Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Helena  "Ela" Babicka

 

Leider fehlen mir von dieser Krankenschwester sämtliche Daten und genauere Informationen. Von Helena Babicka, Deckname Ela, ist bisher nur bekannt, dass sie zur Armia Krajowa, der polnischen Heimatarmee, gehörte. Im Warschauer Aufstand arbeitete sie als Sanitäterin.

 

Der Warschauer Aufstand war die militärische Erhebung gegen die deutsche Besatzungsmacht und dauerte vom 1.8. bis zur Kapitulation am 2.10.1944. Die Polen versuchten sich so selber zu befreien, um nicht von der sowjetischen Armee befreit zu werden. Hintergrund war, dass man mit sowjetischen Besatzern kaum bessere Erfahrungen gemacht hatte wie mit den Nazis. Die Polen befürchteten, ihre Souveränität zu verlieren. Allerdings erhoffte sich die Armia Krajowa schon eine Unterstützung der Roten Armee. Diese griff jedoch nicht ein und sah tatenlos aus geringer Entfernung zu, als die deut-schen Truppen Warschau komplett niedermachten und Massaker an der Zivilbevölkerung verübten.

 

Viele Krankenschwestern wie Helena Babicka unterstützten die Armia Krajowa aktiv. Wie viele von ihnen getötet oder verwundet wurden, ist nicht bekannt, aber die Verluste waren unglaublich hoch. In der nachfolgenden Volksrepublik Polen, eine kommunistische Diktatur unter sowjetischem Einfluss, wurde die Armia Krajowa übelst verleumdet und verunglimpft. Ehemalige Unterstützer und Kämpfer der Heimatarmee wurden schikaniert und drangsaliert.

 

Bis jetzt konnte ich leider nicht herausfinden, ob und wie Helena Babicka den Krieg überlebte.

 

Quelle: Encyklopedia Medyków Powstania Warszawskiego


 

Halina Marianna „Siostra“ Babicka

 

Halina Marianna Babicka, Deckname Siostra, wurde am 10.7.1911 geboren. Sie gehörte zur Armia Krajowa und arbeitete während des Warschauer Aufstandes im Bezirk Żoliborz unter Kommandant Mieczyslaw Niedzielski als Sanitäterin.

 

Der Kommandant Mieczysław Roman Niedzielski verteidigte mit seinen Leuten den Bezirk Żoliborz in Warschau. Er akzeptierte nicht die Kapitulation, wollte seinen Bezirk unbedingt halten und kämpfte mit seiner Einheit bis zum 30.9.1944. Erst dann unterwarf er sich dem Befehl seines Aufstandskommandanten. Etwa 1500 Soldaten der Armia Krajowa aus Żoliborz wurden gefangen genommen und kamen in deutsche Kriegsgefangenschaft. Wie viele Frauen aus dem Sanitätswesen betroffen waren und ob Halina Marianna Babicka darunter war, ist nicht bekannt.

 

In der Volksrepublik Polen wurde über die Armia Krajowa massiv gelogen, um sie abzuwerten. Heute in der Republik Polen gibt es für die Militäreinheit im Park Żołnierzy „Żywiciela” einen Gedenkstein.

 

Quelle: Encyklopedia Medyków Powstania Warszawskiego


 

Maria Babicka-Zachertowa

 

Maria Babicka wurde am 12.7.1892 in Lódz geboren. Ihre Eltern waren der Apotheker Zenona und die Lehrerin Marii z Osinskich. Zunächst machte sie eine pädagogische Ausbildung und arbeitete als Lehrerin. Im I. Weltkrieg arbeitete sie als Sanitäterin. Ab 1921 absolvierte sie an der Warszawskiej Szkoly Pielegniarstwa (Warschauer Krankenpflegeschule) die Ausbildung zur Krankenschwester. Danach wurde sie Oberschwester in einer Tuberkuloseklinik.

