Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Ida Judith (rechts oben) mit ihrer Familie in Karlsruhe
 
Ida Judith Cabasso, geb. Zimmermann
 

Ida Judith wurde am 31.3.1920 in Karlsruhe wie ihre Geschwister geboren. Ihre Eltern waren Israel Mendel Zimmermann, geboren am 15.5.1880, und Liba Nacha, geborene Antflek am 28.8.1875. Die Eltern stammten beide aus Ostrowiec, Polen. Ihre Geschwister waren Moshe, geboren 27.9.1914, David, geboren 14.2.1910, Jonas Joel, geboren 1.7.1917 und Erna Esther, geboren 14.2.1912.

 

Ida besuchte acht Jahre die Markgrafenschule. Danach begann sie zunächst eine Ausbildung zur Modistin und Putzmacherin. Sie brach die Ausbildung ab, da das Klima auf der Gewerbeschule immer antisemitischer wurde.

 

Der Sechzehnjährigen gelang es, nach Palästina auszuwandern.

 

Ihre Eltern und die zwei Brüder Jonas und Moses wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Die Geschwister David und Erna konnten nach Palästina und in die USA auswandern.

 

Die ersten zwei Jahre in Palästina lebte Ida im Kibbuz Aschdoth Jaakow, später verdiente sie sich als Hausangestellte ihren Lebensunterhalt.

 

Am 14. Juli 1940 heiratete sie ihren Mann Viktor Cabasso. Das Ehepaar bekam zwei Kinder.

 

Bis November 1942 arbeitete sie dann als Kinderpflegerin. Ob sie den Beruf erlernt hatte, entzieht sich meiner Kenntnis.

 

Ida Judith verstarb 1997 in Israel.

 

Quellen: Gedenkbuch für die Karlsruher Juden; Yad Vashem; geni.com
Quellen:"Gedenkbuch für die Karlsruher Juden"

 

Jenny Caro

 

Die Krankenschwester Jenny Caro wurde am 15.5.1910 in Samter (heute Szamotuły) in Polen geboren. Ihr Vater war Israel Schlome Sally Caro, geboren 1880 in Ryczywół. Ihre Mutter Freide, geborene Abramczyk 1881, und Jennys Bruder Alfred, geboren 1911, sind ebenfalls in Samter oder Szamotuły zur Welt gekommen.

 

Wann Jenny nach Berlin zog, ob sie alleine oder mit ihrer Familie kam, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall war diese Stadt ihr ständiger Wohnsitz. Ob sie in Polen oder Berlin die Ausbildung zur Krankenschwester machte oder wo sie arbeitete, lässt sich auch nicht klären. Ebenso unbekannt ist, was mit ihren Eltern und dem Bruder geschah.

 

Jennys Name ist auf der Deportationsliste vom „24. Osttransport“ am 9.12.1942 von Berlin zum KZ und Vernichtungslager Auschwitz zu finden.

 

Jenny Caro gilt seitdem als verschollen.

 

Quellen: Statistik des Holocaust, YAD VASHEM; geni.com


 
Ludwig Cerny
 
Der Krankenpfleger und Operationsgehilfe Ludwig Cerny wurde am 10.8.1903 in Neunkirchen geboren. Es ist nur bekannt, dass er geschieden war und das er der KPÖ, der Kommunistischen Partei Österreichs angehörte. Im September 1937 verließ er Österreich und schloss sich den Internationalen Brigaden in Spanien an. Nach der Auflösung der Internationalen Brigaden 1938 wurde er in Frankreich verhaftet und von März 1939 bis Juni 1940 in französischen Lagern interniert. Zurück in Österreich kam er in Wien vom 12.10.1940 bis 17.5.1941 in Gestapohaft. Beim Haftantritt wurde er erkennungsdienstlich erfasst, wodurch das Foto entstand. Nach Kriegsende wurde er von der sowjetischen Besatzungsmacht als provisorischer Bürgermeister der Gemeinde Urschendorf nahe Neunkirchen eingesetzt. Ab Oktober 1945 war Ludwig Cerny Oberpfleger im Krankenhaus Neunkirchen.
 
