Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Dyna Jablonski-Rosensztein

 

Dyna Rozensztein wurde am 20.5.1920 in Lazki, Polen, geboren. Die Krankenschwester war mit Szmul Jablonski verheiratet. 1932 immigrierte sie aus Polen nach Belgien. Dort wohnte sie in Gilly, Chaussée de Fleurus 59, ab dem 5.3.1941 in Charleroi, Rue de Lodelinsart 59.

 

Die Nazis erklärten sie als staatenlos. Am 3.4.1943 wurde sie im SS-Sammellager Mechelen interniert. Ihr Name war auf der Deportationsliste des XX. Deportationszuges unter der Nummer 1373 in das Konzentrationslager Auschwitz. Das war der Zug, den drei junge Männer, Youra Livchitz, Jean Franklemon und Robert Maistriau, mit ungeheuerem Mut und Dreistigkeit stoppten, um Deportierten die Flucht zu ermöglichen. Dyna gelang die Flucht.

Die Nazihäscher konnten sie allerdings später wieder festnehmen und sie brachten die Krankenschwester zurück in das SS-Sammellager Mechelen. Ihr musste wieder die Flucht geglückt sein, denn sie wurde ein drittes Mal im SS-Sammellager Mechelen am 30.7.1943 registriert. Sie sollte mit dem Transport XXI unter der Nummer 24 am 31.7.1943 erneut deportiert werden. Ihr Name erschien dann auf einer besonderen Liste für Ausgebrochene. Am 20.9.1943 wurde sie schließlich mit dem Transport XXIIA unter der Nummer 48 in das KZ Auschwitz deportiert. Es muss befürchtet werden, dass dieser Transport bei der Ankunft im KZ Auschwitz sofort ermordet wurde. Es gab nie wieder ein Lebenszeichen von Dyna Jablonski-Rozensztein, die so tapfer versucht hatte, sich der Deportation zu entziehen. Ein Sterbedatum ist nicht bekannt.

 

Quellen: Marion Schreiber: Stille Rebellen. Der Überfall auf den 20. Deportationszug nach Auschwitz, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2002; Jüdisches Deportations- und Widerstandsmuseum (JDWM) Für diese Recherche gilt Frau Laurence Schram besonderer Dank.


 

Lore Jacobs (Jacobowitz), geb. Gotthelf

 

Lore Gotthelf wurde am 17.4.1924 in Frankfurt am Main geboren. Ihre Eltern waren Gertrud und Sigmund Gotthelf.Sie hatte noch eine Halbschwester Friedel, geboren 1910. Ihre Schwester stammte aus der ersten Ehe der Mutter mit Hugo Münster, der als Soldat im Ersten Weltkrieg für Deutschland fiel. 1922 hatte ihre Mutter Lores Vater geheiratet.Der Vater betrieb ein Hutgeschäft.

 

Lore besuchte von 1931-1935 in Holzhausen die Schule. Als sie als Jüdin die Schule verlassen musste, wechselte sie zum Philanthropin in Frankfurt am Main. In der Pogromnacht wurde ihr Vater verhaftet und ins KZ Dachau verschleppt. Nach drei Wochen kam er in einem fürchterlichen Zustand wieder nach Hause. Kurz darauf wurde dem Vater das Unternehmen weggenommen und die Familie war gezwungen, von den Ersparnissen zu leben, die aber auch bald beschlagnahmt wurden. Verzweifelt versuchte die Familie, in die USA zu emigrieren. Schließlich meldeten sie Lore für einen Kindertransport nach England an. Am 7.7.1939 konnte sie Deutschland verlassen.

 

Quäker aus Northampton, Mr. and Mrs. Barnes, nahmen sich ihrer an. Sie konnte bei ihrer Pflegefamilie nur etwa 6 Monate in Kettering bleiben, da sie nach Kriegsausbruch ins Landesinnere musste. So kam sie in ein kleines Dorf zu einer anderen Familie. Mit 16 Jahren zog sie nach Birmingham. Dort absolvierte sie eine Ausbildung zur Kinderpflegerin. Sie lernte ihren späteren Ehemann Erwin Jacobowitz kennen. Später änderten sie ihren Namen in Jacobs. 1953 wanderten sie nach Kanada aus. Ihrer Schwester war die Flucht in die Vereinigten Staaten gelungen. Den Eltern gelang nicht die Emigration. Sie waren am 19.10.1941 nach Lodz deportiert und dort umgebracht worden.