 

1925 erhielt sie ein Ausbildungsstipendium für Kanada und die USA und konnte ihre Ausbildung vertiefen und lernte die dortigen Standards kennen. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie im Gesundheitsministerium, war Sozialinspektorin im Innenministerium und wurde Präsidentin des Polnischen Verbandes der Berufskrankenschwestern. Sie war zuständig für die Pflegeausbildung, Personal- und Arbeitsorganisation, Spezialisierungen und Weiterbildung. Sie richtete neue Krankenpflegeschulen ein und sorgte für Stipendien für minderbemittelte Studenten der Krankenpflege. 1935 war sie maßgeblich an der Entwicklung des Pflegegesetzes beteiligt.

 

Maria war mit Dr. med. Marian Zachert verheiratet. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie im Szpitalu Dzieciatka Jezus, ein Kinderkrankenhaus. Von 1939 bis 1944 gehörte das Ehepaar dem Widerstand und der Armia Krajowa an. Sie bildete heimlich Sanitäter aus. Mit ihrem Mann versteckte sie jüdische Mitbürger, die aus dem Ghetto geholt worden waren. Im Koordinationskomitee, in dem Kommunisten und Demokraten vertreten waren, wirkte das Ehepaar aktiv mit. Ihre Wohnung war ein Zentrum des Widerstandes.

 

Im Warschauer Aufstand setzten die Deutschen Besatzer auch die RONA ein, um den Polnischen Befreiungskampf niederzuschlagen. Die RONA war eine Division der Waffen-SS, die aus überwiegend russischen und ukrainischen Kollaborateuren bestand, die normalerweise für die Deutschen Partisanen bekämpften. In Warschau führten sie sich derart entmenschlicht auf, plünderten und mordeten wahllos, dass ihre Grausamkeit sogar der SS zuviel war und sie den Anführer der Division und seinen Stab in Lódz kurz nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes nach einem kurzen Standgerichtsverfahren als Plünderer erschossen.

 

Ein Ziel der RONA war unter anderm das Szpitalu Dzieciatka Jezus. In dem Kinderkrankenhaus war auch ein Stützpunkt der Armia Krajowa und eine Hilfsstelle für die verfolgte jüdische Bevölkerung. Die RONA-Schergen richteten unter dem Krankenhauspersonal und Patienten ein Massaker an. Maria Babicka-Zachertowa und ihr Ehemann Dr. med. Marian Zachert wurden am 7.8.1944 von den Bestien der Rona erschossen.

 

1947 wurde Maria Babicka-Zachertowa posthum die Florence Nightingale Medaille verliehen.


Quelle: Encyklopedia Medyków Powstania Warszawskiego; Wikipedia.pl; Muzeum Powstania Warszawskiego; VIA MEDICA


 

Cilly (Zilli) Bachrach, geb. Carlebach

 

Cilly oder Zilli Carlebach wurde am 22.8.1887 in Frankfurt am Main geboren. Sie war die Tochter von Max Moses Carlebach, geboren am 5.12.1838 in Bruchsal nahe Karlsruhe, und Caroline, geborene Rothschild 1855 in Jebenhausen. Sie war das jüngste Kind ihrer Eltern. Ihr Bruder Emil Menachem wurde am 2.5.1873, ihre Schwester Berta am 30.9.1879 in Stuttgart geboren.

 

Welche Schulbildung Cilly genoss und ob sie einen Beruf erlernte, ist nicht bekannt. 1912 heiratete sie den Unternehmer Adolf Bachrach, geboren am 18.7.1880 in Neustadt in Hessen. Das Ehepaar bekam zwei Töchter, Hilde Emilie, geboren am 21.2.1914, und Ilse Judith, geboren 1919 in Marburg. Cillys Ehemann starb am 6.1.1928 an Diabetes.

 

Dass Cilly ausgesprochen tatkräftig war ist daran erkennbar, dass sie nun nicht nur alleine für ihre Töchter sorgen musste, sondern außerdem die Stelle ihres Mannes in dem Großhandelsunternehmen übernahm. Durch die zunehmenden Schikane und Boykott gegen jüdische Geschäfte mussten sie und ihr Schwager 1937 die Großhandelsfirma aus dem Handelsregister löschen lassen.

