Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege""... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"Alida "Lida" Bollegraf
Die Niederländerin Alida, genannt Lida, Bollegraf wurde am 3.3.1922 in Utrecht geboren. Ihr Vater war Wolf Bollegraf, gerufen Wolly, geboren am 2.11.1891 in Winschoten. Ihre Mutter hieß Bertha, geborene Cohen am 24.10.1896 in Amsterdam. Alidas jüngerer Bruder David Bollegraf wurde am 21.3.1924 in Utrecht geboren und hatte eine Lehre als Schneider begonnen.
Es gab auch noch einen Stiefvater und eine Stiefschwester, wobei nicht klar ist, ob Alida sie überhaupt gekannt hatte. Denn die erste Frau des Stiefvaters wurde in Auschwitz 1943 ermordet. Daher ist es wahrscheinlich, dass ihre Mutter nach dem Krieg und der vergeblichen Suche nach ihrer Familie neu geheiratet hatte und der Stiefvater und seine Tochter nichts mit Alida zu tun hatten.
Alida begann ihre Ausbildung zur Krankenschwester am 24.3.1940 in Het Apeldoornse Bos. Ob und wann sie die Ausbildung beendete, ist nicht bekannt.
Anscheinend gehörte sie zu dem Transport nach Westerbork und Auschwitz, bei dem Patienten und Personal der Einrichtung brutalst von den Nazis geräumt wurde.
Es könnte sein, dass Alida liiert war oder kurz vor der Deportation geheiratet hatte, denn ihre Mutter suchte nach dem Krieg per Zeitungsanzeige nicht nur ihren Mann und ihre Kinder, sondern auch einen Schwiegersohn, den ich aber in keiner mir bekannten Liste oder Archiv finden konnte.
Ihr Mann wurde am 31.3.1944 in Polen, Sohn David am 30.9.1942 im Vernichtungslager Auschwitz umgebracht.
Alida Bollegraf wurde am 25.1.1943 in Auschwitz ermordet.
Quellen: Joods Monument; geni.com; Yad Vashem
Maria Boric
Die jugoslawische Krankenschwester Maria Boric wurde am 2.2.1926 in Krispolje, heute Kroatien, geboren. Sie lebte in Sesvete bei Agram. Es ist bisher nicht bekannt, wie und warum sie verhaftet wurde. Gesichert ist, dass sie wegen Wehrmittelbeschädigung, § 1 der Verordnung zur Ergänzung der Strafvorschriften zum Schutz der Wehrkraft des Deutschen Volkes vom 25. November 1939 RGBI. I 1939, S. 2319, verurteilt wurde.
§1 Wehrmittelbeschädigung lautete: (1) Wer vorsätzlich ein Wehrmittel oder eine Einrichtung, die der deutschen Landesverteidigung dient, zerstört, unbrauchbar macht, beschädigt, preisgibt oder beiseiteschafft und dadurch vorsätzlich oder fahrlässig die Schlagfertigkeit der deutschen Wehrmacht gefährdet, wird mit Gefängnis nicht unter sechs Monaten bestraft. In schweren Fällen ist auf Todesstrafe oder auf lebenslanges oder zeitiges Zuchthaus zu erkennen. (2) Ebenso wird bestraft, wer vorsätzlich ein Wehrmittel oder eine solche Einrichtung fehlerhaft herstellt oder liefert und dadurch vorsätzlich oder fahrlässig die Schlagfertigkeit der deutschen Wehrmacht gefährdet. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) Wer leichtfertig handelt und dadurch fahrlässig die Schlagfertigkeit der deutschen Wehrmacht gefährdet, wird mit Gefängnis bestraft. (5) Diese Bestimmung tritt an die Stelle des § 143a des Reichsstrafgesetzbuchs.