 

Quelle: United States Holocaust Memorial Museum


 

Hildegard Jadamowitz

 

Die am 12.2.1916 in Neukölln geborene Berlinerin wuchs mit ihrer älteren Schwester nach der Trennung ihrer Eltern bei der jüdischen Großmutter auf. Die Mutter starb früh und der Vater kümmerte sich kaum um die Mädchen. Die Großmutter schickte das begabte Kind auf die weltliche Rütli-Schule, wo sie als ausgezeichnete Schülerin mehrere Klassenstufen übersprang. Die Rütli-Schule war eine bekannte Reformschule, die die Schüler zur Eigenverantwortung und zu einem demokratischen Verständnis erziehen wollte.

 

Kommunistische Arbeiter ebenso wie linke Intellektuelle schickten ihre Kinder aus Überzeugung auf die Schule. An dieser Schule gab es gemischte Klassen, die Jungen und Mädchen wurden gleichberechtigt behandelt. Beispielsweise mussten die Jungen ebenfalls an Handarbeitskursen teilnehmen. Projektarbeit und Arbeitsgemeinschaften bestimmten den Unterricht, die Lehrer wurden geduzt. Herkunft oder Religion spielten keine Rolle. An dieser Schule erfuhr Hildegard Jadamowitz keine Diskriminierung als sogenannte Halbjüdin.

 

Die Schüler der Rütli-Schule waren politisch interessiert. Freundes- und Bekanntenkreise bauten sich auf, Kontakte zu sozialdemokratischen und kommunistischen Kinder- und Jugendorganisationen und zur Internationalen Arbeiterhilfe wurden geknüpft, man traf sich im Fichte-Sportverein, sang und musizierte miteinander, zeltete an den Wochenenden am Rande Berlins, las gemeinsam Marx und Lenin. Hildegard Jadamowitz trat 1931 in den Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD) ein. Ab 1933 gehörte sie der illegalen KPD-Betriebszelle in der Fa. Lorenz AG in Berlin-Tempelhof an. Hildegard lernte ihren späteren Verlobten Werner Steinbrink kennen, einen der Verbindungsmänner zur KPD.

 

Die unbeschwerte Zeit endete für Hildegard mit dem 17. Lebensjahr durch den Tod ihrer Großmutter. Nun musste sie für sich alleine sorgen. Als ungelernte Arbeiterin versuchte sie sich zunächst über Wasser zu halten und absolvierte gleichzeitig in Abendkursen eine Ausbildung zur Sprechstundenhilfe. Ihr Freundes- und Bekanntenkreis reduzierte sich nach Hitlers Machtergreifung. Die kommunistischen Freunde gaben den Juden und Halbjuden zu verstehen, dass sie eine zusätzliche Gefährdung bedeuten. Hildegard Jadamowitz schloss sich mit ihrem Freundeskreis der Gruppe um Herbert Baum an. In geheimen Zirkeln wurde über Ursachen und Überwindung des Faschimus diskutiert, Flugschriften hergestellt und verteilt. Mit ihrer Freundin Beatrice verfasste Hildegard unter anderem eine Flugschrift "An die deutsche Ärzteschaft".

