Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Wera (Vera) Mosbach, geb. Krüger

 

Die Krankenschwester Wera Gerda Mosbach, geborene Krüger wurde am 3.1.1912 in Stettin geboren. Ihre Eltern waren Otto Krüger und Marta, geborene Gabali. Sie war die Ehefrau des Dr. Erich Mosbach, geboren 26.2.1899 in Lüdenscheid. Das Ehepaar hatte eine Tochter namens Ewa (Eva) Clara, geboren am 19.9.1934 in Stettin. Am Abend des 12.2.1940 erschien die Gestapo bei der jüdischen Familie und verlas den Befehl, dass sie Deutschland innerhalb von 8 Stunden verlassen müssten. Am 13.2. mittags fuhr der Zug vom Güterbahnhof Stettin mit 1111 Menschen ab, Familie Mosbach waren die Nummern 716, 717 und 718 auf der Deportationsliste. Nach 3 Tagen Fahrt kam der Zug am 16.2.1940 in Lublin an.

 

Bei der Fahrt hatte es bereits die ersten Toten gegeben, besonders unter den zahlreichen alten Menschen. Beide jüdischen Altersheime in Stettin waren geräumt worden, die Bewohner in diesem Deportationszug. Es gab auch die ersten Verrückten durch den Schock und oder weil sie dehydriert waren, da die Deportierten unterwegs keinen Tropfen Flüssigkeit bekamen. In Lublin war es bitterkalt, etwa 35° Minus. Als Erstes wurden die Leute mit Geschrei und Schießerei aus dem Zug getrieben, dann ihnen die Handkoffer, die sie mitnehmen konnten, weggenommen und wieder mit Geschrei und Schießerei in die Ghettos mehrerer kleiner Orte gejagt.

 

Die Bedingungen in den Ghettos waren unmenschlich. Die Menschen lebten dort zusammengepfercht auf engstem Raum, es fehlte an allem, die hygienischen Bedingungen waren katastrophal. Immer wieder brach Typhus oder Fleckfieber aus.

 

Die Familie Mosbach hielt sich in dem Ghetto Bychawa auf. Weras Mann leitete dort ein Krankenhaus und sie als ehemalige Krankenschwester arbeitete dort mit. Im Verhältnis zu anderen Ghettobewohnern ging es ihnen relativ gut. Im März 1942 begannen die sogenannten "Aussiedlungen". Immer wieder wurden Menschen aus den Ghettos gesammelt und abtransportiert. Erich und Wera vermuteten, dass diese Transporte in den Vernichtungslagern endeten. Sie hatten bereits Kenntnis davon, dass es in diesen Vernichtungslagern Gaskammern gab und die Opfer in Öfen verbrannt wurden. Erich berichtete in einem Brief, den er am 1.1.1946 geschrieben hatte, dass immer wieder Menschen vor dem Abtransport aus dem Ghetto den Freitod wählten. Im Oktober 1942 erreichten die "Aussiedlungen" den Höhepunkt und Familie Mosbach vermutete richtig, dass ihr Ghetto jetzt dran sein müsste. Etwa hundert Menschen, darunter die Mosbachs, versteckten sich.

 

Nachts umstellte die SS das Ghetto und im Morgengrauen wurden die Menschen zusammengetrieben. Die Versteckten wurden nicht entdeckt. Als sie aus ihrem Versteck herauskommen konnten, lagen überall im Ghetto Leichen. Im jüdischen Krankenhaus waren sämtliche Patienten mit Kopfschuss im Bett ermordet worden.

 

Im Mai 1943 wurde das Ghetto aufgelöst. Alle Ghettobewohner, die als arbeitsunfähig eingestuft wurden, Frauen, Kinder, Alte, schwächere Männer wurden erschossen. Als der SS die Munition ausging, wurde mit Äxten weiter gemordet. Das Massaker spielte sich vor den Ghettobewohnern ab, die zur Arbeit selektiert worden waren. Wie durch ein Wunder kamen Wera, Ewa und Erich durch diese Selektion durch und als Familie zusammen. Sie durchliefen mehrere Lager. Alle drei arbeiteten immer im Revier.

 

In dem Brief vom 1.1.1946 schilderte Erich, dass die SS ins Revier kam, wenn sie der Meinung waren, dass jemand dort zu lange krank war, um denjenigen rauszuholen und zu erschießen. Im Oktober 1944 verschärfte sich dabb die Lage für Familie Mosbach: Sie wurden getrennt. Weras Ehemann wurde in das KZ Groß-Rosen geschickt, sie und ihre Tochter kamen nach Auschwitz. Das Glück blieb ihnen treu. Wera gelang es nach wenigen Tagen, sich und ihre Tochter in einen Transport ins KZ Ravensbrück zu bekommen.

