Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Anna Bozena „Zenka“ Chadaj-Koter

 

Anna Bozena wurde am 14.1.1921 geboren. Ihre Eltern waren Pawel und Wiktoria, geborene Effenberger.

 

Die gelernte Krankenschwester beteiligte sich am Warschauer Aufstand unter dem Decknamen Zenka und arbeitete zunächst im Gesundheitszentrum des Polnischen Roten Kreuzes. Danach gehörte sie zur Kampfgruppe „Krybar“ und arbeitete im Feldlazarett.

 

Anna Bozena Chadaj-Koter starb am 26.2.1985.

 

Quellen: Wirtualne Muzeum Pielęgniarstwa Polskiego; Encyklopedia Medyków Powstania Warszawskiego


 
Selma Ruth (Sora Riva) Chadwick (Tzodikoff)
 

Selma Ruth Chadwick dritte von rechts

 

Sora Riva Tzodikoff wurde am 10.4.1904 in Ignalina, Trakai District Municipality, Vilnius, in Litauen geboren. Ihre Eltern waren David H. Tzodikoff, geboren 1858, gestorben 1832, und Eva, geborene Cohen, die von 1863 bis 1926 lebte. Ihre Geschwister waren Esther, geboren 1891, Ethel, geboren 1894, Abraham, geboren 1895, Benjamin oder Bernard, geboren 1897, Lilian, geboren 1899, Irene Rose, geboren 1902, und Mildred, geboren 1905.

 

Die jüdische Familie wanderte 1914 von Litauen in die USA aus und veränderte ihren Familiennamen in Chadwick. Selma änderte auch ihre Vornamen von Sora Riva in Selma Ruth.

 

Von 1925 bis 1928 absolvierte sie im Bellevue Hospital die Ausbildung zur Krankenschwester.

 

Sie schloss sich den Internationalen Brigaden an. Die Krankenschwester erhielt ihren Reisepass mit der Passnummer 452064 und traf in Spanien am 15.6.1937 ein. Dort arbeitete sie im Hospital in Cuenca.

 

Im II. Weltkrieg war sie Captain des Nurse Corps der amerikanischen Armee und arbeitete in England im General Hospital.

 

Selma Ruth Chadwick blieb ledig und starb am 6.5.1962 in New York.

 

Quellen: Martin Sugarman, AJEX - Jewish Military Museum; ALBA Archiv; Find a Grave; Spanienkämpferinnen: ausländische Frauen im spanischen Bürgerkrieg 1936-1939

 
Marie-José Chombart de Lauwe
 

Marie-José Wilborts aus Frankreich wurde am 31.5.1923 in Paris geboren. 1940, mit 17 Jahren, schloss sie sich in der Bretagne der Résistance an. Die Widerstandsgruppe, der sie angehörte, nannte sich „Georges France-31“.

 

Am 22.5.1942 wurden sie und ihre Familie von der Gestapo verhaftet. Eigentlich war Marie-José zum Tode verurteilt, kam aber nach Gefängnisaufenthalten in Rennes, Angers, Santé und Fresnes mit ihrer Mutter als „Nacht und Nebel Gefangene" in das KZ Ravensbrück. Ihr Vater kam ins KZ Buchenwald, das er nicht überlebte.

 

Die Medizinstudentin arbeitete im Krankenrevier als Pflegerin. Zu der Zeit, als in diesem KZ die Neugeborenen systematisch in Wassereimern ertränkt wurden, half sie mit, ein Neugeborenes zu verstecken, dass dann bei jeder Inspektion der Baracken von Hand zu Hand gereicht wurde, um es vor der Entdeckung zu schützen.

 

Als Pflegerin wurde sie auch Zeugin der Menschenversuche, unmenschlicher medizinischer Experimente und Zwangssterilisationen. Nach dem Krieg sagte sie gegen den Lagerkommandanten Fritz Suhren aus, der im KZ Ravensbrück jegliche Form von Verbrechen unter seiner Leitung bestritt.

 

Kurz vor Kriegsende am 2.3.1945 wurden Mutter und Tochter in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt. Drei Tage zusammengepfercht mit etwa 70 anderen Frauen dauerte die Fahrt, anschließend mussten die Frauen in dem stickigen Waggon noch einmal 24 Stunden ausharren, bis sie aussteigen durften. Nach einer entwürdigenden Aufnahme in das Lager rechneten sie mit dem Schlimmsten, aber es waren reale Duschen.