 

Im Frühjahr 1936 wurde sie das erste Mal verhaftet, saß wegen Verdachtes zum Hochverrat neun Monate im Untersuchungsgefängnis, musste aber mangels Beweisen freigesprochen werden. Nach der Haft arbeitete sie zunächst als Sprechstundenhilfe bei einem Neuköllner Arzt, dann als Hilfskraft in einer Tegeler Röntgenpraxis. Autodidaktisch bereitete sie sich auf das Examen als Röntgenassistentin vor. Und gleichzeitig setzte sie die illegale Widerstandstätigkeit fort. Beschaffte für Verfolgte Wohnungen, Lebensmittel, Kleidung, Geld, leistete Fluchthilfe für jüdische Zwangsarbeiter bei Siemens und sabotierte von 1941 bis Sommer 1942 Bahngleise, sodass für mehrere Tage keine "Judentransporte" in die Vernichtungslager erfolgen konnten. Der Brandanschlag auf die Hetzausstellung "Das Sowjet-Paradies" (siehe Marianne Joachim) wurde auch für sie zum Verhängnis.

 

Hildegard Jadamowitz wurde mit mehr als 20 jungen Frauen und Männer am 22. Mai 1942 verhaftet. Sie alle wurden vom "Volksgerichtshof" fast ausnahmslos zum Tode verurteilt. Die letzten Worte des Todesurteils lauteten: "Die an sich ehrlose Handlungsweise der Angeklagten konnte die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte nicht zur Folge haben, da sie als Juden diese nicht besitzen."


Am Abend des 17. August 1942 wurden Hilde Jadamowitz und die anderen verhafteten Frauen vom Frauengefängnis in der Barnimstraße nach Plötzensee gebracht. Um 5.03 Uhr starb Werner Steinbrink unter dem Fallbeil, zwölf Minuten später Hilde Jadamowitz.

 

Quellen: Frauen im Deutschen Widerstand 1933-1945, ISBN 3876820243; Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe, ISBN 3-351-02581-5


 

Lilli Jahn, geb. Schlüchterer

 

Lilli Schlüchterer, Tochter einer wohlhabenden jüdischen Familie in Köln, studierte Medizin. Sie heiratete den protestantischen Arzt Ernst Jahn trotz vieler Einwände ihrer Familie. Das Ehepaar zog nach Immenhausen und eröffnete eine gemeinsame Arztpraxis. Obwohl Lilli fünf Kinder bekam, arbeitete sie weiter und erwarb sich als Ärztin einen sehr guten Ruf. Die Bedenken der Familie von Lilly gegen diese Heirat erwiesen sich als richtig. Als der Terror und die Isolierung der jüdischen Mitbürger in der Kleinstadt immer weiter zunahm, wurde ihr Ehemann zunehmend reservierter. Über Verwandte in England hätte die Familie noch rechtzeitig auswandern können, doch Ernst weigerte sich, weil seine Praxis in Immenhausen trotz der Schwierigkeiten durch die Nazis gut lief.

 

Für einen Neuanfang in England war er zu bequem. Lilli mochte nicht ohne ihre Kinder Deutschland verlassen und blieb deshalb auch. Sie wurde zunehmend isoliert, da viele ihrer Freunde und Familienangehörigen eine Auswanderungsmöglichkeit nutzten, ab 1933 durfte sie als Ärztin nicht mehr arbeiten und war immer stärkeren Repressalien ausgesetzt. Ihr Mann flüchtete sich in eine Liebschaft. Mit dieser Frau konnte er sich wieder in der Öffentlichkeit „sehen“ lassen, ohne Diskriminierungen fürchten zu müssen.

 

Obwohl sie keinen gelben Stern durch die Ehe mit einem „Arier“ tragen musste, vergrub sie sich immer weiter in ihr Haus, denn in dem kleinen Ort wussten die Leute auch ohne Stern, dass sie Jüdin war. Die Geliebte ihres Mannes bekam in ihrem Hause ein Kind von ihm. Bei der Geburt assistierte Lilli. Die Ärztekammer nahm aber keinen Anstoß an diesem eigentlich ungeheueren Vorgang, sondern machte der Geliebten, ebenfalls Ärztin, Vorwürfe, weil sie die Geburtshilfe einer Jüdin annahm.