 

Cilly zog anschließend wieder in ihre Geburtsstadt nach Frankfurt am Main, wo neue Herausforderungen auf sie warteten. Zunächst übernahm sie als Vertretung der Leiterin Helene Krämer kurzzeitig die Leitung des Heimes des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg. Dann wurde sie Leiterin des Jüdischen Altersheimes in der Wöhlerstraße in Frankfurt. Das Altenheim war auf drei Häuser aufgeteilt, Nummer 6, 8 und 13, und restlos wie alle jüdischen Altenheime dort überbelegt.

 

Der Bedarf an stationären Einrichtungen für alte Menschen stieg generell durch die Verfolgung und Vertreibung. Viele Jüngere, denen eine Emigration gelang, mussten ihre alten und oder gebrechlichen Angehörigen aufgrund der Einreisebeschränkungen der Aufnahmeländer zurücklassen. Die, die ins Ausland ins Ungewisse flüchteten, hatten kaum eine Chance, ihre Alten mitzunehmen. Außerdem suchten viele alte Menschen aus dem Umland in der Stadt Schutz. Dazu kam, dass die Nazibehörden viele ältere Menschen aus der ländlichen Umgebung zwangsweise nach Frankfurt einwiesen, ungeachtet der dortigen Kapazitäten.

 

Belastend war außerdem die Personalsituation. Durch Emigration, Flucht, Vertreibung, Festnahmen, gewalttätige Übergriffe, Deportationen bestand eine hohe Fluktuation, sodass verstärkt Fachfremde wie Cilly eingesetzt werden mussten, um die Pflege und Betreuung der Heimbewohner zu sichern. Verschärft wurde die Situation noch dadurch, dass die Nazis die Altenheime oft noch obendrein als Sammellager missbrauchten, was auch in der Wöhlerstraße der Fall war.

 

Wenigstens brauchte sich Cilly um ihre Tochter Ilse Judith keine Sorgen machen. Ihr war es gelungen, nach England zu emigrieren. Doch auch bei ihr hinterließ es tiefe Spuren, denn sie kam nie über den Tod ihrer Angehörigen hinweg.

 

Ihre andere Tochter Hilde Emilie schien nur anfangs in Sicherheit zu sein. Sie lebte in den Niederlanden, hatte dort Jozeph Stibbe, geboren am 23.6.1904 in Amsterdam, geheiratet. Mit dem Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande waren ihre Tochter und ihr Schwiegersohn in höchster Gefahr. Am 6.7.1943 kamen sie in das Sammellager Westerbork. Kurz vor ihrer Deportation in das Vernichtungslager Sobibor am 9.7.1943 soll Hilde ein Kind geboren haben, das nicht registriert wurde. Name und Geschlecht des Kindes sind daher unbekannt, sodass es auch nicht in der Datenbank von Yad Vashem erfasst ist. Betreffs Cillys Enkelkind war den Nazis das gelungen, was sie anstrebten: der perfekte Mord. Einen Menschen so verschwinden zu lassen, als hätte es ihn nie gegeben.

 

Dieses Drama erlebte Cilly nicht mehr. Da die entsprechenden Deportationslisten bisher nicht auffindbar sind, wird vermutet, dass sich Cilly Bachrach in dem Deportationszug vom 8.5.1942 von Frankfurt am Main in das Ghetto Izbica befand, mit dem 938 Menschen verschleppt wurden. Der Ort Izbica lag an Eisenbahnstrecken, die auch zu den Vernichtungslagern Belzec und Sobibor führten. Daher galt das Ghetto Izbica als sogenanntes Durchgangsghetto. Bereits in dem restlos überfüllten Ghetto waren die Lebensverhältnisse in jeder Hinsicht derart katastrophal, dass viele Menschen es nicht überlebten. Wer überlebte, wurde früher oder später in die Vernichtungslager abtransportiert und ermordet.

