Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Rachel Huisman

 

Rachel Huisman wurde am 24.1.1888 in Den Haag in den Niederlanden geboren. Die Krankenschwester wurde in Belgien durch die Nazis staatenlos und im Sammellager Mechelen interniert. Mit dem V. Transport wurde sie unter der Nummer 892 am 25.8.1942 nach Auschwitz verschleppt. In Auschwitz wurde sie nicht registriert. Eine Erklärung ist, dass in Auschwitz-Birkenau alle Menschen über 50 Jahre sofort „ausselektiert“ und direkt nach der Ankunft in Gaskammern ermordet wurden. Es muss davon ausgegangen werden, dass Rachel Huisman nicht überlebte.

 

Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne.


 

Trijntje Hulleman

 

Trijntje Hulleman wurde im Februar 1895 in Andijk, Niederlande, geboren. Ihre Eltern waren Willem Hulleman und Aaltje Visser und sie hatte eine drei Jahre jüngere Schwester Neeltje. Die Ehe der Eltern zerbrach, als Trijntje 17 Jahre alt war. Die beiden Schwestern zogen nach Amsterdam. Trijntje absolvierte eine Krankenpflegeschule und wurde zertifizierte Krankenschwester. 1925 heiratete ihre jüngere Schwester und bekam zwei Kinder. Trijntje heiratete ein Jahr später am 17.6.1926 Willem Suhr. Die Ehe hielt nur knapp ein Jahr.

 

Als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei der Niederlande beobachtete sie mit wachsender Besorgnis den fortschreitenden Faschismus in Europa und die zunehmende Anzahl der jüdischen und politischen Flüchtlinge aus Deutschland in den Niederlanden. In ihr wuchs das Bedürfnis, selber etwas gegen Faschismus zu tun. Sie folgte dem Aufruf des niederländischen Komitees "Hilfe für Spanien" und meldete sich für die Internationalen Brigaden. Sie gehörte zur ersten Gruppe niederländischer Brigadisten für die Krankenversorgung. Im Oktober 1936 flog sie mit dem Arzt Gerrit Kastein und den Pflegekräften Janny Scheele, Hennie Peeks, Hinke Kerner und Hartog Kan nach Spanien.

 

Zuerst arbeitete sie in Benicasim, wo aus vierzig konfiszierten Villen ein Krankenhaus eingerichtet wurde. Dann wurde sie nach Murcia versetzt, wo sie Oberschwester wurde. Als die Putschisten immer näher rückten und drohten, die internationalen Krankenhäuser anzugreifen, ging Trijntje mit einer Reihe anderer internationaler Krankenschwestern in den Norden. In s'Agaro richteten sie ein Krankenhaus ein, was in erster Linie ein Transitkrankenhaus war.

Schwerverletzte Kämpfer, die zukünftig kampfunfähig waren, wurden soweit versorgt, dass sie nach Hause zurückkehren oder transportiert werden konnten. Die Front kroch unaufhörlich näher und s'Agaro rückte ins Kampfgeschehen, auch das Krankenhaus.

 

Trijntje begriff ihre humanitäre Arbeit als Kampf. Sie kämpfte eben nicht mit Waffen, sondern mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Sie war enttäuscht von ihrer Partei, die ihrer Meinung nach zu wenig Engagement in Spanien zeigte und allgemein gegen den Faschismus. Trotzdem blieb sie Sozialdemokratin und ging nicht zu den Kommunisten über wie viele andere Brigadisten.

 

In Spanien hatte Trijntje eine Beziehung zu dem deutschen Kommunisten Paul Storck, der auch eine Weile in den Niederlanden gelebt hatte. Nach einer schweren Verwundung 1936 arbeitete er in der Postabteilung der Internationalen Brigade. Als Jude hatte ihm Deutschland die Staatsangehörigkeit entzogen, für die Niederlande fehlte ihm eine Aufenthaltsgenehmigung. Er konnte also Trijntje nicht in ihre Heimat begleiten. Es ist nicht genau bekannt, was aus ihm wurde. Vermutlich landete er in einem Lager in Frankreich. Angeblich soll er 1943 in einem Berliner Gefängnis an den Folgen von Typhus gestorben sein. Trijntje konnte ihm nicht helfen.

 

1938 mit dem Ende der Internationalen Brigade kehrten die meisten niederländischen Krankenschwestern nach Hause zurück. Trijntje blieb länger in Spanien und überquerte erst  Anfang 1939 die französische Grenze und wurde prompt verhaftet. Nach Intervention des niederländischen Konsuls konnte sie auch endlich in die Niederlande zurückkehren.

 

Während des Krieges und der deutschen Besatzung schloss sich Trijntje der Widerstandsgruppe Breur an. Die Gruppe half bei der Beschaffung von gefälschten Papieren, organisierte Verstecke für Juden, unternahmen Spionage- und Sabotageaktionen. Im November 1942 flog die Gruppe auf. Krijn Breur wurde im Februar 1943 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Seine Frau Aat Breur und Trijntje kamen in das KZ Ravensbrück. Das schwedische Rote Kreuz beendete im April 1945 ihre Leidenszeit im Konzentrationslager. In Schweden pflegte sie noch ein Jahr lang ehemalige Ravensbrückerinnen und kehrte dann nach Amsterdam zurück.