 

„Mischehen“ wurden nicht zur Scheidung gezwungen. Nachweisbar trennten sich viele zerrüttete Ehen damals nicht, um den jüdischen Partner nicht den einzigen Schutz zu rauben. Die aus der Ehe hervorgegangenen Kinder bis achtzehn Jahren schützten die jüdischen Mütter zunächst vor der Deportation. Auf diesen Umstand vertraute der Ehemann, obwohl man ihn eindringlich vor dem Schritt der Scheidung warnte, reichte er diese 1942 ein. Ersteinmal lebte das geschiedene Paar mit den Kindern in Immenhausen weiter. Ernst verbrachte seine Freizeit allerdings in Kassel bei seiner neuen Familie, da er die Geliebte sofort nach der Scheidung heiratete. 1943 wurde er zur Wehrmacht nach Kassel in ein Lazarett eingezogen, Lilli und ihre Kinder mussten ebenfalls in die Stadt ziehen. Am 30.8.1943 wurde Lilli von der Gestapo verhaftet. Normalerweise hätte sie nach vier Wochen laut den Nazigesetzen wieder entlassen werden müssen. Durch den Kriegsverlauf reagierten aber bereits die Nazis wie angeschossene Raubtiere und versuchten, soviele Menschen wie möglich mit ins Verderben zu reißen.

 

Der älteste Sohn war sechzehn Jahre alt und Luftwaffenhelfer bei der Wehrmacht, sodass er nur am Wochenende nach Hause kam. Die Töchter waren vierzehn, dreizehn, zehn und zwei Jahre alt. Bei Nichtversorgung der Kinder drohte auch ihnen eine Lagereinweisung. Der leibliche Vater und seine neue Frau kümmerte es nicht. Vermutlich schützte der Schwager einer Kasseler Bekannten, der bei der Gestapo arbeitete, die Kinder vor einer Internierung. Die älteste Tocher versorgte nun mit Hilfe von Freundinnen und Verwandten Schwestern und Haushalt. Für die kleinste Schwester wurde sie die Eratzmutter. Lilli kam in das „Arbeitserziehungslager“ Breitenau. Sie litt nicht nur unter dem Lagerterror, Hunger und Kälte. Die Sorgen besonders um ihre Töchter setzten ihr arg zu. Am 22.10.1943 wurden ihre Kinder auch noch bei dem großen Luftangriff auf Kassel ausgebombt und verloren alles, bis auf das, was sie am Körper trugen. Notgedrungen musste die Ehefrau von Ernst die Mädchen aufnehmen und erwies sich als die böse Stiefmutter aus den Märchenbüchern. Der Sohn mied das Elternhaus aufgrund dieser Frau.

 

Ernst Jahn lehnte es monatelang ab, für seine Exfrau ein Gesuch um Entlassung aus der Haft einzureichen. Erst nachdem es in der neuen Ehe kriselte, raffte er sich angeblich im Januar 1944 dazu auf. Derweil musste Lilli Zwangsarbeit in einer Pharmafirma  leisten. Dennoch wurde sie für die Mithäftlinge, überwiegend russische und polnische Zwangsarbeiterinnen, schnell eine wichtige Stütze. Die ehemals anerkannte Ärztin war sich nicht zu schade, trotz der harten Arbeit und den zahlreichen Entbehrungen freiwillig in der wenigen „Freizeit“ Pflege, medizinische Versorgung und Geburtshilfe bei ihren Leidensgenossinnen zu übernehmen.

 

Im März 1944 verlegte man sie in das KZ Auschwitz. Auch dort schien sie bis zur letzten Erschöpfung im Krankenrevier gearbeitet zu haben. Das letzte Lebenszeichen der Mutter erhielten die Kinder Anfang Juni 1944. Diesen Brief diktierte sie einer Mitgefangenen, die anscheinend nicht sicher in der deutschen Sprache war. Die Unterschrift war vermutlich die Ihrige, jedoch sehr kraklig. Lilli war wohl bereits durch eine Erkrankung zu schwach, um selber zu schreiben. Mitte Juni verstarb Lilli Jahn, wie und an welchem Tag genau konnte nicht ermittelt werden.

 

Zwei ihrer Töchter erlernten in England später übrigens den Beruf der Krankenschwester, eine wurde Krankengymnastin.

