Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


Rosalie Pauline Heimann

 

Die Krankenschwester Rosalie Pauline Heimann wurde am 2.6.1899 in Ratibor geboren. Ihre Eltern waren der Gastwirt Karl Heimann, geboren am 5.7.1859, und Martha, geborene Schück am 9.11.1865. Rosalie hatte drei Brüder, Kurt, geboren 1894, Felix, geboren 1896, und Herbert, geboren 1901.

 

Ihr Bruder Kurt fiel im I. Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger. Felix war zuletzt Rechtsanwalt bei der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ in Berlin. Auch Rosalie lebte spätestens ab 1925 in Berlin, da sie dort im Jüdischen Krankenhaus arbeitete. Der Bruder Herbert blieb in Schlesien, machte eine Ausbildung zum Lithografen und arbeitete später als Fotograf in Görlitz mit eigenem Fotostudio.

 

Ob Rosalie in Berlin oder in Schlesien die Ausbildung zur Krankenschwester machte, ist unbekannt. Wahrscheinlicher ist, dass sie die Ausbildung im Jüdischen Krankenhaus in Breslau machte, wo auch ihr Bruder Felix Jura studierte. Das Jüdische Krankenhaus in Breslau, gegründet 1904, galt mit 350 Betten und sieben Fachrichtungen als eins der modernsten und angesehensten Krankenhäuser, dass Patienten aller Konfessionen versorgte und jüdische Krankenschwestern aus ganz Deutschland ausbildete.

 

1942 starb ihr Vater an den verheerenden Lebensbedingungen unter den Nazis. Die Mutter und der jüngere Bruder Herbert wurden im November 1942 nach Theresienstadt mit dem Transport XVIII/2 deportiert, wo sie am 20.11.1942 eintrafen. Herbert  wurde am 29.1.1943 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Auch ihr Bruder Felix wurde am 2.4.1942 unter der Nummer 652 mit dem XII. Transport von Berlin nach Warschau verschleppt und gilt seitdem als vermisst.

 

Rosalie war die Einzige in der Familie, die sich dem Zugriff der Nazis entziehen konnte. Kurz vor Kriegsausbruch flüchtete sie nach England. Vermutlich verschaffte ihr der Beruf, denn auch dazumal gab es in England ein Mangel an Krankenschwestern, zum rettenden Visum. Ihre gesamte Habe verlor sie allerdings im Hamburger Freihafen.

 

In England erfuhr sie, dass ihre Mutter Theresienstadt überlebt hatte. Die Mutter war schwer traumatisiert und krank und musste zunächst noch ein Jahr in Deutschland stationär behandelt werden. Im April 1947 konnte sie die Mutter endlich zu sich nach England holen. Jahrzehnte stritt sich Rosalie mit deutschen Behörden um Entschädigungen und Versorgungsansprüchen, obwohl Ärzte eindeutig festgestellt hatten, dass der bemitleidenswerte psychische und physische Zustand der alten Dame eindeutig im Zusammenhang stand mit der Verfolgung im Nazideutschland. Am 15.5.1959 starb die Mutter in Hove.

 

Rosalie Pauline Heimann starb am 6.12.1997 in Bournesmouth.

 

Quellen: Statistik des Holocaust; Das Bundesarchiv Gedenkbuch; Yad Vashem; Blog: Die Verlorenen (Axel Huber)


 

Erna Heimberg

 

Erna Heimberg wurde am 11.1.1889 in Madfeld bei Brilon geboren. 1911 machte sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester beim Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main. Im I. Weltkrieg arbeitete sie im Lazarett 27 in der Verwundetenpflege als OP-Schwester. In den 1920er Jahren war sie Gemeindeschwester in Mannheim. 1936 kehrte sie in das Frankfurter Schwesternhaus zurück. Von 1940 bis 1941 arbeitete sie im Rothschild´schen Hospital. Ab 7.5.1941 bis zu ihrer Deportation war sie die letzte Oberin des Frankfurter jüdischen Krankenhauses Gagernstraße. Am 15.9.1942 wurde sie abgeholt und am 16.9.1942 mit dem Transport XII/3, Nr. 390 von Frankfurt am Main nach Theresienstadt deportiert. Vermutlich arbeitete sie auch dort in der Pflege. Am 15.5.1944 wurde Erna Heimberg mit dem Transport Dz, Nr. 2271 nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

 

Quelle: „Jüdische Pflegegeschichte / Jewish Nursing History – Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main“; Opferdatenbank


 

Gertrud Heinemann

 

Gertrud Heinemann wurde 1891 in Lüneburg geboren. Die ausgebildete Krankenschwester arbeitete seit Februar 1914 im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. Ihr gelang es am 4.5.1939 nach New York in die Vereinigten Staaten zu emigrieren. Der Anfang in den USA war für sie nicht leicht. Durch Privatpflegen konnte sie sich über Wasser halten, bis sie durch Sprachkurse genügend Englisch konnte, um dort das Schwesternexamen noch einmal abzulegen, weil der deutsche Abschluss dort nicht anerkannt wurde. Erst nach mehreren Jahren bekam sie die Zulassung, wieder als Krankenschwester in einem Krankenhaus arbeiten zu dürfen.