Der Paragraph wurde vor allem gegen Zwangsarbeiter in Rüstungsfabriken eingesetzt. Von daher liegt die Vermutung nahe, dass Maria Boric Zwangsarbeit in einer deutschen Rüstungsfabrik leisten musste. Ab dem 21.12.1944 war sie im berüchtigten Frauenzuchthaus Aichach inhaftiert, dem größten Frauengefängnis in Bayern. Wie hoch das Strafmaß war, ist bisher nicht bekannt. Am 20.5.1945 wurde sie von den Amerikanern befreit. Über ihren weiteren Lebensweg existieren bis jetzt keine Informationen.
Quelle: Arolsen Archives
Irena Henryka "Anna" Borkowska–Zapasnik
Irena Henryka Borkowska–Zapasnik wurde am 22.1.1926 in Warschau geboren. Ihre Eltern waren Walenty und Leokadia Kaniewska. Sie gehörte zur Armia Krajowa und arbeitete während des Warschauer Aufstandes als Sanitäterin und Krankenpflegerin im Krankenhaus am Luftwaffenstützpunkt „Luzyce“ mit Anna Dyrlacz. Informationen zu ihrem weiteren Leben fehlen bisher.
Irena Henryka Borkowska–Zapasnik starb 2007 in Warschau.
Quelle: Encyklopedia Medyków Powstania Warszawskiego
Sophie Boroschek
Sophie Boroschek wurde am 29.1.1910 in Moschin (heute Mrocza) in Posen (Polen) geboren. Ihr Vater, Abraham Boroschek, geboren am 22.6. 1882 in Jaratschewo, war Destillateur, ihre Mutter hieß Lieschen Boroschek, geborene Hopp am 10.5.1886 in Moschin. Die Eltern zogen nach Berlin-Wedding, Bellermannstraße 1. Sophie hatte zwei jüngere Schwestern, Hildegard, geboren am 4.2.1912 in Moschin, und Else, geboren am 10.2.1914 in Moschin.
Sophie müsste Krankenschwester gewesen sein, denn sie arbeitete in der sogenannten Privatpflege, also in der ambulanten Krankenpflege. So wohnte sie ab dem 1.5.1939 in Berlin-Pankow in der Berliner Straße 127 in der Villa des Zigarettenfabrikanten Josef Garbáty-Rosenthal und pflegte den alten Herrn bis zu seinem Tode 1939.
Ab dem 1.9.1942 arbeitete sie als Krankenschwester im Jüdischen Krankenhaus Berlin und wohnte in der Brunnenstraße 16 bei ihren Eltern. Am 17.5.1943 wurde sie mit dem 38. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Ihr weiterer Leidensweg führte sie am 30.7.1943 in das KZ Natzweiler-Struthof. Dort trieb August Hirt sein Unwesen. Der Anatom plante eine Schausammlung von Skeletten für das anatomische Institut Straßburg. Dafür wurden vorsätzlich Menschen ermordet.
Eins seiner Opfer war Sophie Boroschek, die am 11.8.1943 oder 13.8.1943 in der Gaskammer umgebracht wurde. Sie konnte später anhand ihrer KZ-Nummer von dem Tübinger Historiker Dr. Hans-Joachim Lang identifiziert werden. Ihr Mörder entzog sich seiner Verantwortung. Er floh nach Tübingen und verübte im Juni 1945 im Schwarzwald Selbstmord.
Quelle: Dr. Hans-Joachim Lang, DIE NAMEN DER NUMMERN; Hans-Joachim Lang, "Die Namen der Nummern", Hoffmann & Campe September 2004, ISBN: 3455094643; haGalil.com, Jüdisches Leben in Pankow
Anna Boutelje
Anna Boutelje war Krankenschwester. Sie wurde am 21.6.1910 in Den Haag geboren. Ihre Mutter hieß Esther, geborene van Lier am 23.3.1884 ebenfalls in Den Haag. Ihr Vater Simon Boutelje, geboren 1881 in Amsterdam, verstarb im April 1941 in Den Haag. Ich konnte nicht klären, ob ihr Vater eines natürlichen Todes starb.
Mutter und Tochter lebten zuletzt in den Haag im Harstenhoekweg 111.
