Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Charles Augustus Parker

 

Charles Augustus wurde am 16.2.1916 in New York geboren. Seine Eltern waren Charles und Anna Parker. Er hatte einen Bruder, John Lane, und drei Schwestern, Henrietta, Adelle und Alice.

 

Nach seiner Grundschule schlug sich Charles Augustus mit verschiedenen Jobs durch, z.B. als Schauspieler im Zirkus und als Krankenpflegehelfer in einem New Yorker Kinderheim. Laut seinem Reisepass Nr. 577021 wohnte er am 16.8.1938 in New York, 292 Lexington Avenue und 1610 Dear Street, Brooklyn.

 

1938 trat er in die Kommunistischen Partei ein und schloss sich der Internationalen Brigade an.

 

Am 27.8.1938 traf er in Spanien ein. Nach einer Kurzausbildung arbeitete er für das Lincoln-Washington-Bataillon im Krankenhaus in der Stadt Reus im Süden Kataloniens während der Ebro-Offensive.

 

Mitte Dezember 1938 endete sein Engagement in der Pflege, als er mit den restlichen amerikanischen Interbrigadisten in die USA zurückkehren musste. Im II. Weltkrieg war er als Sergeant bei der Handelsmarine.

 

Quelle: Archiv der Abraham-Lincoln-Brigade


 

Emily Parker

 

Die Krankenschwester Emily Parker kam aus den USA. Sie engagierte sich während der amerikanischen Depression sozial in West Virginia und Kentucky. In den Internationalen Brigaden in Spanien kämpfte sie auf der Seite der spanischen Republik.

 

Quelle: Abraham Lincoln Brigade Archiv


 

Ellen Ruth Pawlowitz, geborene Likwornik

 

Ellen Ruth Likwornik war die Tochter von Dr. Pinkas Likwornik und Gisela Likwornik. Sie konnte 1938 von Wien nach England emigrieren. Ihrem Verlobten Prof. Kurt R. Pawlowitz gelang nicht die Flucht, sieben lange Jahre lebte sie in der Ungewissheit über sein Schicksal. Ihr Bruder Wolfgang Raphael entkam mit einem Kindertransport ebenfalls nach England. Die Eltern flohen aus Österreich ins Elsaß. Viele Verwandten überlebten den Holocaust nicht.

 

In England kam Ellen Ruth Likwornik wie viele Emigrantinnen eher wider Willen zur Pflege. Sie arbeitete unter anderem als Hilfskrankenschwester. 1946 kehrte sie nach Wien zurück und fand ihren Verlobten wieder. Sie heirateten und bekamen 1947 die Tochter Petra und 1951 den Sohn Gregor. Ellen Ruth Pawlowitz verstarb im Jahr 2000.


 

Anna Peczenik

 

Anna Peczenik, geborene Gadol, wurde am 9.2.1911 in Sofia geboren. Ihre Eltern hießen Arnold und Eugenie Gadol. 1931 heiratete sie den Schriftsteller Hermann Peczenik. 1933 kam ihre gemeinsame Tochter Hanna zur Welt. 1934 wurde Anna Peczenik wegen kommunistischer Betätigung zu sechs Wochen Haft verurteilt und die österreichische Aufenthaltsgenehmigung entzogen. Sie kehrte immer wieder nach Österreich illegal zurück und setzte ihre politische Arbeit fort.

 

1937 schloss sie sich als Krankenschwester den Internationalen Brigaden in Spanien an. Ihre Ehe mit Hermann Peczenik scheiterte.

 

Nach der Niederschlagung der Internationalen Brigaden kämpfte sie in der französischen Résistance. Ab 1943 übernahm sie als französische Fremdarbeiterin getarnt Kurierdienste für die Widerstandsbewegung in Österreich. 1944 wurde sie verhaftet und in das KZ Ravensbrück verschleppt.

 

Später kam sie in ein Nebenlager des KZ Buchenwald. Im März 1945 wurde Anna Peczenik ohne Prozeß in Buchenwald hingerichtet. Hermann Peczenik wurde am 24.10.1942 in Auschwitz ermordet, ihre Tochter überlebte und zog später nach Palästina.

 

Quelle: DÖW


 

Henderkien (Henny) Peeks

 

Henderkien Peeks wurde nur Henny genannt. Sie wurde am 1.4.1906 in Gieten geboren. Ihre Mutter, Albertien Peeks, war alleinerziehend, ein Vater war nicht bekannt. Als Henny drei Jahre alt war, starb ihre Mutter. Henny erlernte den Beruf als Krankenschwester.

