Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Elka oder Ella Rozender

 

Elka oder Ella Rozender wurde am 5.1.1907 in Kowel geboren. Da die Nazis ihre Opfer als staatenlos erklärten, können häufig die Geburtsorte nur schwer den entsprechenden Ländern zugeordnet werden. Am 15.1.1944 verließ sie das SS-Sammellager Mechelen in Belgien unter der Nummer 577 mit dem Transport XXIII. Es ist nicht bekannt, ob die Zahnärztliche Assistentin das KZ Auschwitz-Birkenau überleben konnte.

 

Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne.


 

Emanuel (Mundek) Rozenholc

 

Über Emanuel, genannt Mundek, Rozenholc existieren noch keine genauere Angaben. Der Krankenpfleger wurde am 26.5.1919 geboren und arbeitete bei den Internationalen Brigaden in der Pflege.

 

Quelle: Martin Sugarman, AJEX - Jewish Military Museum


 

Helene Rozenstein

 

Helene Rozenstein wurde am 16.4.1911 in Lodz, Polen, geboren. In Belgien wohnte sie in Bruxelles, Rue Crespel 56. Die Nazis erklärten die Krankenschwester als staatenlos. Am 12.2.1943 wurde sie im SS-Sammellager Mechelen interniert. Mit dem Deportationszug XX wurde sie unter der Nummer 624 am 19.4.1943 in das KZ Auschwitz verschleppt.

 

In Auschwitz wurde sie am 22.4.1943 unter der Stammnummer 42.668 registriert und kam zum Block X, das im Stammlager Auschwitz untergebracht war. Nebenan stand Block XI, der sogenannte Todesblock. Zwischen April 1943 und Juni 1944 wurden jüdische Frauen nach ihrer Ankunft in Auschwitz nach bestimmten Kriterien ausgewählt und in Block X untergebracht, wo medizinische Experimente stattfanden. Zeitweise mussten rund 400 dieser Frauen in zwei Schlafsälen verbringen.

 

Am 8.5.1943, 25.7.1943 und 27.8.1943 gelang es ihr, Briefe aus dem KZ zu verschicken. Am 18.1.1945 wurde sie aus Auschwitz "evakuiert". Ihr Leidensweg führte sie am 26.1.1945 in das KZ Ravensbrück, von da am 15.2.1945 nach Malchow. Endlich wurde sie am 1.5.1945 in Malchow durch die Rote Armee befreit.

 

Nach einer medizinischen Untersuchung, die eine erhebliche allgemeine Schwäche diagnostizierte, wurde sie durch das Repatriierungscentrum Herenthals am 28.5.1945 nach Belgien zurückgebracht. Ihr wurde nie der Status oder der Titel einer politischen Gefangenen zuerkannt. Helene Rozenstein verstarb mit 39 Jahren in Forest am 30.5.1950.

 

Quellen: Marion Schreiber: Stille Rebellen. Der Überfall auf den 20. Deportationszug nach Auschwitz. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2002; Jüdisches Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM): Mein besonderer Dank gilt für die Recherche Frau Laurence Schram; Hans-Joachim Lang: Die Frauen von Block 10. Medizinische Experimente in Auschwitz. Hamburg 2011.


 

Chana (Käthe) Rubinstein, geb. Stux

 

Käthe Stux wurde am 2.2.1925 in Wien geboren. Ihre Eltern waren der Elektroingenieur Paul und Stefanie Stux. Sie hatte einen Bruder Robert. Die Familie wohnte im 15. Wiener Gemeindebezirk . 1938 musste sie als Jüdin die Schule verlassen. Sie absolvierte die Ausbildung zur Krankenschwester.

 

Zuerst arbeitete sie in einem Säuglingsheim, ab 1940 in einem neueröffneten Kinderspital in der Ferdinandstraße im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Dort war sie in der Ambulanz für Kinder mit ansteckenden Krankheiten. Im Wiener Kinderspital war eine ihrer Kolleginnen Mignon Langnas, bis Käthe und ihre Eltern 1943 nach Theresienstadt verschleppt wurden.

 

Käthe arbeitete auch in Theresienstadt als Krankenschwester. Zuerst arbeitete sie in einem Säuglingsheim, später pflegte sie in einem Spital lungenkranke Waisenkinder. 1944 wurden circa einhundert ihrer kleinen Patienten nach Auschwitz deportiert. Auch nach der Befreiung blieb sie zunächst in Theresienstadt, um sich um verwaiste Kinder zu kümmern. Später schilderte sie, dass die letzten Wochen vor der Befreiung am Schlimmsten waren, weil ständig Transporte aus anderen Lagern eintrafen. Die Neuankömmlinge brachten Typhus mit, der sich unter den geschwächten Ghettobewohnern rasend schnell ausbreitete. Dazu litt sie extrem unter den Läusen, die massenhaft die Menschen befielen, die keine Chance hatten, sich davon zu befreien. Auch als sie endlich Desinfektionslösungen bekamen, wurden die extrem unterernährten Menschen die Läuse nicht los, die die Menschen, wie sie später erzählte, regelrecht auffraßen.