Anna Boutelje hatte noch einen Bruder Michel und eine Schwester Judikje, die eigene Familien hatten. Ihr Bruder und Schwager wurden von den Nazis 1945 umgebracht. Ihre Schwester und Schwägerin wurden mit 5 Nichten und Neffen im Alter von ein bis sieben Jahren nach ihrer Ankunft in Ausschwitz am 8.10.1944 in der Gaskammer getötet.
Ihre Mutter und sie wurden nach Sobibor verschleppt. Ihre Mutter starb dort am 14.5.1943.
Die Krankenschwester Anna Boutelje war bereits am 26.3.1943 ermordet worden.
Quelle: Joods Monument; geni.com; Yad Vashem
Sieny Boutelje
Die Krankenschwester Sieny Boutelje wurde am 23.7.1922 in Den Haag geboren. Ihr Vater hieß George Abraham Boutelje. Er wurde am 15.7.1886 in Groningen geboren und starb am 18.4.1951 in Den Haag. Ihre Mutter Jansje, geborene Vromen am 4.9.1890 in Zutphen, Provinz Gelderland, starb am 11.11.1975 in Frankreich. Ihr älterer Bruder Willem, geboren am 8.3.1919 in Steenwijkerland in der niederländischen Provinz Overijssel und seine Frau wurden deportiert und umgebracht.
Zuletzt lebte Sieny in der Vivienstraat 9 in Den Haag.
Eventuell hatte sie versucht, sich nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich in Sicherheit zu bringen, denn sie wurde im französischen Durchgangslager Drancy interniert. Von dort wurde sie am 3.8.1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
Sieny Boutelje wurde am 30.9.1942 In Auschwitz ermordet.
Quellen: Joods Monument; Yad Vashem
Sara Bouwman
Sara Bouwman wurde in Utrecht am 31.10.1910 geboren. Sie wohnte zuletzt in den Haag am Louise de Colignyplein 4. Die Krankenschwester wurde am 15.10.1942 im KZ Auschwitz ermordet.
Quellen: Joods Monument; Yad Vashem
Sonia Bovsovers, geb. Kac
Sonia Kac (Katz) wurde am 5.10.1911 in Kupieczow, Polen, geboren. Ihre Eltern waren Chaija und Chaja, geborene Pfeffer.
Die Krankenschwester war mit Huvens Bovsovers verheiratet.
Als staatenlos erklärt wurde sie mit dem XI. Transport am 26.9.1942 unter der Nummer 2318 vom SS-Sammellager Mechelen nach Auschwitz verschleppt. Ihre dortige Stammnummer ist nicht bekannt.
Sonia Bovsovers wurde in Auschwitz Birkenau am 17.10.1942 ermordet. Ihr Name ist in den Sterbebüchern Auschwitz verzeichnet.
Quellen: YAD VASHEM; Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne: Death Books from Auschwitz, Paris 1995.
Hildegard Boy-Brandt
Über Hildegard Boy-Brandt, geboren 1909, ist leider bisher wenig bekannt. Sie kam aus Deutschland und gehörte der KPD an. Hilde, so wurde sie genannt, hatte sich einer kommunistischen Gruppe angeschlossen, die Industriespionage für die Sowjetunion betrieb. Sie sammelten Informationen zu Rüstungsprogrammen, die sich gegen die Sowjetunion richten. 1931 gab Boy deshalb ihr Parteibuch ab, um unauffälliger agieren zu können. Am 3.9.1935 wurde sie von der Gestapo am Nollendorfplatz in Berlin-Schöneberg verhaftet und zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Anschließend kam sie in „Schutzhaft“, wurde am 21.3.1942 in das KZ Ravensbrück verschleppt.
Auch dort leistete sie aktiv Widerstand. Im Konzentrationslager musste sie als Häftlingspflegerin im Revier arbeiten. Kurz nach ihrer Befreiung aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück berichtete sie über ihre Arbeit im Revier:
„Krankenpflege war ein Kampf auf Leben und Tod. Wir standen dabei, helfen konnten wir nicht. Für schwere Verbren-nungen wurden nur Papierbinden verwendet, die natürlich sofort durchnässt waren. Das Bemühen, Menschen durch die Manipulation von Listen für den Transport in die Todeslager vor der Vernichtung zu retten, ist das, was wir bei diesem schändlichen Handwerk für uns buchen konnten. Die Kranken kamen oft nur zum Sterben ins Revier. Viele sind beim Warten gestorben.“
Nach Kriegsende sagte sie vor Gericht als Zeugin unter anderem über die medizinischen Versuche an überwiegend polnischen Frauen aus.