 

Körperlich war Trijntje durch Ravensbrück angeschlagen, hatte sich eine Herzkrankheit zugezogen, mental konnte sie das KZ nicht brechen. Sie blieb eine fröhliche, lebensbejahende Frau und arbeitete trotz ihrer schwächeren Gesundheit weiterhin als Krankenschwester. Sie engagierte sich weiter, kümmerte sich um Pakete und Korrespondenz für spanische Gefangene unter dem Franco-Regime, kämpfte für das vietnamesische Volk während des Vietnamkrieges und war aktiv im Komitee Freies Griechenland.

 

1954 zog sie nach Blaricum, wo sie ihren Lebensabend verbrachte. Im Sommer 1970 ging Trijntje Hulleman nach Bad Liebenstein, wo sie am 25.8.1970 im Alter von 75 Jahren an den Folgen ihrer Herzkrankheit starb. Kurz darauf wurde sie in Berlin eingeäschert. Einige ehemalige Spanier nahmen an der Zeremonie teil. Ihre Asche wurde später offiziell von der Vereinigung ehemaliger Häftlinge in Ravensbrück in den Niederlanden begraben.

 

Quellen: Internationaal Instituut voor Geschiedenis: sociale Nederlandse vrijwilligers in de Spaanse Burgeroorlog


 

Ilse Hunger, geb. Grimm

 

Ilse Grimm wurde am 22.5.1910 als drittes Kind der Eltern Curt und Hannelore Grimm in Leipzig geboren. Ihre Schwester hieß Melanie, ihr Bruder Gerhard. Ilses Mutter starb sehr früh. Mit Pflege hatte Ilse eigentlich gar nichts zu schaffen. Sie begann 1925 eine Lehre als Stenotypistin und Büroarbeiten und die politische Arbeit schienen ihr auch zu liegen. Über die Arbeiterbewegung lernte sie ihren späteren Mann Willi Hunger kennen.

 

Es war absehbar, dass sich Ilse und Willi nach 1933 mit ihren politischen Überzeugungen früher oder später dem Widerstand anschließen werden. 1935 heirateten sie, 1940 kam ihr Sohn Werner zur Welt. Ihre Arbeit in der antifaschistischen Widerstandsgruppe um Kurt Gittel brachten Ilse und Willi 1941 vor den Volksgerichtshof.

 

Das Urteil "Vorbereitung zum Hochverrat" fiel mit einem Jahr Gefängnis sogar noch glimpflich aus, aber anschließend kamen sie 1942 in "Schutzhaft", Ilse ins KZ Ravensbrück, ihr Mann nach Mauthausen und Auschwitz. Ende April 1945 wurden die Frauen aus dem KZ Ravenbrück auf den Todesmarsch getrieben. Ihr gelang mit zwei anderen Frauen die Flucht in die Wälder. Nach zwei Tagen wurden sie von der Roten Armee befreit. Das Naheliegendste wäre nun, nach Hause zu eilen, sich zu erholen und die frischgewonnene Freiheit zu genießen.

 

Ilse Hunger kehrte ins KZ Ravensbrück zurück. Sie wusste, in welchem Zustand die zurückgelassenen circa 2000 kranken Frauen waren, die nicht auf den Todesmarsch getrieben wurden. Und ihr muss auch klar gewesen sein, dass sie sich mit ihrer Rückkehr einer hohen Infektionsgefahr aussetzte. Es grassierte Typhus und Fleckfieber. Sie kehrte dennoch zurück, um diese Frauen zu pflegen (Nebenbei bemerkt: Für solche Tat wurden Kirchenleute selig gesprochen). Ende Juni 1945 endete ihr Engagement in der Pflege mit ihrer Heimkehr nach Leipzig und dem Wiedersehen mit Kind und Mann. Nun konnte sie sich endlich um ihren Sohn kümmern, der 1950 noch einen Bruder bekam, und wieder ihrer politischen Arbeit widmen. Ilse Hunger starb am 13.8.1989.

 

Quellen: Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Gedenkstätte Ravensbrück


 

Irmgard Hutt

 

Irmgard Hutt arbeitete im Krankenhaus Moabit in Berlin. Bis Hitlers Machtergreifung arbeiteten in diesem Hause viele jüdische Ärzte. Moabit, ein Arbeiterbezirk, war rot, wählte überwiegend KPD oder SPD. Auch Irmgard Hutt galt als politisch links und wurde deshalb im April 1933 im Zuge "der Säuberung" des Krankenhauses entlassen. Ihre Arbeitspapiere wurden von der Personalverwaltung einbehalten, was einem Berufsverbot gleichkam.

 

Quelle: Dr. Christian Pross; "Nicht misshandeln", ISBN 3-88725-109-1

 

Gratis Homepage von Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!