Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Cyrla Berenhout-Zelmanovitch

 
Cyrla Zelmanovitch wurde am 22.6.1902 in Konin in Polen geboren. Die Krankenschwester war mit Joseph Berenhout verheiratet. Als sogenannte Staatenlose wurde sie im belgischen SS-Sammellager Mechelen eingesperrt, bevor sie mit dem XVII. Transport unter der Nummer 764 am 31.10.1942 nach Auschwitz verschleppt wurde. Es muss davon ausgegangen werden, dass sie den Holocaust nicht überlebte.
 
Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne.

 
Sara Bergmann
 
Am 12. August 1942 forderten die Deutschen die jüdischen Einwohner in Sosnowitz auf, sich auf dem Fußballplatz in der Sw.-Jana-Straße zu versammeln. Der Judenrat verbreitete Flugblätter, die verkündeten, dass der Grund für diese Anordnung die Ausgabe neuer Kennkarten an die jüdische Bevölkerung sei. Die Untergrundbewegung wies die jüdische Bevölkerung an, sich nicht zum Sammelpunkt zu begeben, da es sich in Wahrheit um eine Deportation in ein Vernichtungslager handelte.
 
Dennoch folgten 26000 Juden der Anweisung des Judenrates und gingen in die Falle. Fredka Kozuch und Sara Bergmann, die als Krankenschwestern im jüdischen Krankenhaus arbeiteten und sich in ihren weißen Kitteln frei auf dem Platz bewegen konnten, hatten je drei Kittel angezogen. Die überzähligen Kittel steckten sie Frauen und Müttern zu, die darunter sogar ihre Kinder verstecken konnten.
 
An diesem Tag spielten sich unglaubliche Szenen ab. Es fand eine Selektion unter der Leitung von Gestapo-Chef Dr. Hans Dreier aus Ostpreußen statt. Die Versammelten wurden in drei Gruppen eingeteilt. In der ersten Gruppe waren Leute, die in kriegswichtigen Betrieben arbeiteten; sie konnten, mit roten Ausweisen ausgestattet, nach Hause gehen.
 
Bei der Selektion wurden Familien getrennt: Frauen, ältere Männer und Kinder wurden an einem gesonderten Platz, der von SS-Leuten bewacht wurde, konzentriert, um deportiert zu werden. Kinder wurden von SS-Leuten mit Gewalt aus den Armen ihrer Mütter gerissen, wenn diese rote Arbeitsausweise besaßen, und brutal an den Platz für die Auszusiedelnden gezerrt. Kindern, die sich nicht von ihren Müttern trennen wollten und sich den Gestapo-Leuten wild widersetzten, wurden die Schädel zertrümmert und die Mütter wurden einfach niedergeschossen. Der Mut zweier Krankenschwestern half, wenigstens vereinzelte Leben zu retten.
 
Quelle: United States Holocaust Memorial Museum

 
Elsie Berg
 
Elsie Berg wurde am 25.2.1923 in Keulen geboren. Sie wohnte zuletzt in Apeldoorn. Die neunzehnjährige Krankenschwester wurde am 25.1.1943 in Auschwitz ermordet.
 
Quelle: Joods Monument

 
Cécile Berkowitch, geb. Serebriany
 
Cécile Serebriany wurde am 10.10.1911 in Brüssel in Belgien geboren und war die Ehefrau von Mordouch Berkowitch. Sie wurde von den Nazis im eigenen Land als staatenlos erklärt. Die Praxis, Juden als staatenlos einzustufen diente dazu, ausländische Interventionen für die betroffenen Menschen zu unterbinden. Cécile Berkowitch war im SS-Sammellager Mechelen. Unter der Nummer 925 wurde sie am 15.9.1942 mit dem Transport X nach Auschwitz deportiert. Es muss angenommen werden, dass die Krankenpflegerin den Holocaust nicht überlebte.
 
Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne.

 
Grace Berkowitz
 
Grace Berkowitz wurde am 18.5.1887 in den USA geboren. Die Krankenschwester aus New York diente bereits im I. Weltkrieg beim Militär. Mit 50 Jahren schloss sie sich der Abraham Lincoln Brigade an, die im Spanischen Bürgerkrieg 1936–1939 auf Seiten der republikanischen Regierung Spaniens gegen die aufständischen faschistischen Truppen unter General Francisco Franco kämpfte. Die Mitglieder der Brigade waren politisch links eingestellt, aber nicht alle Kommunisten. In der Brigade kämpften auch viele Juden. Grace Berkowitz wurde im Krankenhaus Murcia eingesetzt. Kolleginnen beschrieben sie als sehr prüde. So weigerte sie sich, nackte Männer zu behandeln. Eine Erkrankung zwang sie im Mai 1938 in die USA zurückzukehren.
 
