Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Lucia Loch

 

Lucia Loch, von Freundinnen liebevoll Lucie gerufen, wurde am 8.2.1881 in Znin in Ostpreußen geboren. Sie wuchs in Berlin auf und kam erst während des ersten Weltkrieges nach Wien. Dort arbeitete sie als Pflegerin in einem Kriegsspital.

 

Militärischer Drill und eiserne Disziplinierungen durch den militärischen Spitalskommandanten weckten ihren Widerspruchsgeist. Sie setzte sich gegen die Ungerechtigkeiten und Ausbeutungen zur Wehr und wurde zur Sprecherin des Spitalpersonals. Für die Entrechtung des Pflegepersonals machte sie aber nicht nur einzelne Vorgesetzte wie ihren Spitalskommandanten verantwortlich, sondern sah als Ursache die Politik der Habsburger Monarchie. Ein Mittel für den Kampf um wirtschaftliche Verbesserungen des Pflegepersonals erkannte sie im Zusammenschluss der Krankenpflegerinnen. Ihr gelang der Kontakt zwischen Hilfsschwestern und den in der Hierarchie höher gestellten Krankenschwestern.

 

1917 gründete Lucia Loch mit anderen Pflegekräften eine gewerkschaftliche Organisation und wurde als Vorstandsmitglied gewählt. Nach dem ersten Weltkrieg avancierte Lucia Loch zur Sekretärin dieser neu gegründeten Gewerkschaft, die sich später dem Bund Öffentlicher Angestellter anschloss.

 

Etwa 1919 beendete sie ihre Tätigkeit in der Pflege, um sich den Aufgaben dieser Gewerkschaft zu stellen. Unermüdlich kämpfte sie um Verbesserungen in der beruflichen Pflege, setzte sich in ihrer Arbeit und Publikationen für verträgliche Arbeitsbedingungen und Imagegewinn des Pflegeberufes ein.

Die bürgerkriegsähnlichen Verhältnisse 1934 in Österreich und die Einsetzung einer klerikal-faschistischen Schwesternorganisation unter dem Protektorat des Kardinals Innitzer zwangen Lucia Loch in die Illegalität. Doch die streitbare Krankenpflegerin hielt auch im Untergrund Verbindungen aufrecht zu den Krankenpflegerinnen der großen Spitäler, die sich dem Zeitgeist widersetzten. Sie gehörte der Betriebsorganisation der Revolutionären Sozialisten und dem zentralen Frauenkomitee der Untergrund-Gewerkschaften an.

 

Obwohl sie zu dieser Zeit bereits schwer erkrankt war, engagierte sie sich für verfolgte Genossinnnen und Genossen und versteckte sie in ihrer Wohnung. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten drohte ihre Verhaftung. Sie floh in die Schweiz, dann nach Paris. Auch dort hielt sie die Verbindung zu den österreichischen Sozialisten und verbotenen Gewerkschaften aufrecht. 1941 gelang ihr die Flucht in die Vereinigten Staaten. Am 13.12.1943 verstarb Lucia Loch nach langer schwerer Krankheit in New York.

 

Quelle: Universtät Wien, Karin Nusko


 

Frieda Löfstrand

 

Die Krankenschwester arbeitete im im Krankenhaus Moabit in Berlin. Sie galt als politisch links und wurde deshalb im April 1933 im Zuge "der Säuberung" des Krankenhauses entlassen. Ihre Arbeitspapiere wurden von der Personalverwaltung einbehalten, was einem Berufsverbot gleichkam.

 

Quelle: Dr. Christian Pross; "Nicht misshandeln", ISBN 3-88725-109-1


 

Elsa (Ela) Loeser, geb. Levy

 

Elsa (Ela) Loeser, geborene Levy wurde am 28.11.1877 in Schwaan bei Güstrow in Mecklenburg geboren. Sie war mit Simon Loeser verheiratet. Am 28.5.1943 wurde sie mit dem Transport I/95 von Berlin nach Theresienstadt deportiert. Der erste Hinweis auf sie war eine Suchanzeige in der Zeitschrift "Der Weg Zeitschrift für Fragen des Judentums", Jahrgang 1, Nummer 4, Berlin 22. März 1946. Ihre Tochter Edith Schild, geborene Loeser, suchte sie. In der Suchanzeige gab sie an, dass ihre Mutter früher Pflegerin war. Vermutlich hatte sie irgendwann einen Apoplex erlitten, denn sie war gelähmt und hatte die Sprache verloren. Deshalb lebte sie zur Zeit der Deportation im Jüdischen Pflegeheim in Berlin, Elsässer Straße 54. Im September 1944 hatte sie sich per Post bei ihrer Familie gemeldet. Seitdem fehlte ein Lebenszeichen. Todesort und Todeszeitpunkt konnten nicht ermittelt werden. Ihre Enkeltochter füllte bei YAD VASHEM ein Erinnerungsblatt für sie aus.