 

Für Cilly Bachrach existiert kein Todesdatum und auch kein Sterbeort.

 

Quellen: Stadtarchiv Neu-Isenburg; Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden; Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907 – 1942); Yad Vashem; www.juedische-pflegegeschichte.de; Geni.com; Joods Monument; https://blogs.timesofisrael.com/the-child-with-no-name/


 

Pauline Juliane Bachrach

 

Die Krankenschwester Pauline Juliane Bachrach wurde am 10.2.1917 geboren. Ihre Eltern waren Herman Bachrach, geboren 1876, und Gracia (Gretchen), geborene Sealtiel am 31.1.1881. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. Die Familie lebte bis zum Naziterror in Hamburg. Paulines Bruder Josef, geboren 1908, konnte in die USA emigrieren, Herbert, geboren 1909, und Helga Helene, geboren 1912, gelangten nach Israel. Ihre Eltern flüchteten mit der jüngsten Tochter Ingeborg Mirjam, geboren 1920, in die Niederlande und wurden dort am 29.12.1938 in Hellevoetsluis als legale Flüchtlinge registriert. Ein Amsterdamer Textilgroßhändler hatte für sie zunächst gebürgt und die Kosten für ihren Aufenthalt übernommen. Am 6.9.1940 wurden sie gezwungen, den Ort innerhalb kürzester Zeit zu verlassen. Ihr Vater starb am 5.2.1941 in Hilversum in Holland. Zu den Umständen seines Todes gibt es keine Informationen. Ihre Mutter und jüngere Schwester wurden im Durchgangslager Westerbork interniert und von dort nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden.

 

Pauline blieb in Hamburg. Ob sie ebenfalls flüchten wollte und woran eventuelle Fluchtpläne scheiterten, ist nicht bekannt. Zuletzt wohnte sie in Hamburg in der Rutschbahn 25a. Am 19.7.1942 wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort hatte sie höchstwahrscheinlich in der Pflege gearbeitet, weil alle Krankenschwestern dort prinzipiell in ihrem Beruf arbeiteten. Am 10.4.1944 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Von dort wurde sie in das KZ Bergen Belsen verschleppt. Es könnte sein, dass sie zu den 1000 Frauen gehörte, die im August 1944 von Auschwitz nach Bergen Belsen „verlegt“ wurden. Im KZ Bergen Belsen wurde Pauline Juliane Bachrach ermordet. Ihr Sterbedatum ist unbekannt und wurde auch nicht festgelegt.

 

Heute erinnert an Pauline Juliane Bachrach in der Hamburger Rutschbahn 25a ein Stolperstein.

 

Quellen: Deportation Assembly Points: No. 38 Altonaer Straße/No. 120 Schanzenstraße; Universität Hamburg - Wilhelm Mosel; Deutsch-Jüdische Gesellschaft (ohne Datum);Yad Vashem; Bundesarchiv Gedenkbuch; Geni.com

 
Emma Bär
 

Emma Bär wurde am 30.5.1890 in Windsbach geboren. Ihre Eltern hießen Leopold und Therese Bär, geborene Kahn. Ihre ältere Schwester Gertrud Bär kam am 17.4.1888 ebenfalls in Windsbach zur Welt.

 

Zuletzt wohnte sie im Jüdischen Krankenhaus Fürth. Ob und welchen Beruf sie erlernte, ist bis jetzt nicht bekannt. Wahrscheinlich hatten sie keinen Pflegeberuf erlernt, da sie im Jüdischen Krankenhaus Fürth eigentlich überwiegend in der Küche arbeitete.

 

Ab dem 1.1.1939 war es „Nichtjuden“ verboten, im Jüdischen Krankenhaus Fürth zu arbeiten. Das ausgeschiedene „arische“ Personal musste ersetzt werden, um die Pflege sicher zu stellen. So kam Emma Bär zur Pflege, weil sie ab da überwiegend pflegerische Tätigkeiten ausübte.