 

Quelle: Israelitisches Krankenhaus in Hamburg


 

Erna Heizheimer

 

Die Hebamme Erna Heizheimer, geboren am 30.10.1899, wurde am 9.12.1942 nach Auschwitz mit dem "24. Osttransport" deportiert.

 

Quellen: Statistik des Holocaust


 

Richard Henkes

 

Richard Henkes wurde am 26.5.1900 als neuntes von dreizehn Kindern in dem Dorf Ruppach nahe bei Montabaur geboren. Er wollte Missionar in Kamerun werden und wechselte deshalb 1912 von der Volksschule in das neu erbaute Studienheim der Pallottiner in Vallendar. Doch 1918 wurde er zum Kriegsdienst nach Darmstadt einberufen, kam aber nicht mehr an die Front. Ein Jahr später bestand er sein Abitur und trat in das Noviziat der Pallottiner in Limburg ein. Dort legte er 1921 die erste Profeß ab und wurde 1925 zum Priester geweiht. Zunächst arbeitete er als Lehrer an der Nachwuchsschule der Pallottiner in Schönstatt. Eine Lungentuberkulose zwang ihn für ein Jahr zum Pausieren, danach nahm er seine Lehrtätigkeit in Alpen, dann in Schönstatt, ab 1931 in Katscher und ab 1937 in Frankenstein wieder auf.

 

Richard Henkes erkannte bereits sehr früh den menschenverachtenden Charakter des Naziregimes. Mutig trat er in der Schule, in Exerzitien und seinen Predigten öffentlich für die Werte des Christentums ein. Nach einer Predigt in seinem Heimatdorf wurde er bereits 1937 wegen Kanzelmißbrauchs angezeigt. Ein Sondergericht in Breslau eröffnete ebenfalls 1937 gegen ihn einen Prozess wegen angeblicher Verunglimpfung des Führers, der 1938 aufgrund des Amnestiegesetzes nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich ohne Urteil endete. Richard Henkes wurde daraufhin aus dem Schuldienst herausgenommen, um ihn zu schützen. Er arbeitete nun als Jugendseelsorger und Exerzitienmeister in Branitz und predigte in Oberschlesien und auf dem Annaberg.

 

Als ihm die Einberufung durch die Wehrmacht drohte, bekam er 1941 die Pfarrverwaltung in Strandorf im Hultschiner Ländchen im heutigen Tschechien. Weiter geißelte er die unchristlichen Lehren und Praktiken des Nationalsozialismus. Und er setzte sich massiv gegen die Benachteiligung und Diskriminierung der ansässigen tschechischen und jüdischen Bevölkerung ein. Henkes erlernte die tschechische Sprache, um sich auch mit diesen Mitbürgern verständigen zu können. Als er auf der Kanzel von Branitz mit Blick auf die dortige Heil- und Pflegeanstalt die Tötung Wehrloser als Mord bezeichnete, geriet er endgültig in das Visier der Gestapo.

 

Am 8.4.1943 wurde Richard Henkes von der Gestapo in Ratibor verhaftet. Er schrieb aus dem Gefängnis in einem Brief: "Am Anfang habe ich noch um meine Freiheit gebetet, jetzt habe ich mich durchgerungen, und wenn ich auch ins Lager müsste, dann werde ich genau so Deo gratias sagen wie bei meiner Verhaftung." Offensichtlich ahnte er bereits, was kam. Am 10.7.1943 verschleppte ihn die Gestapo als Häftling Nummer 49642 in das KZ Dachau.

