Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


"Centraal Israëlitisch Krankzinnigengesticht Het Apeldoornse Bos" ("Het Apeldoornsche Bosch")

 

 

Der Apeldoornsche Bosch war eine jüdische psychiatrische Einrichtung östlich von Amsterdam, die von 1909 bis 1943 in Apeldoorn bestand und dann von der Deutschen Wehrmacht geräumt wurde.

 

Die jüdische Gemeinschaft der Stadt Apeldoorn war vermögend und sehr aktiv. Im Oktober 1941, als die Deportationen durch die deutsche Besatzung begannen, waren in der Stadt Apeldoorn 1549 Jüdinnen und Juden registriert.

Nahe des Apeldoornsche Bosch befand sich das Paedogium Achisomog (bedeutet: meinem Bruder zur Unterstützung), das zunächst 7 und später 74 jüdische Kinder mit Erziehungsproblemen und "schwachsinnige" Kinder auffing. Achisomog wurde von einer Krankenschwester geleitet, die "Tante" genannte wurde. 1938 kam Prinzessin Juliana der Niederlande zu Besuch.

 

Sowohl der Apeldoornsche Bosch als auch das Achisomog entstanden aus dem Zentralen Israelitischen Schwachsinnigengesticht, das 1909 eröffnet wurde. Ab 1925 wurden die Kinder in vier Villen untergebracht.

 

Der Apeldoornsche Bosch behandelte PatientInnen nach den Normen und Einsichten der Zeit. So wurde 1926 eine Art Arbeitstherapie eingeführt. Es gab - wie damals üblich - eine erste, zweite und dritte "Patientenklasse". Sanatorium Ruheort war eine offene Abteilung. Der Entspannungsverein “Tot Ons Vermaak” ermöglichte mit 100.000 gesparten Gulden die Errichtung eines Entspannungsgebäudes. Für das Personal wurden die Boschblätter herausgegeben.

 

Die Einrichtung wuchs schnell. Im Jahr 1909 waren 53 Pflegende für 235 PatientInnen zuständig, 1921 arbeiteten im Apeldoornsche Bosch bereits 144 PflegerInnen, die 542 PatientInnen versorgten. Ab 1939 strömten deutsche Flüchtlinge nach Apeldoorn. Eigentlich lag die maximale Aufnahmekapazität bei 762 Menschen, doch wurde diese Zahl immer weiter überschritten.

 

Bis 1943 stieg die Zahl der PatientInnen auf 1181, weil jüdische PatientInnen nicht mehr in nicht-jüdischen Einrichtungen aufgenommen werden durften und man ausserdem hoffte, dass sie hier vor Deportation sicher waren. 1942 herrschte Personalsmangel, da die deutschen Besatzer das nicht-jüdische Personal entließen. Schnell meldeten sich viele jüdische MiarbeiterInnen, bis die MitarbeiterInnenzahl im Jahr 1943 auf 330 anwuchs.

 

Anfangs schien es, als ob die Nazis den Apeldoornsche Bosch in Ruhe lassen würden. In Apeldoorn sprach man sogar von einem "Judenhimmel". Am 20.1.1943 erschien der Ordnungsdienst. Die verbliebenen Jüdinnen und Juden aus der Stadt wurden in die Einrichtung gebracht. Am Bahnhof von Apeldoorn wurden währenddessen 40 Waggons eines Güterzuges bereit gestellt. Die Hälfte des Personals von Apeldoornsche Bosch flüchtete in der Nacht und tauchte unter. In der Nacht vom 21. auf den 22.1.1943 wurden alle PatientInnen, manche unbekleidet oder in Zwangsjacken, durch die Waffen-SS unter Begleitung von Ferdinand aus der Fünten zur Zentralstelle gebracht, wo die Lastwagen standen.

 

Der Zug fuhr am Morgen um 7 Uhr und brachte fast 1200 PatientInnen zusammen mit 50 PflegerInnen direkt nach Ausschwitz, wo die PatientInnen bei der Ankunft sofort vergast oder erschossen wurden. Die begleitenden PflegerInnen gingen ins Lager. Von keinem wurde je wieder gehört. Das restliche Personal wurde zusammen mit mehr als 100 jüdischen BewohnerInnen von Apeldoorn in einem normalen Zug ins Lager Westerbork im Nordosten der Niederlande gebracht und von dort aus deportiert. Einige von ihnen konnten ebenso wie jene, die untergetaucht waren, nach dem Krieg davon erzählen.

 

150 Menschen sind nach dem Krieg nach Apeldoorn zurückgekehrt. Weil die Synagoge abgebrannt war, wurden die kirchlichen Dienste zu Hause abgehalten. Achisomog hat seine Aktivitäten 1946 wieder aufgenomen. 1947 wurde im Apeldoornsche Bosch ein Kinderdorf errichtet. Die Kinder gingen 1948 nach Palästina. Da für eine jüdische psychiatrische Einrichtung das Apeldoornsche Bosch zu groß war, wurde das Terrain verkauft.

 

Quellen: (Mit freundlicher Unterstützung von Dagmar Kittelmann, Übersetzungsbüro NedDuits)    Wikipedia NL; Jüdisches historisches Museum Niederlande

 

 

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