 

Emma Bär wurde am 22.3.1942 nach Izbica deportiert. Sollte sie das Durchgangsghetto überlebt haben, wurde sie vermutlich weiter in das Vernichtungslager Belzec oder Sobibor verschleppt und ermordet.

 

Offiziell gilt Emma Bär als „verschollen“.

 

Quelle: Israelitische Kultusgemeinde Fürth; Yad Vashem

 
Gertrud Bär
 

Gertrud Bär wurde am 17.4.1888 in Windsbach geboren und war die ältere Schwester von Emma Bär, geboren am 30.5.1890. Ihre Eltern hießen Leopold und Therese Bär, geborene Kahn. Vermutlich hatten Gertrud und Emma noch mehr Geschwister. In der Datenbank von Yad Vashem findet man in Windsbach relativ viele Menschen mit dem Familiennamen und bei einigen ist Leopold Bär als Vater benannt.

 

Auch Gertrud wohnte zuletzt im Jüdischen Krankenhaus Fürth und arbeitete wie ihre Schwester eigentlich in der Krankenhausküche. Ein Cousin gab bei Yad Vashem an, dass sie von Beruf Haushälterin war. Mit dem Verbot für „Nichtjuden“, im Jüdischen Krankenhaus zu arbeiten, wechselte auch Gertrud in die Pflege.

 

Gertrud wurde mit ihrer Schwester Emma am 22.3.1942 nach Izbica in das Durchgangsghetto deportiert. Seitdem fehlt von ihr jedes Lebenszeichen.

 

Offiziell gilt Gertrud Bär als „verschollen“.

 

Quelle: Israelitische Kultusgemeinde Fürth; Yad Vashem

 
Lotte Marianne Baer
 
Lotte Marianne Baer war die Tochter von Max und Else Baer und wurde am 22.4.1920 in Kattowitz geboren. Sie hatte noch einen Bruder namens Günter Martin Baer. Die Familie wohnte in Karlsruhe in der Sophienstraße.

 

Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule absolvierte Lotte Marianne noch eine zweijährige Handelsschule. Anschließend wurde sie Krankenschwester.

 

Am 22.10.1940 wurde sie mit ihrer Mutter in das Lager Gurs in Frankreich deportiert. Von dort wurden sie am 2.9.1942 über Drancy nach Auschwitz verschleppt. In Auschwitz gab es kein Lebenszeichen mehr von ihnen, sodass vermutet werden muss, dass die Frauen direkt nach der Ankunft ermordet wurden. Auch ihr Bruder wurde in Sobibor oder Izbica umgebracht.

 

Für Lotte Marianne Baer existiert kein Sterbedatum.

 

Quellen: Gedenkbuch für die Karlsruher Juden: Lotte Marianne Baer; Yad Vashem

 

Zofia Maria Bagińska, geb. Konecka

 

Zofia Maria Konecka wurde am 10. August 1929 in Warschau geboren. Ihre Eltern waren Władysław und Wanda, geborene Świtkiewicz.

 

Sie besuchte bis zum Einmarsch der Wehrmacht 1939 die Realschule. Mit ihrer Mutter beteiligte sie sich am Warschauer Aufstand und arbeitete in der Krankenpflege. Während ihres Einsatzes wurde sie festgenommen und mit vierzehn Jahren als politische Gefangene unter der Nummer 65471 in das Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Später durchlief sie die Konzentrationslager Groß-Rosen und Sachsenhausen.

 

Nach der Befreiung 1945 kehrte sie nach Warschau zurück, holte ihr Abitur nach und arbeitete zunächst als Angestellte. Außerdem besuchte sie die Hochschule für Musik. Eigentlich wollte sie Medizin studieren, wurde aber nicht angenommen und studierte schließlich an der juristischen Fakultät der Universität Warschau. Nach ihrer Heirat und der Geburt eines Kindes zwang sie eine lange schwere Krankheit, das Studium abzubrechen.