 

Neben der Zwangsarbeit dort übte er unbeirrt und verbotenerweise weiter Priestertätigkeiten aus, kümmerte sich um Sterbende und pflegte sie. Mithäftlingen versuchte er Mut zu machen, teilte mit ihnen seine Proviantpakete. Dazu versuchte er, seine tschechischen Sprachkenntnisse zu vervollkommnen. Unterricht erhielt er von dem späteren Prager Erzbischof und Kardinal Josef Beran. Nach dem Krieg beabsichtigte Henkes, als Seelsorger in Tschechien zu arbeiten. In den menschenunwürdigen Verhältnissen des Konzentrationslagers bauten der Tscheche Josef Beran und der Deutsche Richard Henkes bereits an der Brücke der Versöhnung zwischen den verfeindeten Nationen.

 

Ende 1944 brach im KZ Dachau die zweite große Typhusepidemie aus. Es fehlte an Pflegepersonal und Pater Henkes ließ sich freiwillig bei den Typhuskranken des Zugangsblock 17 einschließen, in dem neue Häftlinge zunächst einquartiert wurden und wo er bis dahin als Kantineneinkäufer gearbeitet, aber nicht gewohnt hatte. Das dürfte Mitte Dezember 1944 gewesen sein. Dabei war ihm die Gefährdung durch Ansteckung voll bewusst. Doch er konnte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, die ausländischen Kranken hilflos liegen zu lassen. Im Februar infizierte er sich und verstarb am Flecktyphus nach nur fünf Tagen bis zum Skelett abgemagert am 22.2.1945.

 

Henkes war nicht der einzige Pallotinerpater im KZ Dachau. Elf seiner Mitbrüder waren dort ebenfalls inhaftiert. Sie konnten erreichen, dass sein Leichnam einzeln verbrannt und die Asche geborgen wurde. Am 20. Jahrestag seiner Primiz wurde seine Asche am 7.7.1945 feierlich auf dem Pallottinerfriedhof in Limburg beigesetzt und im Jahre 1990 in die Bischofsgruft überführt. Schon 1985 regten überlebende Priester des KZ Dachau seine Seligsprechung an. Im Jahr 2000 stimmte die tschechische Bischofskonferenz einstimmig dafür, eine Seligsprechung zu unterstützen. Im Januar 2001 sprach sich dann das Provinzkapitel der Limburger Pallottinerprovinz für einen Seligsprechungsprozess aus, der am 25.5.2003 von Diözesanbischof Dr. Franz Kamphaus in der Marienkirche der Pallottiner in Limburg eröffnet wurde.

 

Quelle: Wikipedia


 

Ida Henle, geb. Messing

 

Ida Messing wurde am 21.11.1892 in Nürnberg geboren. Sie war mit Julius Henle, geboren 1898, verheiratet, der aber bereits 1926 verstorben war. Das Ehepaar hatte eine Tochter, Ruth Ursula Henle (siehe dort), geboren am 25.4.1920 in Stuttgart.

 

Ida Henle war Heimleiterin des Zwangsaltenheimes im Dellmensinger Schloss.

 

Vom Februar bis August 1942 befanden sich zwangsweise 128 alte und meist pflegebedürftige Menschen aus ganz Württemberg in dem Heim. 17 Bewohner*innen starben bereits dort vor der Deportation an den unhaltbaren Zuständen. Die jüdischen Pflegekräfte waren bemüht, das Elend zu mindern, obwohl sie selber diesen Bedingungen ausgesetzt waren. Die Menschen bekamen kaum Nahrungsmittel, keine Konsumgüter, Kleidung, Pflegeartikel oder medizinische Versorgung. Die hygienischen Bedingungen in dem stark renovierungsbedürftigen Schloss waren mangelhaft, die Beheizung unzureichend, das Haus restlos überfüllt und durfte nicht ohne Genehmigung des Bürgermeisters verlassen werden.

 

Wer dachte, dass es nicht schlimmer werden könnte, irrte. Am 22.8.1942 wurde Ida mit ihrer Tochter, Kolleginnen und den alten Menschen nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurde sie am 29.1.1943 ins Vernichtungslager Auschwitz verschleppt.

 

Ida Henle wurde in Auschwitz ermordet.

 

Quellen: Yad Vashem; Gedenkbuch Bundesarchiv; Statistik und Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich; Terezin Memorial; ancestry


 

Ruth Ursula Henle

 

Ruth Ursula Henle wurde am 25.4.1920 in Stuttgart geboren. Ihre Mutter war Ida Henle, geb. Messing (siehe dort), ihr Vater Julius Henle, geboren 1898, der bereits 1926 verstarb.

 

Die Krankenschwester war zuletzt im Lager oder Zwangsaltenheimes Dellmensingen, bevor sie am 22.8.1942 von Stuttgart mit ihrer Mutter, Kolleginnen (siehe auch Elsa Erlebacher und Hilda Fischer) und alten Menschen nach Theresienstadt deportiert wurde.