 

Marie-José musste Zwangsarbeit in Amstetten leisten, aber jeden Abend in das KZ Mauthausen zurückkehren. Bei den schweren Bombardierungen auf Amstetten am 20.3. bis 22.3.1945 wurden auch zahlreiche Häftlinge verletzt, denen der Zugang zu Luftschutzbunkern verwehrt wurde. In ihrem Block 16 im KZ Mauthausen organisierte Marie-José mit Anderen eine Krankenstation zur Versorgung der Verwundeten.

 

Im April 1945 wurden Marie-José und ihre Mutter durch eine Aktion des Roten Kreuzes befreit.

 

Nach dem Krieg setzte sie ihr Studium fort und promovierte in Kinderpsychologie.

In Frankreich erfuhr sie später zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. Marie-José Chombart de Lauwe blieb eine Aktivistin für Menschenrechte.

 

Quellen: Fondation pour la mémoire de la Déportation; https://campmauthausen.org/histoire/des-hommes-et-des-femmes/portraits/portraits-chombart/; Wikipedia (fr.)

 
Helga Christensen, geb. Kalisch
 
Die Krankenschwester Helga Kalisch wurde am 21.7.1925 in Berlin geboren. Ihr Vater, der Jurist, Publizist und spätere Sprachlehrer Dr. Arnold Kalisch, geboren am 22.1.1882 in Berlin, und ihre Mutter Erna, geborene Schröder am 26.5.1889 in Berlin, engagierten sich während der Weimarer Republik mit federführend in der deutschen Friedensbewegung. Sehr schnell begriffen die Eltern, dass sie und ihre Tochter nach Hitlers Machtergreifung als überzeugte Pazifisten und Juden gefährlich lebten.
 
Die Familie besaß ein kleines Haus in Rönshoved in Dänemark und flüchtete bereits im April 1933 dorthin, nachdem in der Berliner Wohnung eine polizeiliche Hausdurchsuchung stattgefunden hatte. Da der Vater befürchtete, dass sie auf Suchlisten der Gestapo verzeichnet waren, überschritten sie illegal mit einem Fischkutter die Grenze. Die Flucht mag für Helga Kalisch als Siebenjährige noch ein Abenteuer gewesen sein. Doch zunehmend geriet die Familie in wirtschaftliche Not, da die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten für den Vater nicht ausreichten. Er versuchte, die kleine Familie als Sprachlehrer mit Privatschülern zu ernähren. Am 14.7.1933 wurde Helga Kalisch mit ihren Eltern die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen.
 
Durch die steigende Kriegsgefahr ordnete die dänische Regierung an, dass die Flüchtlinge aus Deutschland aus dem direkten Grenzgebiet der dänisch-deutschen Grenze wegziehen. Familie Kalisch zog nach Vejle. Vermutlich machte Helga Kalisch hier ihre Ausbildung zur Krankenschwester. Mit der Besetzung Dänemarks durch die Wehrmacht geriet die Familie erneut in akute Bedrohung. Im Februar 1943 wurde der Vater verhaftet. Im Oktober 1943 entkam die Familie den Nazihäschern. Die Juden in Dänemark sollten deportiert werden, als, eingefädelt durch den deutschen Diplomaten Georg Ferdinand Duckwitz, in einer Nacht- und Nebelaktion 7000 der 8000 dänischen Juden die Flucht ins rettende Schweden ermöglicht wurde.
 
Helga Kalisch blieb in Schweden und heiratete am 24.2.1945 in Stockholm den aus Dänemark stammenden Erik Christensen, der wie sie ebenfalls ein Naziflüchtling gewesen war.
 

 

Aleksandra Cieciurę, geb. Buchalczyk

 

Aleksandra wurde am 15.11.1924 in Kraszew geboren. Ihre Eltern waren der Förster Zenobiusz Buchalczyk und Karolina geborene Pigulowska. Sie hatte einen älteren Bruder namens Bogdan. Berufsbedingt zog die Familie nach Laznów in der Nähe von Lodz um, wo sie die Schule besuchte.