„„Sechs Polinnen wurden nun ins Revier als Kranke aufgenommen, in einem besonderen Zimmer, aus dem die anderen Kranken herausmussten. Keine der Polinnen war krank, im Gegenteil, sie waren kerngesund! (...) Wir Revierarbeiter durften nicht in ihr Zimmer (wir hatten sonst immer zu allen Kranken Zutritt!), jede Verrichtung wurde von SS-Schwestern bzw. Dr. Oberheuser selbst ausgeführt. (...) Obwohl alles sehr geheim gehalten wurde, hatten wir doch schnell heraus, dass die Mädels durchweg Operationen an den Beinen haben mussten, denn alle lagen mit einem Bein in Gips bis zu den Knien.“
Besonders bitter war ihre Zeugenaussage gegen die Hebamme Gerda Ganzer, geborene Quernheim, die ebenfalls im Revier arbeitete. Diese war selber in Ravensbrück Häftling gewesen, obendrein mit dem roten Winkel. Sie wurde vermutlich wegen regimekritischer Äußerungen inhaftiert. Als Geliebte des SS-Arztes Dr. Rosenthal beteiligte sie sich an Zwangsabtreibungen, Tötungen von Neugeborenen, Euthanasieverbrechen an Mithäftlingen und blankem Zynismus und Sadismus gegenüber Mitgefangenen.
„Dr. Rosenthal ist allein verantwortlich für sämtliche Abtreibungen, die zwangsweise an Inhaftierten bis 1943 vorgenommen wurden. Seine Helfershelferin war Gerda Quernheim, die, auch ein Häftling, als Krankenschwester im Krankenbau tätig war. Ihr lagen die Pflege und Kontrolle des Operationszimmers ob. Trotz aller Geheimhaltung gelang es uns doch, etwas Einblick zu bekommen. Fruchtreste in den Spüleimern und die betreffenden Instrumente legten Zeugnis dafür ab. Dr. Rosenthal oder die Quernheim brachten stets nach solchen Operationen kleine Pappkartons in die Heizung und blieben dabei, bis sie verbrannt waren. Oft wurde der Eingriff erst kurz vor der Geburt vorgenommen, sodass wir das Schreien des Säuglings hörten. Das Schreien verstummte sehr bald für immer.“
Andererseits stahl Gerda Quernheim (Ganzer) wiederum Medikamente, um anderen Häftlingen zu helfen. Sie wurde zum Tode verurteilt. Später billigte man ihr eine gute Führung zu, die Tatsache, dass sie selber inhaftiert war und unter Zwang und eventuellen Einfluss ihres Geliebten gehandelt hatte und wandelte das Todesurteil in eine lebenslange Haftstrafe um, die man schließlich auf 12 Jahre verminderte. Es war nicht die einzige Pflegerin, die sich mit den Peinigern auf Kosten der Mithäftlinge arrangierte.
Für Hildegard Brandt muss es eine zusätzliche Härte im ohnehin bereits grausamen Haftalltag gewesen sein, zwangsweise mit „Politischen“ zusammenzuarbeiten, die sich von dem Naziterror derart entmenschlichen ließen.
Hildegard Boy-Brandt starb 1973.
Quellen: Mahn - und Gedenkstätte Ravensbrück; „... unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten“: Die medizinische Versorgung durch Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück. Beiträge zu einer Ausstellung, HG Santis, Wickert, ISBN-10: 3863313445, ISBN-13: 978-3863313449; https://www.bmfsfj.de/resource/blob/95192/ef8c7a313cb8869ff344922dfc2aa858/prm-7663-broschure-kalendarium-ravensbr-data.pdf
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