 

Zusammen mit Trijn Hulleman, Hinke Kerner, Hartog Kan, Janny Scheele und Doktor Gerrit Kastein flog sie im Oktober 1936 mit einem Ambulanzflugzeug nach Spanien, um für die Internationalen Brigaden zu arbeiten. Sie arbeitete in verschiedenen Krankenhäusern, unter anderem im Krankenhaus in Murcia. In einem Brief aus der Anfangszeit schilderte sie ihre Probleme, besonders die Sprachprobleme und den Mangel an eigentlich allem. Im gleichen Brief beklagte sie auch, dass geraucht wurde und Wein getrunken. Das passte nicht in ihr Bild, in dem Disziplin zu herrschen hatte. Die spanischen Patienten waren über diese niederländische Krankenschwester wegen ihrer "strikten" Einstellung weniger begeistert.

 

Später arbeitete Henny als Haushaltsvorstand im holländischen Krankenhaus in Villaneuva de la Jara. Unter ihrer strengen Aufsicht gab es viele Verbesserungen, aber ihre strengen Methoden wurden nicht von allen geschätzt. Als sie zwei spanische Freunde, die gut zusammenarbeiteten, räumlich trennte, weil sie ihrer Meinung nach zuviel schnatterten, und ihnen weniger starke Arbeiter zuwies, kam es zum Aufstand. Der Chefarzt musste den Streit beilegen und da es etliche Beschwerden zu ihrem rigiden Verhalten gab, verlegte man sie in ein anderes Krankenhaus.

 

Als die Internationale Brigade im September 1938 aufgelöst wurde, versuchte auch Henny nach Hause zu kommen. Zu dieser Zeit war sie in Denia, Alicante. Francos Armee hatte bereits einen Korridor zum Mittelmeer geschlagen und Katalonien vom Rest Spaniens abgeschnitten. Dadurch war der direkte Weg aus Spanien versperrt und ihre Rückkehr massiv erschwert. Laut dem Zaans Volksblad kehrte sie erst im Februar 1939 in die Niederlande zurück mit dem großen Flüchtlingsstrom aus Barcelona. Wie sie es überhaupt nach Barcelona geschafft hatte, blieb ein Geheimnis. Sie erreichte das südfranzösische Dorf Le Boulou und konnte dort einen Zug nehmen, der sie nach St. Zacharie nahe Marseille brachte. Mit Hilfe des niederländischen Außenministeriums und dem Komitee "Hilfe für Spanien" gelang ihr endlich die Rückkehr.

 

Im II. Weltkrieg setzte Henny ihren Kampf gegen den Faschismus fort und schloss sich dem Widerstand an. Unter anderem half sie aktiv, Verstecke für jüdische Mitbürger zu finden und versteckte auch Untergetauchte in ihrer eigenen Wohnung. Am 13.10.1943 überfiel der Sicherheitsdienst ihr Haus in der Eendrachtstraat in Amsterdam. Sie wurde verhaftet, weil sie Juden geholfen hatte. Nach dem Gefängnis am Amstelveenseweg wurde sie am 26.11.1943 dem Lager Vught überstellt. Dieses Lager wurde am 6.9.1944 geräumt und man verschleppte sie in das KZ Ravensbrück.

 

Henny überlebte das Lager und kehrte im Juli 1945 in die Niederlande zurück.

 

Nach dem Krieg lebte die Krankenschwester Tonny Kraay mit ihrer Tochter Johanna vorübergehend bei Henny. Die Beiden kannten sich aus Spanien. Für die Tochter war es eine harte Zeit, weil Henny auch ihr gegenüber die berüchtigte Strenge zeigte. So musste Jos zur Abhärtung als Kleinkind barfuß im Schnee laufen. Henny favorisierte eben eine spartanische Erziehung.

 

Henderkien Peeks starb am 17.7.1975 in Amsterdam. Für ihren Einsatz für die jüdischen Mitbürger im II. Weltkrieg wurde sie iam 28.5.1974 von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.


Quellen: Internationaal Instituut voor Geschiedenis: sociale Nederlandse vrijwilligers in de Spaanse Burgeroorlog;  http://www.yadvashem.org/yv/en/righteous/statistics/netherlands.pdf


 

Georgia Peet, geb. Taneva

 

Georgia Taneva wurde am 1.8.1923 in Malko Trnovo in Bulgarien geboren. Die politischen Verhältnisse in Bulgarien waren zu diesem Zeitpunkt sehr gespannt. Nachdem die bulgarische Regierung unter Aleksandar Cankov am 12.9.1923 etwa 2500 Kommunisten verhaftete, brach am 23.9.1923 in Bulgarien ein Aufstand gegen die Regierung aus, der in wenigen Tagen blutig niedergeschlagen wurde. Mehr als 20000 Aufständische verloren dabei ihr Leben und "Säuberungsaktionen" setzten ein. Georgias Vater hatte sich am Septemberaufstand beteiligt, sodass er mit seiner Familie kurz nach der Geburt der Tochter aus Bulgarien floh.