 

Dort lebten viele Deutsche, weshalb sie deutsch lernte. Mit Kriegsbeginn 1939 kam die Familie sofort in Schwierigkeiten, weil ihr Vater verhaftet werden sollte. Ansässige Deutsche hatten ihn und andere Förster aus Rache denunziert, weil diese gegen sie früher als Wilderer vorgegangen waren.

 

Die Familie flüchtete nach Warschau. In Warschau besuchte Aleksandra das Lyzeum. Die Schule wurde von den deutschen Besatzern geschlossen, der Unterricht ging heimlich weiter.

 

Aleksandra kam in einem Internat der Ursulinerinnen unter. Für die Unterbringung kam die polnische Wohltätigkeitsorganisation „Polska Organizacja Charytatywna“ auf. Das Internat befand sich direkt neben dem Ghetto. Aus dem Fenster konnte sie die Gräueltaten der Deutschen besonders gegen jüdische Kinder beobachten. Während der Liquidierung des Ghettos musste das Internat zwangsweise umziehen.

 

Aleksandra bereitete sich nicht nur auf ihr Abitur vor, sondern besuchte gleichzeitig einen Sanitätskurs. Sie lernte Zdzich kennen, der an der geheimen Universität Warschau Rechtswissenschaften studierte und gleichzeitig eine Ausbildung bei der Armia Krajowa absolvierte. Er operierte unter dem Decknamen „Konrad“. Eine Weile musste er untertauchen wegen Verhaftungswellen der Gestapo. Mitte 1944 kehrte Zdzich nach Warschau unter falschem Namen zurück und am 9.7.1944 heirateten sie in der Warschauer Kathedrale.

 

Beim Warschauer Aufstand kämpften Beide für die Armia Krajowa, er als Soldat, sie als Krankenpflegerin und Sanitäterin. Es gab viele Opfer, wie durch ein Wunder blieb Aleksandra, inzwischen schwanger, unverletzt. Aber ihr Mann wurde schwer verletzt.

 

Deshalb konnten sie nicht mit den anderen Überlebenden der Armia Krajowa fliehen. Am 2.9.1944 trieben die deutschen Soldaten alle Menschen in der Altstadt zusammen, auch Aleksandra und ihren Mann, der kaum laufen konnte.

Die Stadt brannte, überall lagen Leichen, wer den Deutschen zu langsam war, wurde erschossen. Sie sollte in das Durchgangslager Pruszków verschleppt werden und von dort zur Zwangsarbeit nach Deutschland. Aleksandra konnte halsbrecherisch aus dem fahrenden Zug flüchten.

 

Später erfuhr sie, dass die Patienten im Krankenhaus „Szpital Dluga 7“ von den Wehrmachtssoldaten erschossen und anschließend das Krankenhaus abgebrannt wurde. Tagelang suchten Aleksandra, ihre und die Familie ihres Mannes alle Krankenhäuser ab, in der Hoffnung, dass Zdzich überlebt hatte. Vergeblich, er oder seine Leiche wurden nie gefunden. Im Mai 1945 wurde sein Sohn Marek geboren.

 

1949 heiratete sie erneut und bekam noch zwei Kinder.

 

Aleksandra Buchalczyk blieb nicht in der Pflege nach dem Krieg. 1950 beendete sie ihr Studium in der Zahnmedizin und arbeitete anschließend in der Zahnarztpraxis der Militärmedizinischen Akademie in Lódz . Das Foto von ihr, dass ihr erster Mann bei sich trug, als er von Tieffliegern beschossen wurde, hob sie die ganzen Jahrzehnte auf.

 

Quellen: Wirtualne Muzeum Pielęgniarstwa Polskiego; Encyklopedia Medyków Powstania Warszawskiego


 

Maria "Maria" Cieslak-Wnuk

 

Über die polnische Krankenpflegerin und Sanitäterin gibt es leider kaum Informationen.

 

Maria wurde am 7.9.1913 in Krotoszyn geboren. Sie gehörte zur Armia Krajowa unter dem gleichen Decknamen wie ihr Vorname.

 

Während des Warschauer Aufstandes arbeitete sie im Krankenhaus am Luftwaffenstützpunkt „Luzyce“. Einer ihrer Kolleginnen war Anna Dyrlacz (siehe dort).

 

Maria Cieslak-Wnuk starb in Poznań.

 

Quelle: Encyklopedia Medyków Powstania Warszawskiego


 
 
 
 
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