 

Quellen: Mein verwundetes Herz. Das Leben der Lilli Jahn ISBN 3-421-05634-X; ZDF History Die Geschichte der Lilli Jahn


 

Lea Jakob

 

Die Krankenschwester Lea Jakob arbeitete  in der jüdischen Abteilung  im Jüdischen Krankenhaus Berlin. Nach den Aussagen von Gad Beck versuchte sie, den Pflegebedürftigen wirklich zu helfen und scheute auch keine Zusammenarbeit mit Untergetauchten, um Menschen durch Flucht vor der Deportation zu bewahren. Nachdem Gad Beck als Inhaftierter im Gestapokeller, der ehemaligen Pathologie, verschüttet wurde, verdankte er es auch ihrer Pflege, bis zum Kriegsende zu Überleben. Sie setzte ihn davon in Kenntnis, dass es den Plan gab, die Gefangenen im Jüdischen Krankenhaus in den letzten Kriegstagen zu liquidieren. Die Tötung wurde verhindert, da die Betroffenen durch die rechtzeitige Warnung angesichts der anrückenden Russen erfolgreich um ihr Leben verhandelten.

 

Quelle: Gad Beck


 

Jitka Jakubzova

 

war Rotkreuzhelferin und lebte 1945 in Roztoky in Tschechien. Sie barg und pflegte Häftlinge des Deportationszuges 94803 aus dem KZ Leitmeritz.

 

Der tschechischen Zivilbevölkerung in Roztoky war es damals gelungen, die Weiterfahrt des Zuges für einen Tag aufzuhalten  und die Häftlinge mit Trinken und Essen zu versorgen. Schwerkranke und verwundete Häftlinge wurden geborgen und gesund gepflegt.

 

Quelle: http://www.roztoky.com/vzpominky-na-transport-smrti-20140516; Dokumentarfilm: Todeszug in die Freiheit; Mocellin / Muggenthaler

 


 

Pater Hilarius - Pawel Januszewski

 

Pawel Januszewski wurde am 11.6.1907 in Polen in Krajenkach, Polen, geboren. Er kam aus einer sehr armen Familie, die nicht in der Lage war, seine Schulausbildung und Studien zu finanzieren. Am 15.7.1934 wurde er zum Priester geweiht.

 

Am 18.9.1939 kam es zu Verhaftungen mehrerer Karmeliter, wobei kein Grund erkennbar war, den die Gestapo vorschieben konnte. Pater Januszewski ging freiwillig mit in Haft für einen älteren kranken Glaubensbruder. Er wurde nach Gefängnisaufenthalt und anderem KZ schließlich im April 1941 als Nummer 27648 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Er gehörte zu den Priestern, die sich freiwillig zur Pflege der Typhuskranken, überwiegend russische Mithäftlinge, im Seuchenblock 25, meldeten. Er infizierte sich und starb am 25.3.1945 im Alter von 37 Jahren. Am 13. Juni 1999 wurde er von Johannes Paul II. in Warschau selig gesprochen.

 

Quelle: Karmelitenorden.de


 

Lisa (Ly) Japha, geb. Groß

 

Lisa Groß wurde am 28.10.1921 in Bingen geboren. Ihre Eltern waren Paul Wolfgang Groß, geboren am 31.3.1883 und Ella, geborene Cahn am 19.9.1883.

 

1939 gelang es Lisa mit ihrem Bruder nach England zu entkommen. Ein Onkel überwies ihr aus Amerika Geld, sodass sie in England eine Ausbildung zur Kinderschwester absolvieren konnte.

 

Ihre Mutter sah sie nie wieder. Ihr gelang nicht die Flucht. Inzwischen verwitwet und in zweiter Ehe mit Max Mayer verheiratet, wurde sie mit dem Stiefvater am 20.3.1942 unter den Nummern 510 und 511 nach Piaski-Lublin deportiert und ermordet.