 

Nach einer abenteuerlichen Flucht durch halb Europa kam 1929 die Mutter mit Tochter und Sohn nach Polen. In Warschau fanden sie Unterschlupf im jüdischen Viertel, eine jüdische Schule nahm das nichtjüdische Mädchen, dass keinen Paß besaß, auf. Ihr Bruder Kyrill ging nach Spanien, um auf Seiten der Internationalen Brigaden gegen die Faschisten zu kämpfen. Er starb im Kampf bei Guadalajara. Bei dem Überfall auf Polen 1939 verlor die damals Sechzehnjährige ihre Mutter durch einen Bombenangriff.

 

Ausgerechnet die Witwe eines zaristischen Offiziers, der vor den Bolschewisten geflüchtet war, nahm sich nun der verwaisten Tochter eines bulgarischen Revolutionärs an. Doch im Januar 1941 wurde Georgia, wie viele Tausende andere Frauen und Mädchen auch, auf offener Straße bei einer Razzia in Warschau ergriffen und nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt.

 

Georgia Tavena gab sich nun als Nadja Smirnowa aus. Sie befürchtete, mit ihrem Geburtsnamen Taneva Schwierigkeiten zu bekommen. Die Gestapo war stets gut informiert, auch über das Ausland. Angesichts der Aktivitäten ihres Vaters und Bruders war die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Name bei der Gestapo registriert war. In München musste sie Zwangsarbeit in einer Reifenfabrik leisten. Dort schloss sie sich einer Widerstandsgruppe an. Zwei Monate später wurde sie verhaftet, konnte aber fliehen.

 

Über Wien flüchtete sie nach Sofia. Da sie als Kleinkind Bulgarien verlassen hatte, kannte sie niemanden mehr in ihrem Heimatland und wusste von daher auch nicht, wo sie unterschlüpfen könnte. Daher versuchte sie, bei der sowjetischen Botschaft Asyl zu erhalten. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt. Am nächsten Tag fiel sie der bulgarischen Polizei in die Hände, die die Jugendliche an die Gestapo auslieferte.

 

Tagelang wurde sie von der Gestapo verhört, die nicht glauben mochte, dass ihr die Flucht alleine aus München nach Sofia gelungen war. Es gelang der Gestapo nicht, ihre wahre Identität aufzudecken. Georgia hielt den Verhören stand. Im Mai 1941 schickte man sie nach München zurück. Aber die Metzler Werke wollten die ausgebüchste Zwangsarbeiterin nicht mehr haben. Daraufhin wies man sie in das KZ Auschwitz ein. Von dort kam sie in das KZ Ravensbrück.

 

Von 1942 bis 1944 arbeitete sie als Nadja überwiegend im Krankenrevier. Sie galt als gewitzt und konnte immer wieder Kameradinnen helfen, indem sie Medikamente für sie stahl oder ärztliche Atteste fälschte. 1945 erkrankte sie jedoch selber an Typhus. Gesundheitlich noch nicht ganz wieder hergestellt, wurde sie im April 1945 auf den Todesmarsch getrieben und konnte sich in einen Wald bei Wesenburg flüchten. Nach ihrer Befreiung durch die Rote Armee kehrte sie in das KZ freiwillig zurück und pflegte die dort verbliebenen Häftlinge, die marschunfähig nicht am Todesmarsch teilgenommen hatten.

 

Nach dem Krieg endete ihre Tätigkeit in der Pflege. Sie arbeitete zunächst in Neustrelitz als russische Dolmetscherin für die sowjetische Kommandantur, später als Übersetzerin bei einer Berliner Zeitung, danach als Theaterreferentin. 1945 trat sie in die KPD ein, aber 1951 wurde sie als Staatenlose aus der SED ausgeschlossen. Ein Jahr später heiratete sie den britischen Journalisten John Peet und erwarb dadurch 1957 die britische Staatsangehörigkeit. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. In den Berichten von Überlebenden aus dem KZ Ravensbrück wurde sie häufig irrtümlich als jugoslawische Krankenpflegerin Nadja aus dem Revier erwähnt.