Quelle: Archiv der Abraham Lincoln Brigade

 
Emilie Berlin, geb. Maas
 
Emilie Berlin, geborene Maas am 7.11.1856 in Lambsheim bei Mannheim, war die Tochter von Jakob und Amalie bat Max Lafo. Sie heiratete den Kaufmann Louis Berlin am 18.9.1876 in Mannheim. Es ist nicht bekannt, ob und welchen Beruf sie hatte. Aber anscheinend hatte sie im I. Weltkrieg im Lazarettdienst gearbeitet, denn im April bekam sie das König-Ludwig-Kreuz für Heimatverdienste während der Kriegszeit, im Oktober 1916 das Dienstauszeichnungskreuz für freiwillige Krankenpflege und am 12.12.1920 die preußische Rot-Kreuz-Medaille III. Klasse verliehen. Emilie Berlin emigrierte 1939 unter dem zunehmenden Terror der Nationalsozialisten in die Niederlande. Dort geriet sie nach der Besetzung der Niederlande wieder in die Fänge des braunen Mobs und wurde in das KZ Westerbork verschleppt, wo sie am 19.7.1943 durch die Strapazen umkam.
 
Quelle: Israelitische Kultusgemeinde Fürth, Memorbuch

 
Elisabeth Bernheim
 
Elisabeth Bernheim wurde am 20.8.1920 in Riedlingen geboren. Ihre Eltern waren Albert, geboren 1885 in Buchau, und Irma Bernheim, geborene Oettinger 1893 in Riedlingen. Elisabeth hatte zwei jüngere Brüder. Erich, der sich später Eric nannte, wurde am 9.7.1922, Kurt am 19.2.1931 geboren. Die Eltern betrieben in Riedlingen am Marktplatz 15 ein Textilgeschäft, dass sie von Irmas Vater Ernst Oettinger übernommen hatten. Zu dem Geschäft gehörte noch ein Magazingebäude in der Mühlgasse 3. Da Albert Bernheim auch Geschäfte in den umliegenden Dörfern mit seinen Waren belieferte, besaß die Familie schon sehr früh ein Auto. Elisabeths Mutter half im Geschäft neben zwei bis drei Angestellten.
 
Schleichend hatte sich nach der Machtergreifung die Bedrohung entwickelt. Der Boykott jüdischer Geschäfte war im April 1933 nur ein Auftakt. Die Kunden betraten oder verließen danach lieber durch die Hintertür das Geschäft. Die Kinder wurden von einigen Sportveranstaltungen, die am Samstag stattfanden, ausgeschlossen. Bestimmte Klassenkameraden mieden die Bernheimkinder. DieEltern erkannten die Gefahr, versuchten, zu emigrieren. Sie hätten zwei Zertifikate zum Preis von jeweils 1000 Dollar nach Palästina erhalten können. Weil das Geschäft nicht so kurzfristig verkauft werden konnte und das Bargeld fehlte, konnten die Eltern nicht zugreifen.
 
Von 1932 bis 1935 besuchte Elisabeth Bernheim die Riedlinger Lateinschule. Anschließend absolvierte sie vom Oktober 1935 bis September 1936 die jüdische Frauenfachschule in Wolfratshausen. 1937 ging sie nach Bad Freienwalde und arbeitete dort ein Jahr als Sprechstundenhilfe bei dem jüdischen Arzt Dr. Fritz Happ. Anschließend besuchte sie das Kindergärtnerinnenseminar von Nelly Wolffheim in Berlin-Charlottenburg. Am 1. März 1939 wurde die Einrichtung geschlossen.
 
Elisabeths Eltern schickten den jüngeren Bruder Erich 1935 auf ein deutsch-jüdisches Internat in Südschweden, um ihm eine schulische Ausbildung ohne Reperessalien bieten zu können. Nachdem der fünfjährige Kurt 1936 in der örtlichen Presse angegriffen wurde, weil sich das Kind „deutschfeindlich“ geäußert habe, brachten die Eltern ihn zu seiner Sicherheit in ein Kinderheim im Schwarzwald.
 
Die Progromnacht lief zunächst für die Bernheims glimpflich ab. Ihr Geschäft wurde auf Anordnung des Bürgermeisters von Polizisten bewacht. Kein Wunder, denn kurz Zeit später beschlossen die Eltern, beizugeben und das Geschäft zu verkaufen. Der Käufer war ein hohes Tier bei den örtlichen Nazis. Bevor die Eltern am 10.1.1939 in ein Mietshaus nach Stuttgart umziehen mussten, gelang es ihnen, ihre drei Kinder nach England zu schicken.
 
