelernter "Irrenwärter" in der "Irrenanstalt" Langenborn. Der I. Weltkrieg unterbrach zunächst seine Pflegetätigkeit, die er nach Kriegsende wieder aufnahm.

 

Durch seine Tätigkeit als Krankenpfleger organisierte er sich bald gewerkschaftlich im "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter" in der "Reichssektion Gesundheitswesen". Ab 1922 war er als Angestellter in dem Verband tätig. In dieser Funktion förderte er auch die gewerkschaftliche Organisierung von Ärzten in dem Verband, zu dem 1932 etwa 2.000 Ärzte gehörten. 1926 wurde er in den Vorstand gewählt.

 

In erster Linie setzte sich Paul Levy für die arbeitsrechtlichen Belange seiner KollegINNen ein, forderte eine gleichberechtigte Entlohnung, ging gegen unlautere Schwesternheime vor, die Krankenschwestern zu unmoralischen Bedingungen an Privatpflegen vermittelten, forderte eine einheitliche und verbesserte Pflegeausbildung, eine vermehrte Gründung von Krankenpflegeschulen und kämpfte für die Verstaatlichung des Gesundheitswesens. Außerdem publizierte er Beiträge in der "Sanitätswarte" und Bücher.

 

Als Jude war er nach Hitlers Machtergreifung zunehmend den nationalsozialistischen Repressalien ausgesetzt und verlor seinen Arbeitsplatz. Bis 1936 arbeitete er illegal für den "Internationalen Bund Freier Gewerkschaften". Ihm und seiner Familie gelang 1936 die Auswanderung nach Los Angeles in Kalifornien.

 

In Amerika nannte er sich Paul Lynn. Anfangs hatte er große Probleme, in der Emigration Fuß zu fassen. Schließlich fand er ein Auskommen als Masseur. Auch in der neuen Heimat engagierte er sich gewerkschaftlich. Nach Kriegsende blieb Paul Lynn in Amerika, nahm aber wieder Kontakte zu ehemaligen Kollegen auf.

 

Paul Lynn alias Levy verstarb am 8.6.1958.

 

Quellen: News for German Socialists in England, "Sozialistische Mitteilungen", Nr. 65/66; u. a.


 

Ruth Levy

 

Ruth Levy wurde am 7.11.1911 in Coppenbrügge geboren. Sie arbeitete als Krankenschwester in Hannover. 1941 musste sie mit ihren Eltern Lieschen und Oskar Levy in das Judenhaus Brabeckstraße 86 in ihrem Heimatort Coppenbrügge ziehen. Am 15.12.1941 wurde die Familie nach Riga deportiert. Im dortigen Ghetto arbeitete sie als Krankenschwester, bevor sich ihre Spur verliert. Ruth Levy gilt als verschollen.

 

Quellen: Bernhard Gelderblom, Hameln

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