 

Später arbeitete Zofia Maria als Sekretärin und Leiterin einer Warschauer Pumpenfabrik und als Korrektorin in einer Druckerei. Ab 1956 begann sie die Ausbildung zur Krankenschwester, die sie mit Auszeichnung abschloss. Zofia Maria wurde aufgrund ihrer Fähigkeiten von der Schule sofort als Praxisanleiterin für die chirurgische Abteilung übernommen.

 

1965 beendete sie erfolgreich ein zweijähriges Studium zur Lehrkraft für Pflege. Gleichzeitig arbeitete sie an einem Fachbuch für die chirurgische Pflege mit.

Von 1965 bis 1978 war sie leitende Beraterin im Ministerium für Gesundheit und Soziales. Ab 1971 studierte sie Pädagogik und war maßgeblich an den Reformen der Ausbildungen für die Krankenpflege beteiligt. Sie plante und organisierte im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit und Soziales insgesamt acht Pflegeolympiaden, ein jährlicher landesweiter Wettbewerb für Krankenpflegeschüler*innen in Polen.

 

In den 1970er Jahren bekam Zofia Maria die Diagnose einer unheilbaren Krankheit, arbeitete und studierte dennoch weiter. Sie war lediglich darüber verärgert, dass sie ihre Masterarbeit für das pädagogische Studium nicht mehr verteidigen konnte.

 

Sie wurde mit einer Medaille geehrt für „Für vorbildliche Arbeit im Gesundheitswesen“.

 

Zofia Maria  Bagińska starb am 30.11.1978.

 

Quellen: Iwona Czapska; Muzeum Powstania Warszawskiego; "Slownik uczestniczek walki o niepodleglosc Polski 1939-1945. Polegle i zmarle w okresie okupacji niemieckiej", H. Michalska, M. Stopien, B. Tazbir-Tomaszewska, Warszawa 1988


 

Ruth Meta Bamdas, geb. Samson

 

Ruth Meta Samson wurde am 5.8.1916 in Würzburg geboren. Sie war das einzige Kind von Dr. Gustav Samson, geboren am 19.1.1885 in Bernburg, und Frieda, geborene Schwabacher am 23.1.1892 in Würzburg. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Ruth in Würzburg und hauptsächlich in Breslau, weil ihr Vater dort lange Zeit als Gynäkologe tätig war.

 

Ihre Ausbildung zur Kinderkrankenschwester absolvierte sie in der Schweiz. Nach ihrer Rückkehr musste sie sich bei der Gestapo melden, die ihr einen Ortswechsel untersagte.

 

Auch ihr Vater war zunehmenden Repressalien ausgesetzt, sodass er im April 1938 in die USA auswanderte. Ihm wurde kurz darauf durch die Nazis sein Doktortitel aberkannt. Ein Jahr später konnte seine Frau ihm folgen.

 

Auch Ruth und einer ihrer Tanten gelang es, ein Visum für Großbritannien zu erlangen, wo sie zunächst arbeitete. 1945 konnte sie endlich zu ihren Eltern in die USA ausreisen. Ein Onkel mütterlicherseits und mehrere Angehörige väterlicherseits überlebten die Shoa nicht. In den USA soll Ruth mit einem Fred Bamdas verheiratet gewesen sein. Allerdings gibt es dazu keine Informationen.

 

Ruth Meta Bamdas starb mit 97 Jahren am 12.5.2014 in Edgewater, USA.

 

Quellen: geni.com; Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken


 

Ana Banac

 

Ana Banac wurde am 9.6.1913 in Graz in Österreich geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Dubrovnik, Kroatien, das bis 1918 noch zur Monarchie Österreich-Ungarn gehörte. Nachdem Italien kroatische Gebiete an der Adriaküste besetzten, schlossen sich 1918 Kroaten, Slowenen und Serben zusammen und Ana wurde Jugoslawin.