 

1947 konnte Lisa ihrem Bruder in die USA folgen. Dort heiratete sie L. Curt Levisohn. Im Januar 1959 wurde sie Witwe und heiratete erneut im August 1959 Gerry Japha. Sie bekam fünf Kinder, Alvin, Dan, Moshe, David und Lynn. Die Familie lebte in Denver. Ihr zweiter Mann starb im Mai 2005.

 

Lisa Japha starb am 27.2.2013 in Denver.

 

Quelle: Allgemeine Zeitung, 28.10.2003, Regionalnachrichten Mainz, Beate Götz: "Weinrebe ziert Grab in Colorado"; Intermountain Jewish News Saturday, 19.5.2018 / 5th of Sivan 5778


 

Dr. med. Halina Jedrzejewska-Dudzikówna

 

Halina Dudzikówna wurde am 19.10.1926 in Warschau geboren. Sie hatte noch zwei ältere Schwestern. Da ihr Vater im Ministerium beschäftigt war, wurde die Familie zu Kriegsbeginn nach Równe evakuiert. Am 17.9.1940 marschierte dort die Rote Armee ein. Es kam zu Massenverhaftungen. Als Exilpolen drohte auch ihnen eine Verhaftung. Zuerst gelangte ihr Vater mit den Schwestern durch Hilfe der Armia Krajowa nach Warschau. Nachdem die Fluchthilfe für ihre Mutter und sie ausblieb, schlugen sie sich auf eigene Faust in abenteuerliche Weise nach Hause durch.

 

In Warschau erlebte die Familie große Not und Hunger. Ein weiteres Problem war der Schulbesuch. Da die höheren Schulen von den deutschen Besatzern geschlossen waren, besuchte sie eine geheime Schule im Untergrund. Sie gehörte zu den Pfadfindern. Sehr früh schloss sie sich dem Widerstand und der Armia Krajowa an. Dort wurde sie zur Sanitäterin ausgebildet. Außerdem erledigte sie Kurierdienste, oft in akuter Lebensgefahr. Sie diente während des Warschauer Aufstandes im Batalionu Miotla, später auch in anderen Einheiten und wurde zweimal mit dem Kreuz der Tapferkeit ausgezeichnet.

 

Nach der Kapitulation der Armia Krajowa kam sie mit 551 Leidensgenossinnen in das Stammlager X-B  in der Nähe von Sandbostel nordöstlich von Bremen, ein Arbeits- und Kriegsgefangenenlager. Von dort wurde sie in das Kriegsgefangenen - Mannschafts - Stammlager Stalag VI C Bathorn verbracht. Dort erlebte sie am 12.4.1945 die Befreiung durch die Panzerdivision von General Maczek. Nach der Befreiung wurde sie nach Großbritannien gebracht. Dort diente sie im Hilfsdienst der Frauen der Polnischen Luftwaffe (WAAF).

 

Im Juli 1946 kehrte sie nach Polen zurück. Ihre pflegerische Tätigkeit endete. Sie begann ein Medizinstudium an der Universität von Posen. Das Medizinstudium hatte sie sich bereits während des Aufstandes vorgenommen durch ihre Erfahrungen als Sanitäterin. 1947 heiratete sie Tadeusza Jedrzejewskiego. Sie kannte ihn aus der Zeit des Warschauer Aufstandes. Ihr Mann bekam in Warschau Arbeit und so setzte sie ihr Studium in Warschau fort und schloss es dort 1952 ab. Anschließend arbeitete sie in einer orthopädischen Klinik. 1966 erlangte sie den Doktorgrad.

 

Seit 1956 engagierte sie sich für die Militärveteranen. Ab 1981 gehörte sie dem Vorstand der ZBoWiD, Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie, an. Außerdem wurde sie in den Hauptvorstand der Warschauer Aufständischenunion gewählt. Halina Jedrzejewska erfuhr in Polen zahlreiche Ehrungen.