Im Frühjahr 1939 kam Kurt mit einem Kindertransport nach England und fand Aufnahme bei einer Familie Lennard im Londoner Stadtteil Hampstead Heath. Kurz darauf kam auch Elisabeth, die als Haushaltshilfe und Kindermädchen zu einer Familie nach Edinburgh ging. Ein Jahr vorher war ihre Cousine Eva Oettinger nach Großbritannien emigriert, von der sie die Stellung übernehmen konnte. 1943 zog sie nach Leeds, weil ihr Bruder dort lebte und arbeitete als Verkäuferin. Schließlich begann sie eine Ausbildung zur Hebamme.
 
Ihr jüngerer Bruder Erich entkam am 27.8.1939 aus Nazideutschland. Kurz danach war die Grenze nach England durch den Kriegsausbruch dicht. Er meldete sich später freiwillig zu einer jüdischen Brigade und begann im Juli 1945 in Stuttgart die Suche nach den Eltern. Im September 1946 erfuhren die Geschwister vom Suchdienst des Roten Kreuzes, dass ihre Eltern am 1.12.1941 nach Riga deportiert worden waren. Im April 1947 berichtete ihnen eine Überlebende, dass die Mutter vermutlich am 26.3.1942 dort erschossen wurde. Den Vater hatte man im Juli 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Elisabeth Bernheim blieb in Leeds und arbeitete dort als Hebamme fast 30 Jahre.
 
Quelle: Erich Bernheim: Mein Leben bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Hg. und übersetzt von Christoph Knüppel (Erinnerungen, die Erich Bernheim aus Riedlingen im Dezember 1982, kurz vor seinem Tod für seine Angehörigen niederschrieb.

 
Henriette Bernheim, geb. Gombertz
 
Henriette Bernheim, geborene Gombertz am 8.1.1902 in Krefeld, war die Ehefrau von Ernst Bernheim, geboren am 6.8.1888 in Trier. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Tochter Roselies und Sohn Wolfgang, geboren am 8.2.1928. Die letzte Adresse in Deutschland der Krankenpflegerin war in Trier in der Bonnerstraße 43. In Belgien wurde sie als staatenlos erklärt und im SS-Sammellager Mechelen interniert. Am 15.9.1942 wurde sie unter der Nummer 992 mit dem X. Transport nach Auschwitz deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Ihr Ehemann wurde am 7.10.1942 in Auschwitz ermordet. Auch ihr Sohn Wolfgang kam in Auschwitz ums Leben. Nur ihre Tochter Roselies überlebte von der Familie den Holocaust und lebt heute in Brüssel.
 
Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne; Kulturverein Kürenz e.V., Dr. Thomas Schnitzler, Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier, Stolpersteine in Trier

 
Rosa Bernstein
 
Rosa Bernstein wurde am 29.8.1865 in Bollinken bei Stettin geboren. Ihre Eltern waren Max und Johanna Bernstein. 1897 absolvierte sie die Ausbildung zur Krankenschwester im Frankfurter Jüdischen Schwesternverein. Sie gehörte zu den ersten ausgebildeten jüdischen  Krankenschwestern  Deutschlands und zur Frankfurter Gründerinnengeneration der beruflichen jüdischen Krankenpflege. Als Klara Gordon 1898 nach Hamburg zur Oberin berufen wurde, folgte ihr Rosa Bernstein.  
 
Über 40 Jahre arbeitete sie aktiv im Israelitischen Krankenhaus als examinierte Krankenschwester. Das Krankenhaus auf St. Pauli galt jahrzehntelang als eines der modernsten und fortschrittlichsten Krankenhäuser und genoss bei der Hamburger Bevölkerung, egal welche Konfession, einen guten Ruf. Zunächst war Rosa dort als Angestellte geführt, dann als Krankenpflegerin und schließlich als Oberschwester.
 
Bis zum September 1939 lebte sie im Schwesternheim. Dann wurde das Krankenhausgelände von der Stadt Hamburg beschlagnahmt. Die verbliebenen Ärzte und Krankenschwestern zogen mit den restlichen Patienten in die ehemalige Calmannsche Privatklinik, auch Rosa, obwohl sie inzwischen im Ruhestand war. Doch auch dort wurden sie vertrieben und mussten Ende August 1942 in das jüdische Pflege- und Siechenheim umziehen. Am 23.6.1943 wurde die 78jährige nach Theresienstadt deportiert. Dort starb Rosa Bernstein am 11. März 1944.
 
Quellen: Film "Den Nazis ein Dorn im Auge"; Das Israelitische Krankenhaus Hamburg (St.Pauli) im Nationalsozialismus; von Bertram Rotermund und Rudolf Simon; Stolpersteine Hamburg; Israelitisches Krankenhaus in Hamburg

 
 
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