 

Jahrzehnte betreute Georgia in- und ausländische Frauengruppen und informierte über ihre Erlebnisse. Dabei vergaß sie selten, darauf hinzuweisen, warum in die Haushalte ehemaliger Häftlingsfrauen aus dem KZ Ravensbrück niemals Geräte von der Firma Siemens gelangen.

 

Georgia Peet verstarb am 1.7.2012.

 

Quellen: Ravensbrückerinnen, Hrsg.: Sigrid Jacobeit in Zusammenarbeit mit Elisabeth Brümann-Güdter, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Edition Hentrich, 1995


 

Maria Peron

 

Maria Peron wurde am 28. März 1915 im Dorf Sant’Eufemia in der Provinz Padua/Italien geboren.

 

Ihre Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte sie in Ravenna. Nach der Ausbildung arbeitete sie im Ospedale Maggiore von Mailand. Nach der Besetzung Norditaliens schloss sie sich im September 1943 dem Widerstand gegen die Deutschen an. Der Widerstand half auch Juden und politisch Verfolgten bei der Flucht. Oft brachte sie Flüchtlinge als Patienten getarnt vorübergehend in ihrem Spital unter. Als das Widerstandsnetz im April 1944 enttarnt wurde, wurde Maria selber zum Flüchtling. Sie kämpfte sich nach Val d’Ossola durch und kämpfte in Val Grande in Norditalien ab dem 1.5.1944 im Widerstand als "Krankenschwester der Partisanen" bei der Partisaneneinheit Valdossola. Nebenbei versorgte sie auch die Älpler und Einwohner von Cicogna.

 

Mit den primitivsten Mitteln versuchte sie nicht nur Kranke und Verletzte zu pflegen, sondern musste oft sogar selber chirurgische Eingriffe wie Amputationen vornehmen. Maria Peron starb am 9. November 1976 in San Bernardino Verbano in Novara.

 

Quelle: Fembia


 

Ruth Pestachowsky

 

 

 

 

 

 


 

Paula Pfeifer

 

Paula Pfeifer (2.v.r.) wurde am 23.6.1922 in Frankenthal geboren. Ihre Eltern waren der Pferdehändler Berthold Pfeifer und Toni, geborene Dellheim. Sie hatte einen älteren Bruder namens Robert David, geboren am 14.3.1920  auch in Frankenthal. 1938 zog die Familie nach Mannheim. Zuletzt arbeitete sie am Jüdischen Krankenhaus in Mannheim. Über ihre Deportation berichtete sie in einem Brief: "Sie kamen früh am Morgen und befahlen allen Angestellten und Patienten des Krankenhauses, in einer Stunde fertig zu sein. Sie brachten uns dann zum Mannheimer Bahnhof und steckten uns in einen Zug. Wir wußten nicht, was sie mit uns vorhatten. Wir fuhren den ganzen Tag und die ganze Nacht und nachdem wir in Frankreich angekommen waren, verluden sie uns auf Lastwagen und brachten uns ins Camp de Gurs. Leere Baracken mit Strohballen erwarteten uns.....“.

 

Nicht nur das, denn das Lager zählte teilweise über 12000 Internierte, bekam aber nur für 8.000 bis 9.000 Personen Verpflegungsrationen. Die Internierten teilten sich fensterlose überbelegte Holzbaracken und litten unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, ungenügende sanitäre Einrichtungen, Kälte, erbarmungslose Hitze, Nässe, fehlende Medikamente und mangelhafte ärztliche Versorgung. Dazu kam ein Boden, der sich im Regen zum tiefen Morast verwandelte und ein Laufen massiv erschwerte. Besonders viele alte Menschen überlebten diese Bedingungen nicht.

 

Paula Pfeifer arbeitete in Gurs wie die anderen Krankenschwestern aus dem Jüdischen Krankenhaus Mannheim weiter in der Pflege. Ihrem Bruder Robert David war es am 1.5.1940 gelungen, in die USA nach New York zu emigrieren und die Emigration für seine Familie zu organisieren. So konnte Paula Pfeifer am 21.3.1941 ihre Entlassung beantragen, um in die USA zu emigrieren. In Marseille erhielt sie das lebensrettende Visum und die HICEM, eine jüdische Auswanderungshilfsorganisation, konnte für sie und 55 Kinder eine Schiffspassage im Juni 1942 von Lissabon nach New York realisieren. Ihre Eltern, die ebenfalls in Gurs waren, warteten zu dieser Zeit im Auswanderungslager Les Milles vergeblich auf das Visum. Ihre Mutter wurde am 10.8.1942, ihr Vater zehn Tage später nach Auschwitz deportiert und ermordet.

 

Ich danke für die Recherche dem Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal


Eigene Webseite von Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!