 

Ob Ana ihre Ausbildung zur Krankenschwester im Königreich Jugoslawien oder in Italien absolvierte, ließ sich nicht klären. Auf jeden Fall arbeitete sie als Krankenschwester in Venedig.

 

Ana schloss sich den Internationalen Brigaden an und arbeitete im Krankenhaus in Albacete. Circa 1600 Jugoslawen kämpften in den Internationalen Brigaden für die spanische Republik.

 

Es ist nicht ganz klar, ob sie nach dem Sieg der Putschisten nach Italien oder Frankreich ging. In Frankreich wurde ihr Name häufig in Banjac verändert.

Ana Banac starb am 25.8.2001 in Nîmes.

 

Quellen: Internationale Frauen im Spanischen Krieg 1936 – 1939; SIDBRINT, Maitron


 

Halina Bandurska

 

Halina Bandurska wurde am 4.1.1905 in Warschau geboren. Ihre Eltern waren Helena und Wacław Bandurski. Sie hatte noch zwei Schwestern.

 

Die Familie zog nach Vilnius um, wo sie zunächst eine Ausbildung im Handel absolvierte. 1929 kehrte sie zurück nach Warschau und besuchte die neu eröffnete Krankenpflegeschule des Polnischen Roten Kreuzes. Am 1.6.1931 erhielt sie ihr Krankenpflegediplom und am 15.4.1932 die Anerkennung als staatlich geprüfte Krankenschwester.

 

Ab 1931 arbeitete sie im Krankenhaus des Polnischen Roten Kreuzes in der Ul. Smolna in Warschau. Dort wurde sie Ausbilderin und Stationsschwester für Gynäkologie, Chirurgie und Innere Medizin.

 

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges arbeitete das Krankenhaus mit der polnischen Armee und dem Untergrund zusammen. Als das Krankenhaus bombardiert wurde, war Halina an der mehrfachen Evakuierung der Patienten und der medizinischen Ausrüstung beteiligt. Außerdem beteiligte sie sich an der Versorgung der polnischen Armee mit medizinischem Material, ein riskantes Unternehmen. Zu Beginn des Warschauer Aufstandes erschien Halina am Sanitätsstützpunkt des Bataillons „Kiliński“ mit Sanitätstasche zum Einsatz.

 

Nach der Niederschlagung des Aufstandes musste ihr Krankenhaus auf Geheiß der Deutschen nach Milanówek evakuiert werden. Etliche Verwundete und Pflegekräfte mussten die etwa 30 Kilometer zu Fuß zurücklegen, auch Halina. Sie blieb in diesem Krankenhaus bis November 1945. Die Zustände dort waren schlimm. Es gab nicht genug Matratzen, viele Patienten lagen auf Stroh. Medikamente, Pflegematerial und Nahrungsmittel waren Mangelware, die hygienischen Verhältnisse katastrophal. Eine zusätzliche Belastung für Halina war, dass sie in dieser Zeit immer wieder Aufständische versteckte, die von der Gestapo gesucht wurden.

 

Nach 1945 arbeitete sie in leitenden Funktionen und später als Sozialkrankenschwester, auch nachdem sie das Rentenalter erreicht hatte und unter Diabetes litt.

 

Halina Bandurska starb am 7.3.1982. in Warschau.

 

Im Januar 1983 wurde sie mit der Schirmherrschaft der Medizinischen Berufsschule geehrt und „Für vorbildliche Arbeit im Gesundheitswesen“ und als „Hervorragender Aktivist der Gewerkschaft der Beschäftigten im Gesundheitswesen“ ausgezeichnet.

 

Quellen: Iwona Czapska; Muzeum Powstania Warszawskiego; "Slownik uczestniczek walki o niepodleglosc Polski 1939-1945. Polegle i zmarle w okresie okupacji niemieckiej", H. Michalska, M. Stopien, B. Tazbir-Tomaszewska, Warszawa 1988

 

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