Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Elisabeth (Bethli) Eidenbenz

 

Elisabeth Eidenbenz, geboren am 12.6.1913 in Wila, war eigentlich Lehrerin. Sie war die Tochter eines evangelischen Pfarrers, Johann Albrecht, und Marie Eidenbenz-Hess und hatte fünf Geschwister. Zur Pflege kam sie durch den Spanischen Bürgerkrieg. Im Januar 1938 betreute sie über die SAS (Asociación de Ayuda Suiza a los niños de la guerra,

 

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Spanienkinder, später SAK für Arbeitsgemeinschaft für kriegsgeschädigte Kinder) Flüchtlingskinder in Spanien. Im Dezember 1938 kehrte sie in die Schweiz zurück.

 

Nach dem Sieg der Putschisten ging sie Ende Januar 1939 von Zürich nach Frankreich, um in Brouilla bei Perpignan eine Mütterklinik einzurichten. In den dortigen Internierungslagern lebten Hunderttausende spanischer Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen. Mit Erlaubnis der Behörden konnte sie schwangere Frauen herausholen. Bis zum 20.9.1939 wurden dort 33 Kinder geboren. Dann musste die Klinik schließen.

 

In Elne südlich von Perpignan fand Elisabeth Eidenbenz ein Ersatzgebäude, ein heruntergekommenes Schloss, das die SAS kaufte und sanierte. Ab Dezember 1939 konnte die Maternité suisse d’Elne wieder schwangere Frauen und unterernährte Kinder aufnehmen, gleich welcher Nationalität. Schweizer Hebammen der Pflegerinnenschule Zürich arbeiteten dort ehrenamtlich für einige Monate im Wechsel. 1942 übernahm die Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes, Nachfolgerin der SAK, die Maternité  suisse d’Elne. Allerdings durfte offiziell das Rote Kreuz in Frankreich Juden nicht helfen.

 

Das schien eine Elisabeth Eidenbenz offensichtlich nicht weiter zu interessieren. Bis April 1944 kamen im Maternité suisse d’Elne 603 Kinder zur Welt, darunter 200 jüdische Kinder. Viele weitere Kinder wurden gesund gepflegt und aufgepäppelt. Dann wurde das Gebäude vom deutschen Militär beschlagnahmt. Innerhalb von vier Tagen musste das Schloss geräumt werden. Im Oktober 1944 kehrte Elisabeth Eidenbenz in die Schweiz zurück.

 

1946 zog sie nach Wien um. Im Wiener Außenbezirk Hadersdorf baute sie ein Kinderheim auf mit einer Haushalts- und Kinderpflegeschule für Flüchtlingskinder aus den deutschsprachigen Gebieten in Osteuropa. 1948 übernahm das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz die Einrichtung. Nach dem Volksaufstand in Ungarn 1956 wurden dort geflüchtete ungarische Mütter und ihre Kinder betreut. Sie arbeitete bis 1975 in der Einrichtung und ging dann in Pension.

 

Elisabeth Eidenbenz brüstete sich nie mit ihren Taten und Engagement und es wurde zunächst vergessen. Als der belgische Jude Guy Eckstein seine Geburtsurkunde aus Elne benötigte, las er ihren Namen, forschte nach ihr und machte ihren Einsatz für die Menschlichkeit bekannt. Ihr zu Ehren trafen sich 2002 im Maternité suisse d’Elne circa 60 Spanier, Juden und Roma, die ihr Leben ihr zu verdanken hatten, als sie vom israelischen Generalkonsul den Ehrentitel Gerechte unter den Völkern verliehen bekam. Das Schloss wurde von der Stadt Elne gekauft und in ein Museum über die Maternité suisse d’Elne verwandelt. Die Stadt erklärte Elisabeth Eidenbenz zur Ehrenbürgerin.

 

Die Acadèmia de Ciències Mèdiques i de la Salut de Catalunya i de Balears in Barcelona verlieh ihr 2005 den Ehrendoktor, 2006 erhielt sie das Goldene Ehrenkreuz des Civil-Ordens der Königin Sofia De la Solidaridad und von Katalonien das Sankt-Georgs-Kreuz. 2007 wurde sie von Frankreich zum Chevalier der Ehrenlegion ernannt, 2009 erhielt sie von ihrer Geburtsstadt den „Preis für besondere Verdienste“. Das Schweizer Rote Kreuz ehrte sie mit einer Ausstellung im Internationalen Rotkreuzmuseum Genf: „Kinder von Elne“.

Ihre letzten zwei Lebensjahre verbrachte sie in einem Züricher Altenheim. Elisabeth Eidenbenz starb am 23.5.2011 in Zürich.