 

Sie und ihre Eltern, die auch Theresienstadt überlebt hatten, kamen in das DP-Lager Deggendorf in Niederbayern. Dort traf sie ihre ehemalige Kollegin Mignon Langnas wieder. Käthes Mutter überlebte nur kurz die Befreiung. Sie starb in dem DP-Lager Deggendorf vor der Emigration nach Palästina. Sie litt seit Theresienstadt stark unter Angina Pectoris. Auf dem katholischen Friedhof in Deggendorf wurde ein Teil abgegrenzt, wo die jüdischen Menschen wie Stefanie Stux begraben wurden, die im DP-Lager gestorben waren. In dem DP-Lager lernte Käthe Shlomo Rubinstein, ursprünglich aus Polen, kennen und lieben. Er hatte seine gesamte Familie verloren. Sie heirateten 1946, bekamen das ersehnte Einreisezertifikat für Palästina und konnten 1947 auswandern. Dort änderte sie ihren Vornamen in Chana.

 

Das Ehepaar zog in einen Kibbuz, in dem auch ihr Bruder Robert lebte, der ebenfalls die Shoa überlebt hatte. Auch er änderte seinen Vornamen und hieß nun Amir. Sie arbeitete wieder in ihrem Beruf als Krankenschwester. Chana und Shlomo bekamen zwei Kinder, Tochter Rina, geboren 1952, und Sohn Oddit, geboren 1958. Mit ihren Kindern sprach sie nie über die Zeit des Naziterrors. Sie wollte ihre Kinder nicht belasten. Aber die Erinnerungen hatten sich bei ihr festgefressen. Oft plagten sie Alpträume, schrie sie im Schlaf und litt unter Angstzuständen. Ihre Enkelkinder konfrontierten sie wieder mit der Vergangenheit, weil sie viel in der Schule über den Holocaust lernten und arbeiteten. Die Enkel fuhren auch nach Polen zur Gedenkstätte Auschwitz. Nun stellten auch die Kinder an sie Fragen. Chana Rubinstein lebte bis zu dem Tod ihres Mannes 2009 in Haifa.

 

Quellen: haGalil; erinnern.at; Mignon Langnas Tagebücher und Briefe 1938-1949 ISBN 978-3-85218-887-4;


 

Johann Rupp

 

Johann Rupp wurde am 6.1.1900 geboren. Vermutlich war er Österreicher. Der Krankenpfleger wurde am 24.5.1943 von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasst. Ihm wurde „asoziales Verhalten“ vorgeworfen.

 

In der Zeit des Nationalsozialismus war der Begriff „Asoziale“ eine Sammelbezeichnung für sogenannte „minderwertige“ Menschen aus sozialen Unterschichten, Minderheiten oder Randgruppen. Als „asozial“ konnte auch jemand gebrandmarkt werden, der beispielsweise ohne Genehmigung des Arbeitsamtes seinen Arbeitsplatz wechselte oder es ablehnte, in die Partei einzutreten oder sich in einem nationalsozialistischen Berufsverband zu organisieren. Pflegepersonal bekam in der Regel keine Genehmigung, den Arbeitsplatz zu wechseln. Mit dem Vorwurf „asoziales Verhalten“ gingen die Nazis sehr willkürlich und inflationär um und endete oftmals im KZ.

 

Dem Krankenpfleger konnte die Gestapo offensichtlich nichts Konkretes nachweisen. Es wird leider höchstwahrscheinlich ein Geheimnis bleiben, wieso Johann Rupp in die Fänge der Gestapo geriet. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

 

Quelle: DÖW


 

Fritz Ruske

 

Die Nazis brauchten für ihre Eroberungspolitik Soldaten. Soldaten fallen nicht vom Himmel, sondern entstehen aus Kindern und die wiederum aus der Fortpflanzung von Männlein und Weiblein. Da sich Lesben und Schwule nicht fortpflanzen und sich somit nicht an der Reproduktion der „Herrenrasse“ beteiligten, passten sie auch nicht in die NS-Ideologie. Folglich verschärften die Nazis am 1.9.1935 den § 175. Nun reichte als Tatbestand bereits eine „unzüchtige Handlung“. Es galten Zuchthausstrafen zwischen ein bis zehn Jahre und in der Regel eine anschließende „Schutzhaft“ in Konzentrationslagern.

 

Im KZ mussten die Homosexuellen Rosa Winkel tragen. Diese Kennzeichnung machte sie oft zu speziellen Opfern der SS-Wachleute, aber auch der Mithäftlinge. Nach Schätzungen gab es 10.000 bis 15.000 Häftlinge mit dem Rosa Winkel bei einer Todesrate von über 50%. Eine Wiedergutmachung für die KZ-Haft erhielten Homosexuelle nicht, da der §175 auch nach 1945 erstmal unverändert weiterbestand. Wer fies Pech hatte, wurde von dem gleichen Richter, der ihn in der Nazizeit ins Zuchthaus und anschließend KZ brachte, in der antifaschistischen BRD und DDR wieder ins Gefängnis gesteckt. Erst im Jahre 2002 hob der Bundestag die NS-Urteile gegen Homosexuelle auf, allerdings ohne finanzielle Entschädigung der Opfer.

 

Fritz Ruske, geboren am 7.7.1907 in Moritten, war ein Opfer dieser faschistoiden Ideologie. Der Krankenpfleger  wurde am 27.11.1941 als Homosexueller ins KZ Auschwitz verschleppt. Sein weiteres Schicksal konnte bis jetzt nicht geklärt werden.

 

Quelle: Ich danke für diese Recherche Dr. Jörg Hutter und Rainer Hoffschildt

 

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