 

Am 29.1.1943 wurde Ruth Ursula Henle unter der Nummer 195 nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

 

Quellen: Yad Vashem; Gedenkbuch Bundesarchiv; Statistik und Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich; Zeichen der Erinnerung; US Holocaust Memorial Museum


 

Margarethe Hennig, geb. Pietschmann

 

Margarethe Antonia Emma Hennig, geborene Pietschmann, wurde am 26.2.1896 in Lübben im Spreewald als fünftes Kind der Eheleute Pietschmann geboren. Sie absolvierte bereits 1911 mit 15 Jahren eine Ausbildung als Schwesternhelferin beim Deutschen Roten Kreuz und ergriff später den Beruf der Krankenschwester.

 

Nach dem ersten Weltkrieg arbeitete sie für das DRK als Schwesternausbilderin in der Sowjetunion. Von 1924 bis 1928 führte sie das Kriegswaisenheim »Haus Sonnenblick« in Hohenlychen. Von 1928 bis 1931 war sie als Oberschwester in der Heilanstalt Hohenlychen tätig, ein Sanatorium des Deutschen Roten Kreuzes für Tuberkulosekranke. 1931 heiratete sie Werner Hennig und gab ihre Tätigkeit als Krankenschwester auf. Das Ehepaar baute in Hohenlychen ein Haus. 1935 kam ihr Sohn Dieter zur Welt.

 

Durch den Kriegsausbruch 1939 begann sie wieder, als Rot-Kreuz-Schwester zu arbeiten. Inzwischen war das Sanatorium Hohenlychen schwerpunktsmäßig eine orthopädischen Klinik geworden und diente im II. Weltkrieg als Lazarett. Chefarzt von Hohenlychen war nun Karl Gebhardt, auch bekannt als die Bestie von Ravensbrück. Der Leibarzt von Heinrich Himmler führte Experimente an KZ-Häftlingen in verschiedenen Konzentrationslagern durch, speziell im KZ Ravensbrück, das in der Nähe von Hohenlychen lag. Gebhardt musste sich wegen tödlicher Sulfonamid-Experimente an weiblichen KZ-Insassen und verbrecherischer chirugischer Eingriffe vor dem Nürnberger Ärzteprozess verantworten. Er wurde als Kriegsverbrecher und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit am 20.8.1947 zum Tode verurteilt und am 2. Juni 1948 hingerichtet.

 

Margarethe Hennig sah nicht weg. Während ihrer Tätigkeit im Lazarett begann sie, Kriegsgefangene, Zwangsdeportierte und Frauen aus dem KZ Ravensbrück, die in Hohenlychen arbeiten mussten, zu unterstützen. Sie und ihr Mann halfen französischen Kriegsgefangenen aus dem Holzsägewerk Barnewitz bei der Flucht. Als ein amerikanisches Flugzeug nahe Lychen abstürzte, fuhr sie mit dem Sanitätswagen entgegen den SS-Befehlen zur Absturzstelle, um erste Hilfe zu leisten.

 

Hohenlychen galt als SS-Hochburg. Die Rote Armee hatte das KZ Ravensbrück befreit und unglaubliche Bilder gesehen. Russische Soldaten wüteten ungebremst. Nach ihrem Einmarsch am 1.5.1945 in Lychen wurde Margarethe Hennig von Rotarmisten in ihrem Haus überfallen. Sie rief um Hilfe. Zwei Lehrer der nahen Pannwitz-Schule versuchten zu helfen und wurden erschossen. Vor den Augen ihrer Mutter und ihres neunjährigen Sohnes wurde sie vergewaltigt und danach mit einem Kopfschuss ermordet. Ihre Leiche verscharrte man in einem Massengrab auf dem Hohenlychener Friedhof.

 

Quelle: DRK Kreisverband Uckermark West


 

Helene Hentschel

 

Helene Hentschel wurde am 12.7.1887 geboren. Die Krankenschwester aus Wien war ab 1933 NSDAP-Mitglied.

 

Irgendwann muss bei ihr ein Umdenken stattgefunden haben. Denn die Wiener Gestapo verhaftete die Frau am 14.10.1944. Ab dem 6.4.1945 saß sie wegen Verdachts der "staatsfeindlichen Betätigung" in Untersuchungshaft. Sie soll für die Widerstandsgruppe „Freies Österreich" aktiv gewesen sein. Die Haft hatte sie überlebt. Zu ihrem weiteren Schicksal fehlen Informationen.

 

Quelle: DÖW


 

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