Quelle: DOEW

 
Jenta de Ceulaer-Margulies
 

Von links: Louis De Ceulaer, Georg Bau, Gilbert De Ceulaer, Jenta De Ceulaer

 

Die jüdische Krankenschwester Jenta de Margulies wurde am 5.7.1901 in Strusow geboren, damals Polen, heute Ukraine. In erster Ehe war sie mit Samuel Bau verheiratet. Aus dieser Ehe stammte ihr Sohn Georg Bau, geboren am 2.4.1937 in Wien.

 

Dann heiratete sie am 29.3.1942 den „Nichtjuden“ Joseph Louis De Ceulaer, geboren am 25.1.1890, der bereits vorher zweimal verheiratet war. Dadurch wurde sie die Stiefmutter von Georges De Ceulaer. Zunächst wohnten sie in Antwerpen in der Rolwagenstraat 28, ab dem 20.5.1942 in Borgerhout, Langstraat 21.

 

Sie bekam ein weiteres Kind, Gilbert De Ceulaer. Sie sollte bereits im Sommer 1942 verhaftet und deportiert werden, es wurde aber zurückgestellt, da ihr Sohn erst drei Monate alt war.

 

Am 15.1.1943 stand ein Lastwagen vor dem Haus der Familie De Ceulaer, verhaftete das Ehepaar und brachte sie weg. Jentas Mann kam in das Gefängnis in der Antwerpener Begijnenstraat. Jenta wurde am 16.1.1943 im Sammellager Mecheln inhaftiert. Die Nazis erklärten sie im Lager als staatenlos, obwohl sie durch die Heirat die belgische Staatsangehörigkeit besaß.

 

Als Ehefrau eines Nichtjuden und Mutter eines „Mischlings“ hätte sie eigentlich nach den damaligen Nazigesetzen vor einer Deportation geschützt sein müssen. Nur dass sich übereifrige Nazis und Antisemiten oft nicht an die gültigen Gesetze hielten.

 

Ihr Mann wurde im März 1943 aus dem Gefängnis entlassen und er und Jentas Stiefsohn gingen sofort nach Mecheln und sprachen in der Kommandantur vor. Es half nichts.

 

Mit dem Transport XX wurde sie und ihr Sohn am 19.4.1943 als Transportnummer 6 und 7 nach Auschwitz deportiert. Das war der Zug, den drei junge Männer, Youra Livchitz, Jean Franklemon und Robert Maistriau, mit ungeheurem Mut und Dreistigkeit stoppten, um Deportierten die Flucht zu ermög-lichen (siehe dazu Régine Krochmal).

 

Jenta und ihrem sechsjährigen Sohn Georg Bau aus erster Ehe gelang nicht die Flucht. Es gab nie mehr ein Lebenszeichen von Jenta De Ceulaer und ihrem kleinen Sohn. Ein Sterbedatum ist nicht bekannt.

 

Kurz nach dem Krieg versuchte ihre Familie alles, ihr Schicksal aufzuklären. Ihr Sohn Gilbert De Ceulaer, ein Kleinkind zu ihrer Deportation und sein Stiefbruder Georges De Ceulaer schalteten auch Vermisstenanzeigen in Zeitungen, um etwas über ihr Schicksal und das ihres Stiefbruders zu erfahren.

 

Gilbert wuchs umsorgt bei Adoptiveltern auf und erfuhr erst mit zwölf Jahren, dass sein Adoptivvater sein Stiefbruder Georges De Ceulaer war. Sein Vater und sein Adoptivvater oder Stiefbruder hatten das Geld aus der Entschädigung der Kriegsopfer für ihn verwahrt, mit dem er sein Medizinstudium finanzieren konnte.

 

Gilbert De Ceulaer, der keine Erinnerung an seine Mutter und Stiefbruder besaß, besuchte mit über 70 Jahren die Gedenkstätte in Auschwitz- Birkenau. Als er im Register von Auschwitz I den Namen seiner Mutter fand, wenn auch falsch geschrieben, reagierte er sehr emotional.

 

Quellen: Ich danke für die Unterstützung bei der Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne; Yad Vashem; Deportationsliste XX Mechelen - Auschwitz, Marc Michiels, Erik Van Eycken


 

 

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