 

Quellen: Wikipedia.pl; Muzeum Powstania Warszawskiego


 

Toby (Till) Jensky

 

Die Krankenschwester Toby Jensky, Till gerufen, wurde am 9.7.1911 in New York geboren.  Sie war Krankenschwester und arbeitete in New York City im Beth Israel Krankenhaus. Nach dem Putsch der Faschisten gegen die Spanische Republik  und Kriegsausbruch wurde das New Yorker Krankenhaus eine Zentrale für Hilfsorganisationen aus Amerika für medizinische Hilfen in Spanien.

 

Dr. Edward Barsky aus dem Beth Israel Krankenhaus koordinierte Hilfen und stellte einen medizinischen Trupp zusammen, der unter seiner Leitung ab 1937 für die Abraham Lincoln Brigade in Spanien arbeitete.

 

Toby Jensky galt eigentlich als unpolitisch, gehörte auch keiner Partei an. Dennoch schloss sie sich der Hilfsgruppe der Abraham Lincoln Brigade an und arbeitete ab April 1937 im amerikanischen Krankenhaus in Villa Paz. Gleichzeitig war sie Verwalterin des American Medical Bureau. Im Januar und Februar 1938 arbeitete sie an der Teruel Front, ab März 1938 wieder in Villa Paz. April 1938 kehrte sie in die USA zurück. In Spanien könnte sie eventuell einen englischen Bildhauer Jason Gurney geheiratet haben, doch genauere Informationen fehlen. 

 

Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie wieder im Beth Israel Hospital. Toby Jensky starb 1995 in New York.

 

Quelle: Abraham Lincoln Brigade Archiv


 

Milena Jesenska

 

Die tschechische Journalistin Milena Jesenská, ehemalige Freundin von Franz Kafka (Kafka setzte ihr in seinen Tagebüchern, 1952 erschienen, und in den „Briefen an Milena" ein Denkmal) war die Tochter des bekannten Prager Arztes und Universitätsprofessor Jan Jesensky.

 

Als die Deutschen die Tschechoslowakei besetzten, schloss sie sich der Widerstandsbewegung an und half Naziverfolgten, ins Ausland zu kommen. 1939 verhaftete sie die Gestapo in Prag. Milena kam in das Untersuchungsgefängnis Dresden. Als sie ins KZ Ravensbrück überstellt wurde, war sie bereits krank. Vermutlich litt sie unter Rheumatismus, hatte ständig geschwollene Hände und ununterbrochen Schmerzen.

 

Die berufsfremde Milena arbeitete im Krankenrevier. Durch ihre Arbeit konnte sie vielen Frauen das Leben retten, indem sie Blutproben, die nach Berlin zur Untersuchung geschickt wurden, kurzerhand fälschte. Im Winter 1941 versuchte sie, der internierten Lotte Henschel zu helfen. Diese befand sich in einem jämmerlichen Zustand. Es hieß, dass Tb-Kranke entlassen werden sollten.

 

Milena Jesenská besorgte Lotte Henschel einen positiven Sputumbefund, durch den diese auf die TB-Station gelangte. Der SS-Arzt füllte dann auch den Entlassungsantrag aus. Im letzten Moment bekam Milena Jesenská mit, wohin die „Krankentransporte" wirklich gingen. Milena quälte sich mit Selbstvorwürfen. Ungeachtet dessen, dass sie sich selber in Gefahr brachte, ließ sie hintereinander neue Sputumbefunde von Lotte Henschel anfertigen, die natürlich negativ waren und beharrte auf eine wundersame Ausheilung der Tuberkulose bei dieser Patientin. Endlich konnte sie den SS-Arzt Sonntag von der "Wunderheilung" überzeugen. Lotte Henschel wurde von der Transportliste in den sicheren Tod gestrichen.

 

Im Winter 1943/44 verschlechterte sich Milenas Gesundheitszustand massiv. Ständig hatte sie Fieber. Der neue SS-Arzt untersuchte sie und stellte fest, dass angeblich eine Niere vereitert sei und riet zu einer Operation. Die Operation überlebte sie zwar, konnte sich aber in den nächsten drei Monaten von ihr nicht wirklich erholen. Milena Jesenska starb am 17. Mai 1944.

 

Quellen: Wikipedia; Exil-Archiv

 

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