 

Quellen: Vergessene Frauen. Humanitäre Kinderhilfe und offizielle Flüchtlingspolitik 1917–1948, ISBN 978-3-7965-2695-4; Ralph Hug: Eine der «vergessenen Frauen», Neue Zürcher Zeitung 28.5.2011; Wikipedia


 

Klara Einsiedler

 

Klara Einsiedler wurde am 29.2.1892 in Wien geboren. Ihre Eltern waren Rosa und Leon Einsiedler. Sie hatte noch zwei jüngere Brüder. 1901 zog die Familie nach Deutschland in die Stadt Regensburg. Klara machte die Ausbildung zur Krankenschwester. Vermutlich arbeitete sie von 1917 bis 1921 in der Privatpflege, denn in der Zeit zog sie mehrmals in andere Städte um, lebte aber zwischendurch immer wieder bei der Mutter in Regensburg. Ab 1921 war sie dann im Haushalt der Mutter ständig gemeldet. Es könnte sein, dass sie ab 1921 im jüdischen Altersheim in der Weißenburgstr. 31 gearbeitet hatte. Nachweisbar ist es nicht, weil entsprechende Unterlagen verloren sind.

 

Am 4.2.1942 begann die Deportation der Regensburger Juden. 109 Menschen, darunter Klara Einsiedler, wurden an diesem Tage nach Piaski verschleppt. Im Deportationszug waren noch circa 900 jüdische Bürger aus München und Augsburg. Piaski hatte keinen Bahnanschluss, die letzten 15 km mussten die Deportierten getrieben von der SS zum Ghetto laufen. Bereits beim Transport dürfte es Todesopfer gegeben haben.

 

Sollte Klara diese Strapazen überlebt haben, erwartete sie in Piaski ein Ghetto, dass die SS als Sammellager nutzte. Das ehemalige „Schtetl“ war bereits 1941 eingezäunt worden. Die Deportierten mussten in den kleinen Holzhäusern der früheren Besitzer einziehen, die man bereits ermordet hatte, oft zehn Menschen in einem kleinen Zimmer. Es gab kein Licht, kein Brennmaterial, zu wenig Trinkwasser, kaum Nahrung, Toiletten mit Wasserspülung gab es überhaupt nicht und die Plumpsclos in zu geringer Anzahl. Hunger, Erfrierungen, Ungeziefer, Typhus und andere Erkrankungen beherrschten den Alltag im Ghetto.

 

Sollte Klara es auch überlebt haben, erwartete sie die Räumung des „Durchgangs-Ghettos“. Regelmäßig wurden die Menschen zusammengetrieben und in die Vernichtungslager von Belzec und Sobibor verbracht, wo sie in den Gaskammern mit Motor-Abgasen ermordet wurden.

 

Ab dem 4.2.1942 fehlt von Klara Einsiedler jegliches Lebenszeichen.

 

Quelle: Regensburger Stolpersteine


 

Lydia (Lyda) Einstein, geb. Guévrékian

 

Lydia oder Lyda Guévrékian, geboren 1898, war die Schwester von Gabriel Guévrékian, einem bekannten Architekten. Ihre ersten Lebensjahre verbrachte die armenische Perserin in der Türkei, ab 1910 lebte sie mit ihrem Bruder bei einem Onkel in Wien. In erster Ehe war sie mit dem Wiener Hans Adolf Vetter verheiratet, ein Architekt und Mitarbeiter ihres Bruders. Ab 1928 lebte sie mit Carl Einstein zusammen, einen deutschen Journalisten, den sie am 6.12.1932 in Paris heiratete.

 

Das Ehepaar schloss sich den Internationalen Brigaden in Spanien an. Lydia Einstein arbeitete in unterschiedlichen Krankenhäusern nahe Barcelona und Bonanova für die Republikaner in der Pflege. Nach der Niederschlagung der spanischen Republik ging sie mit ihrem Mann nach Frankreich zurück. Dort wurde sie von ihrem Mann getrennt. Er wurde interniert und kurz vor dem Einmarsch der deutschen Truppen aus dem Internierungslager entlassen. Ohne Hoffnung und Pass, mit dem er hätte emigrieren können, nahm er sich 1940 das Leben. Über ihren weiteren Lebensweg ist bisher nichts bekannt.

 

Quellen:  http://www.dadaweb.de/wiki/Einstein,_Carl http://www.carleinstein.uni-muenchen.de/Bio4re.htm; http://www.plusloin.org/gimenez/article.php3?id_article=329; http://www.dictionaryofarthistorians.org/einsteinc.htm; http://www.azw.at/www.architektenlexikon.at/de/664.htm


 

Elisabeth Eisendrath

 

Elisabeth Eisendrath, Spitzname Bets, wurde am 23.9.1884 in Amsterdam geboren. Ihre Eltern waren Abraham Eisendrath (1847-1900) und Sophia Smit (1850-1894), die nicht miteinander verheiratet waren. Elisabeth hatte vier Schwestern und zwei Brüder.

