Virtuelles Denkmal "Gerechte der Pflege"

"... die tolldreisten, machthungrigen Horden, sie konnten den Geist nicht morden!"


"... die tolldreisten, machthungrigen Horden,

sie konnten den Geist nicht morden!"

 

"Gerechte der Pflege" sind Pflegende, die inmitten des Terrors der Nazidiktatur durch ihr Leben und Werk späteren Generationen den Glauben an eine humane Pflege bewahrten. Hier erfahren Sie, welche Menschen die Ehre verdienen, in das Virtuelle Denkmal aufgenommen zu werden. Sie haben alle etwas gemeinsam: sie pflegten Menschen. Und sie sahen nicht weg, schwiegen nicht, erfüllten nicht ihre vorgezeichneten Rollen.

 

Viele KollegINNen, mit denen ich mich unterhielt, wollten als WiderstandskämpferInnen der Pflege nur Personen akzeptieren, die eine Krankenschwesternausbildung hatten. Nach reiflichen Überlegungen verwarf ich es. Erstens war die Pflegeausbildung noch nicht in diesem Umfang reglementiert wie heute. Berufsbilder entsprachen nicht unbedingt unseren heutigen Vorstellungen. Viele FürsorgerInnen, Wohlfahrts- oder FamilienpflegerInnen arbeiteten sehr wohl ganz direkt in der Pflege, hatten aber noch andere Schwerpunkte. Es würde ja auch heute niemand Alten- oder HeilerziehungspflegerInnen absprechen, zum Pflegepersonal zu gehören. Berufsbezeichnungen, die es damals noch gar nicht gab. Ferner würden männliche Pflegekräfte als Wärter, Irren-  oder Krankenpfleger oder die Hebammen etc herausfallen. Drittens zeigt auch die Gegenwart, dass PflegehelferINNEN für die Pflege ein Gewinn sein können.

 

In den KZ´s arbeiteten oft Berufsfremde in der Pflege. Viele von Ihnen waren für Gepflegte ein Alptraum. Aber es gab Beispiele, dass berufsfremde "Kriminelle", die einem Krankenrevier zugewiesen wurden, alles unternahmen, um sich pflegerische Kenntnisse anzueignen und ihr eigenes Leben riskierten, um ihre kranken Mithäftlinge zu schützen. Sie haben keinen Platz im Virtuellen Denkmal verdient?

 

Oder ÄrztINNeN wurden als zusätzliche Demütigung in den KZ´s als PflegerINNEN eingesetzt. Sie litten wie alle ihre Mitgefangenen unter ihrer Haft, steckten die Demütigungen weg und pflegten aufopferungsvoll die Patienten. Auch sie gehören nicht ins Virtuelle Denkmal?

 

Ich denke, dass die Augen der Gepflegten entscheiden sollten, wer in das Virtuelle Denkmal der Pflege gehört. Und ich scheue mich auch nicht, einen "kriminellen" Berufsfremden im KZ als Vorbild zu wählen, dem andere kranke Häftlinge das Leben verdankten, weil er sie durch seinen Mut, Menschlichkeit, Engagement und Größe vorbildlich unter den gegebenen Umständen pflegte.

 

Ferner finden diejenigen Pflegekräfte im "Virtuellen Denkmal" einen Platz, die aus rassistischen oder religiösen Gründen von den Nationalsozialisten verfolgt und umgebracht wurden. Diese Menschen haben zumeist kein Grab, keine Gedenkstätte und es wird höchste Zeit, sie dem Vergessen zu entreißen. Es waren unsere KollegINNen.

 

Natürlich hätte ich die "Gerechten der Pflege" sortieren können. Vielleicht nach Beruf, Art Opfer, Widerstandsgruppe, Konfession, politischer Richtung, Haarfarbe oder Schuhgröße.

 

Nein!

 

Jahrzehntelang war das Sektierertum der größte Hemmschuh der Pflege. Die "Gerechten der Pflege" kamen aus zig Ländern, gehörten den unterschiedlichsten Weltanschauungen an, pflegten mit den verschiedensten Vorraussetzungen. Und oft genug schauten sie über den eigenen Tellerrand, reichten ihrem "Feind" die Hand. Lebten Solidarität, ohne diese zu benennen. Ganz bewusst habe ich auf die Schubladen verzichtet. Nehmen wir die "Gerechten der Pflege" so an, wie sie waren: schillernd, bunt, faszinierend. Menschen, die die Verantwortung annahmen: Für sich und die, die ihnen vertrauten. Wir wollen das Individuum pflegen, um jedem Menschen gerecht zu werden. Dann sollten wir auch zu unserer Individualität stehen, zu unserer Einzigartigkeit. Und dann sehen wir die, die sich der braunen Diktatur nicht beugten, im Einzelnen und im Gesamten.

 

H. Dreyling-Riesop


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