 

Dort mussten sie 12 Stunden täglich in einer Fabrik von Siemens arbeiten, Wera immer in der Sorge, dass ihre zehnjährige Tochter das Arbeitspensum schaffte. Morgens um 5°° Uhr der Appell, bis Abends ohne Pause arbeiten, kaum Essen, ständig Hunger, eine Unterkunft, die diese Bezeichnung nicht verdiente, Kälte, Nässe. Wera wurde krank, hatte Fieber, arbeitete weiter. Sie konnte ihr Kind nicht alleine lassen. Dann wurde das Lager geräumt. Die SS trieb sie weiter. Die Russen waren schneller. Endlich waren sie befreit. Im internationalen Sammellager brach Wera zusammen. Sie hatte eine schwere Lungenentzündung und brauchte Wochen, um zu genesen. Im Juli 1945 kamen Wera und Ewa nach Stettin. Unglaubliche Freude, ihr Mann, der mehrere KZ´s überlebt hatte, und ihre Eltern warteten dort schon verzweifelt seit Wochen auf ein Lebenszeichen von ihnen. Sie hatten überlebt.

 

Familie Mosbach wollte nicht in Deutschland bleiben trotz der veränderten Lage. Erich beschrieb es in dem Brief vom 1.1.1946 sehr sarkastisch:

 

"...... und auf diesen Märschen erlebte ich das größte Wunder der Welt, denn es gab in Deutschland keine Nazis und hat es auch nie gegeben: Alle Menschen die ich sprach waren selbstverständlich immer Antifaschisten gewesen. ....."

 

Einige Monate später ging für die Familie ein großer Wunsch in Erfüllung: Am 20.5.1946 emigrierten sie in die USA. Der Neuanfang dürfte ihnen nicht leicht gefallen sein, zumal Wera ein weiterer schwerer Schicksalsschlag traf: Ihr Mann 
Dr. Erich Mosbach erlitt einen Schlaganfall und verstarb am 20.1.1947.

 

Quelle: Statistik des Holocaust; Blog Pommerscher Greif e.V.


 

Julie-Jeannette Mosberg

 

Die Krankenschwester Julie-Jeannette Mosberg wurde am 20.11.1879 in Berlin geboren. Am 15.9.1942 verließ sie das SS-Sammellager Mechelen in Belgien als staatenlos erklärt unter der Nummer 57 mit dem X. Transport. Es muss angenommen werden, dass sie direkt nach ihrer Ankunft im KZ Auschwitz ermordet wurde.

 

Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne.


 

Ilse Moser

 

Ilse Moser wurde 1921 in Wiesbaden geboren. Ihre Mutter hieß Ida, die am 15.12.1899 in Duisburg geboren wurde. Ihr Vater war Paul Moser, geboren am 17.7.1875 in Berlin. Eigentlich hatte er Paul Moses geheißen, änderte aber seinen Namen nach der Studienzeit, vermutlich aufgrund von Diskriminierungen. Er hatte an den Technischen Hochschulen München und Darmstadt studiert und war ein erfolgreicher und erfindungsreicher Diplom-Ingenieur für elektrische Anlagen. Ilse hatte noch eine jüngere Schwester namens Margarethe, geboren 1922 in Wiesbaden.

 

Die Verhältnisse unter den Nazis zwang die Eltern, wenigstens die Töchter in Sicherheit zu bringen. Margarethe konnte noch altersmäßig mit einem Kindertransport nach England entkommen. Es gelang auch noch, Ilse wenige Wochen später nach England zu schicken. Dafür musste sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester abbrechen. Später wanderte Ilse Moser in die USA aus. Ob sie ihre Ausbildung in England oder den USA fortsetzen konnte und weiterhin in der Pflege arbeitete, ist bisher ungeklärt.

 

Ihre Eltern sah sie nie wieder. Ihr Vater starb am 26.9.1942 in Theresienstadt, ihre Mutter wurde am 29.1.1943 in Auschwitz ermordet.


Quelle: Wiesbadener Tagblatt 7.9.2007 (Erinnerung an jüdische Familien)


 

Elsa Moses

 

Elsa Moses wurde am 30.6.1894 in Kirchen geboren. Sie arbeitete in dem Frankfurter Rothschildschen Altersheim, dass ihre Schwester Frieda Natalie Moses leitete. Elsa Moses kam nach Theresienstadt und verstarb dort 1942.

 

Quelle: YAD VASHEM


 

Frieda Natalie Moses

 

Frieda Natalie Moses wurde am 8.2.1892 in Kirchen geboren. Sie war Leiterin des Rothschildschen Altersheimes in Frankfurt am Main und wurde mit allen Insassen nach dem Osten verschleppt. Am 20.10.1941 kamen sie in das Ghetto Litzmannstadt. Frieda Natalie Moses starb am 5.5.1942.

 

Quelle: YAD VASHEM


 

Abraham Mossel

 

Abraham Mossel war Krankenpfleger. Er wurde am 28.2.1879 in Amsterdam in den Niederlanden geboren. Seine Ehefrau hieß Esther, geborene Eljon. In Belgien wurde er durch die Nazis als staatenlos erklärt. Er gehörte unter der Nummer 981 zu dem Transport VII, der am 1.9.1942 das SS-Sammellager Mechelen in Belgien verließ. Im KZ Auschwitz wurde Abraham Mossel ermordet. Sein Name ist in den Sterbebüchern Auschwitz verzeichnet.

 

Ich danke für die Recherche Frau Laurence Schram vom Jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) in der ehemaligen Mechelner Dossinkaserne. http://www.cicb.be/


 

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