 

Nach der Schule lernte sie im Het Gemeenteziekenhuis aan de Coolsingel in Rotterdam Krankenpflege und erlangte 1912 ihr Diplom. Während des I. Weltkrieges arbeitete sie mit Edith Cavell in Brüssel zusammen. Die englische Krankenschwester half alliierten Soldaten und wurde deshalb vom deutschen Militär ermordet. Nach dem I. Weltkrieg arbeitete Elisabeth im Joods ziekenhuis am Schietbaanlaan in Rotterdam.

 

Im Juli 1937 schloss sie sich den Internationalen Brigaden an. Mit zwei anderen Krankenschwestern, eventuell Albertha Groen und Annie Ven und einem Masseur, vermutlich Jan Kerker, kam sie nach Spanien. Zwei Monate arbeitete sie für den Servicio Sanitario Internacional (SSI), den medizinischen Dienst der Internationalen Brigade. Dann ging sie zurück in die Niederlande. Warum sie nur zwei Monate in Spanien blieb, ist nicht geklärt.

 

Sie fing wieder im Joods ziekenhuis an zu arbeiten. Als die Niederlande im II. Weltkrieg besetzt wurde, war sie in dem Krankenhaus Oberschwester. Dadurch war sie zunächst vor einer Deportation geschützt. Allerdings wurde die Lage im Krankenhaus zunehmend unerträglicher durch Nahrungs- und Materialknappheit. Am 26. 2.1943 wurde das Krankenhaus geräumt, die Patienten wie Stückgut auf Lastwagen verladen. Die Anwohner der Straße beobachteten es mit Entsetzen.

Im Juni 1943 wurde Elisabeth trotz Schwesterntracht bei einer der letzten großen Razzien in Amsterdam verhaftet und ins Sammellager Westerbork verschleppt.

 

Am 14.9.1943 wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Ihr gelang es, eine Postkarte aus dem Zug an ihren Freund Engel Knol zu werfen. Sie schrieb ihm, dass sie auf dem Weg nach Theresienstadt sei, dass er versuchen könne, ihr dahin zu schreiben und bedankte sich für seine Freundschaft. Die Postkarte ist erhalten geblieben. Das war wohl die letzte Nachricht von ihr. Elisabeth Eisendrath wurde von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort am 19. oder 21.10.1944 ermordet. Zwei ihrer Schwestern wurden in Sobibor und Auschwitz ebenfalls getötet.

 

Quelle: Joods Monument


 

Else (Ilse?) Eisenstein, geb. Müller

 

Else Müller wurde am 14.9.1895 in Göttingen geboren. Sie erlernte den Beruf der Krankenschwester. Durch ihre Heirat mit dem Fabrikanten und Kaufmann Gustav Eisenstein war sie nicht unvermögend. Aus der Ehe gingen die Töchter Ruth, geboren 6.3.1928, und Inge, geboren 24.1.1930, hervor. Ihr Mann starb aber bereits am 16.3.1934. Am 8.5.1935 zog Else Eisenstein mit ihren Töchtern Ruth und Inge von Göttingen nach Frankfurt. Kurz danach zog auch ihre Schwester Rosa Rosenberg mit ihrer Familie dorthin. Ihre Schwester starb am 10.3.1939, wodurch, ist bis jetzt nicht geklärt.

 

Die Töchter Ruth und Inge besuchten das Philanthropin, die mit bis zu 1000 Schülern damals größte und am längsten bestehende jüdische Schule in Deutschland. Im Sommer 1940 verließen die Schwestern vorübergehend Frankfurt und besuchten die Israelitische Gartenbauschule in Hannover-Ahlem.

 

Anscheinend hatten sie eine Auswanderung nach Palästina erwogen. Dazu sollte es nicht kommen. Die Krankenschwester wurde mit den Töchtern am 24.9.1942 nach Estland deportiert und ermordet. Das Todesdatum von Else Eisenstein und ihrer Töchter ist bis jetzt unbekannt.

 

Quellen:  Die jüdischen Bürger im Kreis Göttingen 1933-1945; Ein Gedenkbuch; Stadtarchiv Göttingen


 

Anita Eisler

 

Anita Eisler wurde am 13.2.1905 in Aachen geboren. Ihre Eltern waren Olga und Moritz Eisler. Ab circa 1920 lebte die Rot-Kreuz-Schwester in Cottbus. Anita Eisler gelang es, 1936 nach Brasilien zu emigrieren.

 

Quelle: Luckauer Juden - Versuch einer Spurensuche


 

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