 

Quellen: Zeitschrift "Der Weg Zeitschrift für Fragen des Judentums", Jahrgang 1, Nummer 4, Berlin 22. März 1946; YAD VASHEM


 

Dora Löwenstein, geb. Stern

 

Die jüdische Krankenschwester wurde am 7.4.1888 in Ostercappeln geboren. Im I. Weltkrieg arbeitete sie wie viele andere Krankenschwestern auch im Feldlazarett. 1919 oder 1920 heiratete sie Siegfried Löwenstein und gab ihren Beruf auf, um ihren Mann zu helfen, der in Syke eine Schlachterei betrieb. 1922 wurde ihre Tochter Grete geboren. Die Familie wohnte in Syke, Herrlichkeit 13. Im Frühjahr 1936 mussten sie das Geschäft aufgeben und verzogen nach Bremen. Dort waren sie zuletzt wohnhaft in der Auricher Str. 5. Dora Löwenstein und ihr Mann kamen in Minsk ums Leben.

 

Quelle: Jüdische Regionalgeschichte im Landkreis Diepholz: Geflüchtet, vertrieben, deportiert und ermordet - Jüdische Schicksale in der NS-Zeit


 

Else Löwenstern

 

Else Löwenstern wurde am am 23.1.1899 in Herford geboren. Die Tochter des jüdischen Schlachters Rolf Löwenstern, der in Herford in der Bügelstraße 5 lebte und in das Warschauer Ghetto deportiert wurde, hatte den Beruf der Krankenschwester erlernt. Sie war die einzige Überlebende der Familie Löwenstern, weil sie rechtzeitig in die USA emigrieren konnte.


 

Sofia Löwenthal, geb. Meyerfeld

 

Die Krankenschwester Sofia Löwenthal, geb. Meyerfeld wurde am 8.1.1880 in Spangenberg in Hessen geboren. Sie wurde am 1.6.1942 von Halle mit ihrer älteren Schwester Rosalie Meyerfeld, ebenfalls eine Krankenschwester, in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Die gelernte Krankenschwester wurde am Ankunftstag, den 3.6.1942, in Sobibor ermordet.

 

Quelle: Gedenkbuch Halle


 

Lise Loewenthal-Montecorboli, geb. Loewenthal

 

Lise Loewenthal-Montecorboli, geborene Loewenthal, wurde am 17.6.1922 in Bielefeld geboren. Ihre Eltern waren der Architekt Paul Loewenthal und Selma Loewenthal, geborene Schoenfeld. Lise hatte noch eine ältere Schwester, Anna, und eine jüngere Schwester, Käthe. Eigentlich wollte sie Kinderärztin oder Geigenspielerin werden. 1935 zerplatzten ihre Zukunftsträume rabiat. Als Jüdin musste sie die Sarepta-Schule, ein evangelisches Mädchengymnasium in Bethel, verlassen.

 

Durch die Repressalien verschlechterten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie spürbar, die Töchter litten unter der Ausgrenzung, Verfolgung, Diskriminierung.

 

Lise absolvierte einen Haushaltskurs an der Bielefelder Luisen-Schule, arbeitete dann als Haustochter bei einer jüdischen Familie und begann eine Schneiderinnenlehre. Im Dezember 1938 schafften es die Eltern, Lise und Käthe mit einem Kindertransport nach England zu schicken. 1939 gelangte auch Anna nach England. Für die Jugendlichen bedeutete es die Rettung, aber auch eine Härte, ohne die Eltern in einem fremden Land auf sich alleine gestellt zu sein. Die Mädchen erwartete zunächst das Sammellager. Nach einigen Monaten wanderte Lise Loewenthal nach Palästina aus. Dort kam sie zur Pflege, arbeitete sechs Jahre in einem Kibbuz in Palästina als Kindergärtnerin und Krankenpflegerin.

Die Hoffnung auf ein Wiedersehen, auf eine intakte Familie, erfüllte sich nicht. Ihre Eltern hatten sich nicht mehr in Sicherheit bringen können. Sie wurden 1941 nach Riga deportiert und ermordet.

 

1942 heiratete sie Enrico Montecorboli, einen Italiener jüdischer Abstammung. 1945 zog sie nach Kriegsende mit ihrem Ehemann nach Rom. Das Ehepaar bekam vier Töchter. Später engagierte sie sich für den christlich-jüdischen Dialog. Sie war Mitbegründerin und langjährige Leiterin der römischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Für ihr autobiographisches Jugendbuch "Shalom, Ruth, Shalom" erhielt sie mehrere literarische Preise und gehörte dem italienischen Schriftstellerverband an. Sie hatte den Jugendroman geschrieben, um ihren Kindern ein Zeugnis zu hinterlassen.

 

Später besuchte Lise einige Male ihre ehemalige Heimatstadt Bielefeld, berichtete auch vor Schulklassen über ihre Erfahrungen als Jüdin und den schweren Weg als jugendliche Emigrantin. Wie stark sie traumatisiert wurde, verdeutlicht eine Stelle in einem Brief, den sie 1982 schrieb: "Eines der Dinge, die ich heutzutage noch am schwersten trage, ist der Umstand, dass ich mich nie auf mein Gedächtnis verlassen kann. Zu viele Dinge habe ich gewaltsam verdrängt. Manchmal erscheinen sie wieder in Träumen - verzerrt oder nur stückweise - zu viel ist überhaupt nicht mehr da. Und ich habe fast gar keine Fotografien."

 

Lise Loewenthal-Montecorboli verstarb am 12.2.2003 in Rom.

 

Quelle: Shalom, Ruth, Shalom, ISBN: 3505082864


 

 

 

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